Freitag, 30. Dezember 2022

Philosophie auf die Beine stellen

Das primitive Argument des Tuns und der Täter, genannt Handeln vor Denken. Ob Philosophie, Kunst oder Religion: lass Dich nicht abführen:
Sie brauchen Herrschaft statt Person.

Mittwoch, 28. Dezember 2022

Sichelphysik

Sichelphysik

Mit eigenen Augen Überlichtgeschwindigkeit zu sehen,  den Magneten an die Teslaturbine heften. Abschluss in der Weihnachtszeit. Sichel oder Sichel?

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Was ist das für eine kolbenhafte Bewegung dahinten? Die Sonne lichtet in der Schattenpfütze. Jaja, die Doctors mal wieder!

Dr. J. Smirc lötet den Sauvage-Magneten an die Scheibe der Tesla-Turbine,  sein Freund Dr. Warnix, Psychagog und Rhodanist von Nimtz, windet das Kupfernetz in die Röhre.

Im Zentrum sind wir ja noch bei LG, aber der Magnet saust schon mit Überlicht im Kreis.

Aber wie sieht das aus?

Dr.Smirc: "Der schwarze Kreis nahe am Zentrum sendet ausreichend klare, stehende Bilder. Die in der gleichen Zeit weiter bewegten schwarzen Kreise der Peripherie erscheinen dagegen verschoben." Warnix: " Oder gar als doppelte Bilder?"

Jacko Smirc läßt sich nicht verwirren. Zusammen mit Freund Dr. Warnix, Psychagog und tüftelndem Einstein wirft er die Maschine an, drückt die Knöpfe. Warnix dreht die Kurbel.

Erscheinen die Propeller nun als links oder als rechtsgedrehte Sichel? 

Die Zeit ist um. Die Weihnachtswerkstatt wird geschlossen.

Gott fragt sich, was da wohl bewiesen werden sollte. Er holt den Gutschein vor und gibt einen Single Malt aus. 

"Woll'n wir nicht klagen: Zum Schluss hin war's doch ein gutes Jahr." 

12/22 

Montag, 19. Dezember 2022

Meine Philosophen

So etwa ein Buchprojekt, das ich - jetzt auch alt- bleiben lasse.

Dazu folgende Einsichten: 

Was nicht heißt, dass sich mir die anderen "Größen" etwa aus der Ideologie vernünftiger zeigten. Für diese eigentlichen Willenswoller bin ich seit Schopenhauer (nicht Aphorismen! Für den gehobenen Plauderer) mit Erkenntnisphilosophie verdorben.

Wobei mir der Menschenpastoralpolitiker und züchtende Schwatzoph wieder unterkommt. Als er noch nicht oni ritt:
" Wie der höhere Sloterdijk sich Humanitas erklärt. Pränatale Selektion von und mit dem Weltenphilosoph N? Da stellen sich Fragen:

"... mit einem solchen Codex würde 0ffengelegt und aufgeschrieben, daß Humanitas nicht nur die Freundschaft dcs Menschen mit dem Menschen beinhaltet; sie impliziert auch immer — und mit wachsender Explizitheit —, daß der Mensch für den Menschen die höhere Gewalt darstellt.

Wer hat Atem genug, sich eine Weltzeit vorzustellen, in der Nietzsche so historisch sein wird, wie Plato es für Nietzsche war?

Auch in der Gegenwartskultur vollzieht sich der Titanenkampf zwischen den zähmenden und den bestialisierenden Impulsen ...

Ob aber die langfristige Entwicklung auch zu einer genetischen Reform der Gattungseigenschaften führen wird - 0b eine künftige Anthropologentechnologie bis zu einer expliziten Merkmalsplanung vordringt, ob die Menschheit gattungsweit eine Umstellung  vom Geburtenfatalismus zur optionalen Geburt und zur pränatalen Selektion wird vollziehen können, dies sind Fragen...."

Die/der, die nicht Größe, sondern die Wahrheit suchen, müssen nicht belehrt werden. Sich neben Sokrates stellen und dann bei Schopenhauer und/oder Kant hören genügt, um sich selbst am Weg der Fragen entlang zu tasten.

Montag, 28. November 2022

Entwurf: Intellektuelle am Stammtisch

Versagen die Intellektuellen?

Entwurf einer Untersuchung

Herrscher u Gefolge brauchen Voraussicht, Verstand, Funktion. Funktionär: Glatte Oberfläche, Kenntnis der Wirklichkeit in der Gestaltung. Geschicktes Beispiel ohne miese Tricksereien aus der letzten Zeit: Angela Merkel. Gegenbeispiel vom Stammtisch: Sara Wagenknecht (Caritas, Diakonie, AWO haben mehr Menschheit in ihren Einrichtungen, als sie in ihrer Ich-Reklame des We first). 

Kritik und Kontrolle brauchen Einsicht, Vernunft, Intellekt. Tiefere Schichten, tektonisches Interesse bei der Suche nach Erkenntnis der Wahrheit. Beispiele aus 68ern, Gegenbeispiele: höheres Versagen am Trog des literarischen VIP, Sloterdijk, 

Gute wie unbarmherzige Funktionäre brauchen Einfluss. Sie kämpfen um Macht, Möglichkeit der praktischen Veränderung. 

Was tun die Intellektuellen? Sie reihen sich in Gefolgschaften ein, verlieren die Fähigkeiten. Handke, Sloterdijk, Walser (M)...

Ist nicht Jede/r intellektuell und funktionell gleichzeitig?
*
Gedankensammlung 29.11.

Zugehörigkeit der Person in Ideologien: Marx (und Smith?) nach Klasse; Religion nach Bekenntnis; Mussolini, Macchiavelli, Mafia nach Familie, Stamm, Kaste; Imperialismus,  Nazismus, Rassismus nach Herkunft und Aussehen. 
Hat der Klimakleber, die Klimakleberin auch schon ein besonderes Rottenbewußtsein?  Wie ist es mit den Ideologien der Sitte und des Früher, Volkstum, Kanon der sexuellen und gesellschaftlichen Norm? 
Und, mein Schlauwi-Spekulant der Zusammenrottung: Wo bleibt das Person mit bedingende Schicksal von Liebe und Verlust? 

Zugehörigkeit der Person in der Republik: gleichberechtigtes, freies, Teil der Menschheit. 
*

Stammtisch, die VIP Lounge des dörflichen oder Stadtteilwichtig. 
Dazu gehört die Herrschaft, manchmal die Herrschaft begehrende Funktionärstruppe der aufmüpfigen Pegiden aller Ausrichtung.
Aber auch der/die Einfluß und Absatz suchende intellektuelle Zuarbeiter*in.
*
Die Funktionärin Wagenknecht wendet sich vom Stammtisch aus ans Volk, Gefolgschaft zu erwerben: die Intellektuellen, die ihren Appellen an Ego und Wir-zuerst nicht folgen, seien schuld. 

Ich in meinem intellektuellen Anteil fühle mich selbstverständlich beleidigt und bin geneigt, meinerseits die Arbeiter*innen der Praxis zu beschimpfen. Nach einiger Selbstreflexion und Arbeit an Bohrmaschine und Spültisch kehre ich zu meiner Ausgangsfrage zurück, was denn nun die Aufgabe der Intellektuellen sei. 

Es ist die gleiche wie die des sensiblen, die Würde achtenden Menschen überhaupt.
*
Wagenknecht und Sloterdijk ( zu ihm: Montaigne 25 Über die Schulmeisterei)

Sie studiert Hegel
Er liebt Heidegger und Nietzsche
Zu Heidegger und Hegel siehe Schopenhauer
Zu Nietzsche ist von mir genug gesagt.

Was die Welt und die Menschen im Innersten zusammenhält, findet man bei ernst zu nehmenden "Intellektuellen" (gerade nicht bei "Intellektuellebecq", wie die Rechtschreibung ergänzen will).
*
Betrachten wir noch einmal den Stammtisch. 

Hat nicht zumindest auch Deine Mutter gesagt: Du gehörst da nicht hin? 

Aber, was Du an Wissen heraus gefunden hast, musst Du doch sagen und schreiben...
Ja: Nicht in der Kneipe des Stammtischs, aber in der Öffentlichkeit! Nicht als Stimme besseren Wissens. Aber als Stimme eines Wissens. 

Vor allem aber: wo es möglich ist, schweige nicht, wenn Du in all dem berechtigten Geschrei der Interessen, in all den Nebelwürfen anderer und so genannter Intellektueller  bemerkst,  dass die Stimme des Anstands nicht mehr gehört wird. 

Das erwartet die Welt von Dir, die Dir das Privileg, wissen zu wollen, geschenkt hat. Ob Du an der Kasse des Baumarkts, in irgendeinem russischen Generalstab oder auf der Straße als Bettler*in Dein Leben finanzieren mußt, oder es nicht kannst, weil Du versuchen mußt, für die Ernährung Deiner Angehörigen mit einer Fahrt übers Mittelmeer zu erreichen. 
***
Vorherige Ansätze:

Als Intellektueller überschätze ich leicht die Wichtigkeit meiner Gruppe gegenüber den anderen. Was mich dies erkennen ließ, ist Intellekt. Aber jeder hat sowohl Intellekt, als auch Funktionalität. Anders würden Intellektuelle und Funktionelle einander nicht verstehen, nicht miteinander reden und handeln können. 

Allerdings scheint wieder einmal eine Zeit gekommen in der Leute, die sich als intellektuell verstehen, sich in den Turm Beleidigung zurückziehen, während die "richtigen Praktiker" sich fröhlich um Herrschaft schlagen.

Hast Du schon einmal versucht, Mitgliedern eines Stammtischs eine vernünftige oder menschenfreundliche Meinung nahe zu bringen? Zwei Gespräche weiter wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben. Das ist kein Platz für ernstes Interesse außer für Erhalt und Eroberung von Herrschaft und Wohlsein des VIP.

Da sitzen aber nicht nur Funktionäre, sondern auch - Du glaubst es nicht - Intellektuelle. Die brauchen Abnehmer fauler Thesen, Gehör der zahlenden Masse, Beifall der Clacque und  Freibier satt. 
*

Anmerkungen zum Weiterdenken:

Die Schlacht um Ungarn, die die Diktatur des Orban gegen die Zwischenrepublik gewann, sieht sich wie ein Kampf der Funktionäre/Familie gegen den freien Intellekt an. Hatten die Intellektuellen sich eventuell noch nicht aus der Umklammerung von Funktion und Förderung gelöst, den Wert der freien Republik gegenüber den Vorteilen der Beziehungen zu niedrig angesetzt. 

Strammierung der jungen kommunalen Selbstverwaltung, Lähmung der Region durch die Nation. Verlust der Kommunikation, nachwachsender Freiheit. 

Autonomie: In welcher östlichen, aufgehübschten sozialistischen Gemeindeschule stehen wohl keine von der EU-finanzierte Ausbildungs-Nähmaschinen auf geklöppelten Deckchen unter gesicherten Hauben, geschützt vor dem Zugriff der Bevölkerung? Auch weil die Intellektuellen nichts gemerkt haben.

**

Auch "Welt" und "Menschheit" helfen nicht bei der Planung von Struktur und Infrastruktur.

Lege nicht Dein Bild von Mensch und Welt über Dein Handeln, sondern frage einfach die Person, die Welt und Leben in gleichem Raum, in gleicher Zeit verbringt. Die Republik fragt den/die Betroffene. Von dem Gespräch unter den Einzelnen geht hier das Recht aus.

*

Zusammenrotten

Elite, Exklusiv
Gegensatz: Inclusiv

Die Republik sagt: Du gehörst dazu.
Ich bevorzuge deshalb Inklusion.



Donnerstag, 24. November 2022

Der Weekender von KA

Der Weekender, ein Lederkoffer aus alter Zeit.

Menschenzüchter vom Schreibtisch aus.

Wen will der gute Hirte denn melken?

"Regeln für den Menschenpark" Sloterdijk 1999

"Lektionen und Selektlonen haben miteinander mehr zu tun als irgendein Kulturhistoriker zu bedenken willens und fähig war, und wenn es uns bis auf weiteres auch unmöglich scheint, den Zusammenhang zwischen Lesen und Auslesen hinreichend präzise zu rekonstruieren, so ist es doch mehr als eine unverbindliche Ahnung, dass dieser Zusammenhang als solcher seine Realität besitzt." Passt super zum Schlußstrich vom Walser 1998.

Man erkennt schemenhaft den Schreibtisch im Einzelzimmer, wo einer nach Aufnahme im höheren Stammtisch lechzt. Ein Weekender und Suhrkamper vom Heidegger. Nietzsche trieb es bunt, dem hier kommt der graue Kater mit Schwafelschweif. Hat die Suche nach der passenden Ikonostase doch keinen Schopenhauer, vor dem sie hassend ins Singen kommen könnte?

*

Schon kommst Du wieder, Licht vom Trost

Kalt ist der Tag, Eis aus der Nacht.

Es knarren sich windende Weisen aus düsteren Zeiten,

Worte von Wahn und krummem Ding.

Aber der Kerze Schein fällt in das Gesicht der schlafenden Kindheit,

als liebten noch Hoffnung und Trost.

 

*

"Daß die Domestikation des Menschen das große Ungedachte ist, vor dem der Humanismus von der Antike bis in die Gegenwart die Augen abwandte — dies einzusehen genügt, um in tiefes Wasser zu geraten."

Was ist die Wahrheit im bunten Strumpf? Illuminierter Baum, Graukrone, Leuchtturm der Weisheit, Schnuller der Vernunft?

Sehnsucht des angegrauten Gurus nach VIP. Beim Buchhalter Sarazin oder Kolonialträumer Houellebeq klarer ausgesprochen. Die Gewindestange immer wieder falsch gedreht. Twist in sobriety.

Das war kein süffisanter Heimatroman, sondern klug wie eine ganze ausgetrocknete Akademie der guten Laune.

Open Mike in Mainz 99, Ovations of Silence. Mehr Ruhm brauchte ich nicht zu ziehen. Er aber hat alle Schläuche der strebenden Verehrung bei sich, das große Ungedachte,  heilphilosophisches Raunen.

Warum dies einsehen? Wo ist denn die Weisheit eines Nietzschekiff? Der nicht beachtete Spießbürger, der sich einen Zarathustra träumte, wo kein Wichtig den Wicht an seinen Hof lud? Es gibt doch schon Götter und Götzen genug! Aber Einbildung will Abbildung.

Intellektuelle am Stammtisch der Honks. VIP-Lounge. Gleich unter Gleichen sein, eine Stimme auf dem Forum, statt ein Lautsprecher, das genügt nicht. Man reitet die Herde, wähnt sich Hirte, Gaucho und Caudillo.

Wenn sich der Stammtisch der Senioren vom VIP des Allesschwatz und Grauquatsch unter Einfluß von Herrschaft in ein Wolfsrudel verwandelt, wo lang wall- und willfährt und fühlt sich wohl dann der Heidegger, was tanzt und tänzelt dann der Nietzsche auf menschlichem Anstand?

Dr.Smirc überbringt der Kinderhilfs- Einrichtung X eine selbst sortierte Lego – Spende. Von oben sonniger November, unten rot, gelb und grün leuchtende Blätter. Was regt er sich auf? Sie wollen doch nur weiterhin oben in der Suppe schwimmen. Andere werden folgen. Aber auch andere schwankende Köpfe von grau.

*

Ehrliche Antwort auf Dr. Warnix, Psychagog und outgesourcter Poonaguru, der in einer provokanten Attacke fragte: „Ist das nicht Neid, was Dich daran hindert, von dem alten Schwätzer abzulassen?!“

Natürlich fühle ich mich über das Gefühl des Neids erhaben! Wenn ich einen Erfolg sehe, Frage ich mich schon, ob es mit richtigen Dingen zugeht, daß ein anderer, eine andere soviel Beifall erhält. Ich gönne es ihm, ihr nicht.

Aber in diesem Fall wie in dem von Handke, Walser und Houellebecq kommt etwas hinzu, das Gefühl, besser zu denken, zu schreiben, wertvoller in Denken und Schreiben zu sein. Mein Schimpfen richtet sich deshalb mehr an das nicht erkennen könnende Publikum. Also Neid und Verachtung gegen die schwatzende Litterarität, Wut und Verachtung gegen die unterbelichteten Gefolgschaften.

Ich begründe das Recht meines Zorns aus moralischen Forderungen in Sachen der Politik und der Behandlung der Person überhaupt, und aus stilistischen Forderungen in Sachen der Kunst (Stil ist Haltung), wo ich Ernst verlange.

In Sachen Sloterdijk fühlt sich mein Bedarf nach Stil beleidigt von einer beliebig schwankenden Haltung,  und der andere nach Achtung der Person in politischen Dingen. Die Haltung schwankt von Wortballung zu Sinnverquallung, die Achtung der Person erstickt unter dem Abraum antiker Lexika und Nietzscheanischer Selbstüberhöhung des Pfeifendeckels.

In meinem Neid sehe ich daher eine Komponente der Republik der Menschenwürde, um die genannten herum lavieren und ihre Gefolgschaften balbieren.

Ich habe in meinem Leben ausreichend Anerkennung und darüber hinaus Liebe bekommen. Sie aber umarmen die Spitze des goldenen Berges, lachen mit Zarathustra der Menschen. So etwas etwa wäre die Reaktion Schopenhauers auf Nietzsche gewesen.

Das meint mit allem Recht erfolgter Selbstprüfung Dr. Jacko Waldensis Smirc.      Am 24.11.2022

Der Spaß besteht darin, von der Wahrheit zu reden.

Sonntag, 13. November 2022

Gang für den Frieden - slow walk

 Gang für den Frieden

(slow walk for peace)

Die Kaiserstraße lang. Langsam, die Kerze in der Hand. Dreißig sind angemeldet, es kommen zehn. Am Ende des Walks sind es doch mehr als fünfundzwanzig.

Die Lichter gehen an. Lampen, Schaufenster. Kinder tragen Laternen in den Martini. Es wird Nacht.

Stimmengewirr, Arme, Kunden, Verliebte, nach zehn Minuten eine wehmütige orientalische Weise aus einem Saxophon. Wie viele Straßen bin ich gegangen?

Was soll das  heißen:  Z?! Auf der Kerze die Zeichen A und O. Anfang und Ende.

Da sind Kunden und Käuferinnen. Auch für Deinen Frieden gehe ich.

Am Europacenter drehen wir um. Ob die Kerze auch in Deinem Gesicht aufscheint? Eine junge Frau mit schöner Stimme und kräftigem Mikrofon begleitet unseren Weg in einem Zug Sehnsucht. Es klingt wie  Erinnerung.

Zum Ende: Dank des Einladenden. Keine Ursache: Ich habe zu danken. Eine kleine Strecke lang ging der Frieden auf der Straße. Nach Odessa oder Teheran, Mogadishu oder Sanaa. Aus meinem Dorf Kindheit in Deine Hoffnungsstadt.

… Wie kannst Du klagen, Du seist einsam?! Lass Dich durch die Straßen Londons führen…  Streets of London von Ralph McTell 1973, (Ich war 22).

 

Donnerstag, 10. November 2022

Das Wir

Nicht, dass ich an Erfolg glaubte, an den einen oder anderen Kopf.

Jetzt hat man's erkannt und haut wieder auf die große Trommel "Wir". Ich teile diesen Teil der Menschheitshoffnung, verweise aber darauf, dass das Wir auch Thema bei Hitler, Stalin, Putin und Trump war und bei den neuen Autoritären und Faschisten auch ist. War so auch bei Kaiser, Kirche, Verein.

Zu lange herrschten wohl Ich und Du. In der Folge kam es zu Hartz und Schröder. Wichtigkeit der freien Entwicklung (Ich-Ich) und gerechten Verteilung (hoch die internationale Solidarität) bei Gleichgültigkeit gegenüber Nachbar und Nachbarin. Fördern und Fordern ohne Anteilnahme. Wo waren Arbeiter und Familie in Not noch gegenwärtig in Gespräch und Sorge? Sie landeten im Harz -IV Sender und Trump mit aller zugehöriger Gehässigkeit der nicht betroffenen Zuschauer, die allerdings auch selbst nichts weiter zu sagen hatten als "geil".

Jetzt kommt wieder WIR , Stammtisch und Bier. Sei gegrüßt, Adenauer!

Hartz wird Bürgergeld. Wirklich? Oder bekommst Du nur - kommentarlos - einen Massenfraß vorgeworfen?

Die Würde der Person, nach der der  Einzelfall zu prüfen und zu fragen war (schau: Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität), das war BSHG - Bundes Sozialhilfe Gesetz. War!

Von einem, der einmal für Sozialhilfe zuständig war, das Buch "Republik III" geschrieben hat und auch jetzt noch zu denen gehört, die man fragt: "Was machst Du Dich denn immer so wichtig?"

Das Wir kennt nicht Ich noch Du und umgekehrt.
Es geht nicht ohne eines von denen. Denn nur das Zusammen von ich - Freiheit, du - Gleichberechtigung und wir - Brüderlichkeit ergibt die Freie Republik aus der Persönlichkeitswürde. Alles andere: Ideologie und Ikonostase.

Freitag, 4. November 2022

Das kenne ich doch

Die Unfalltote, die nicht gerettet werden kann, weil moralische Menschenfreunde der Letzten Generation die Hilfe behindern, als Kollateralschaden...

So redeten auch wir als es hieß: Hoch die internationale Solidarität! Es starben Menschen, Personen!!!

Donnerstag, 3. November 2022

Republikaner&Demokraten

Es soll Trumpisten geben, die folgende richtige Einsicht in die anstehenden Wahlen blasen: 

"Wir sind Republik, nicht Demokratie In der Demokratie darf die Mehrheit die Minderheit niederknüppeln."

Was spricht gegen den ersten Satz?
Gegen den zweiten: Demokratie war Volk gegen Könige, nicht gegen die Armen.

Aber wer äußert diese als Meinung und Einsicht getarnte Propaganda?

Trumpisten, Fans von Mussolini und Sympathisanten von Putin, Orban, Erdogan... Leute, die der Minderheit genehmigen, das Capitol mit Waffengewalt zu erobern, um die Mehrheit zu unterdrücken.

Denn die Ideale der Republik: Recht von der Einzelperson aus gegründet für die Persönlichkeitswürde - werden von der Masse der "Republikaner" geleugnet, wahren "Demokraten" in ihrem hassenden Sinn der Herrschaft gegen Dich!

Während die "Demokraten" sich für die Rechte der Einzelnen gegen den Mob stark machen, 
der den Staat als König des Mob erobern möchte und ganz eigentlich nichts gegen "Machtergreifung" etwa durch einen Mc Carthy , Nixon oder König 👑 Trump hat.

Sonntag, 30. Oktober 2022

Schwarm 3

 

Das erste ist die Sorge. Die haben Familie und Schwarm gemeinsam. Der Schwarm aber sorgt sich um alle. Das unterscheidet ihn von einem Banden- und Verbrecherhaufen mittelalterlicher Mafiastämme (Faschismus).

Das andere ist Achtung: Jede Person hat gleichen Wert vor dem Schwarm, seien auch unterschiedliche Räume und Aufgaben zu besetzen.

Das andere ist die Freiheit. Jede/r darf auf eigene Weise das Verhältnis und seinen/ihren Abstand zum/r Nachbar/in selbst bestimmen er hat ja Sorge und Achtung des Schwarms in sich. 

Stelle Dir die Republik als Schwarm von Sperlingen vor.

Es braucht Familie, um Fortdauer und ersten Schutz während der Kindheit, die erste Liebe zu Mensch und Leben einzuhalten.

 

Zur Zeit 3 Angriffe auf die Republiken - aus Verblendung 

·       Verelendung und Ausgrenzung gegen die Not

·       Aufschäumen von Verbrechen aus deren Sümpfen

·       Irre Führungshoffnungen aus den Angstknästen der Ordnung

 

Was willst Du, alter Mann? Du kannst sie nicht retten! Der Alte auf der Mauer zum Ghetto Worms. Schwankend schüttelt er schwere Schwert. Unten würfeln die Orks vom Kreuzug lachend darum, wer den ersten Pfeil auf ihn abschießen darf. Du verteidigst Deine Angehörigen und den Schwarm, die Republik. 

Die Angst um Dich würde Dich fliehen lassen. Aber da sind Deine Leute. Die Republik verlangt nicht, dass Du für sie stirbst. Sie kennt Dein Bekenntnis. Und sie wird immer sein. 

Was tust Du da an der Waschmaschine? Sie werfen Dir eine Zwangskutte von Traditionen über. Die Republik kennt Dein Bekenntnis und Deinen brennenden Wunsch. Du hörst die Stimme und Du wirst alles tun, dort zu sein. 

Und Du da, was schaust Du zum Horizont? Die Republik kennt Deine Sehnsucht. Sie weiß: da sind tausend Verführungen durch Führer und Knechte, Weltbilder und philosophisch-religiösen Suff. Sie vertraut Dir. Du hörst ihre Stimme: Du wirst nicht morden und Du wirst weiter die Nächsten suchen, Teil zu sein und sein zu lassen.

Und Du im Mond der Märchenzeit, fühle Dich geachtet. Sie werden alles tun, Dich sicher in die Freiheit zu bringen, die Werkzeuge bereit legen und Dich üben. Vielleicht wirst Du einmal führen. Die Republik lehrt Dich Achtung. Vielleicht wirst Du manches ausführen. Die Republik sagt Dir, bis wohin Du folgen darfst.

 Tue, was Du glaubst, daß es der Sorge gerecht wird. Der Schwarm vertraut auf Dich.

 

Mittel des Terrors: Hass durch Verblödung, Angst und Fluten der Instinkte.

Donnerstag, 27. Oktober 2022

Alzey Ernst-Ludwigstraße, Berlin Eichkatzweg 33- Edvardson, Langgässer, Schlink

Ein Stolperstein über das Mädchen, das von Nazis gezwungen wurde, sich selbst auszuliefern, um die Mutter zu schützen. In Auschwitz musste sie Listen für Mengele führen, während in der SS-Akademie Graz Dr. Schlink vermessene Kinderschädel aus Landau begutachtete.

Zu Mädchen und Mordhelfer führen die Spuren von der Ernst-Ludwigstraße, Alzey, in dem die Mutter der Cornelia Edvardson, Elisabeth Langgässer in den 1880er Jahren, er 1906 geboren wurde.

Ich mache keine Erzählung daraus wie der Großneffe und Vorleser, der am Holocaust vorbei Sex und wohlgestaltete Gedanken über Schuld plätschern läßt. Ein warmes Bad.

Ich mache mir Gegengedanken, Kopfgedanken, wie mein verstorbener Freund R sagte.

Wurde auch in dieser Familie nicht geredet? Gab es nur den braunen Opa in Darmstadt und den religiösen Papa? Keinen SS-Onkel bzw Goßcousin? Wurde auch in den besseren Kreisen geschwiegen und geschwurbelt? War auch hier Familienehre wichtiger als Ehrlichkeit? Druck in Keller und Kessel?

Und die Opfer?! Ich stolpere über einen Stolperstein. Der Roman " Vorleser" fällt mir aus der Hand.

Redseliges Schweigen, Verschweigen. Ranicki meint 1995, es stimme da etwas sprachlich nicht. Ich stimme zu: Stil ist auch Haltung.

Cornelia Edvardson kann nichts mehr dazu sagen. Sie ist vor 10 Jahren gestorben. "Wir, die Überlebenden wanken unter der Last unseres Wissens. Sie ist auch unsere brennende Scham, und Sieg und Triumph unserer Henker über den Tod hinaus."

Ob sie jemand hören würde? Mein Fazit aus 70 Jahren Erfahrung: Wohl niemand, der oder die wissend keine Last spürt. Über der Last fährt das sinnierende Vergessen die Erinnerung platt.

27.10.22

Dienstag, 11. Oktober 2022

Was ist ein Faschist?

"Es handelt sich um Merkmale, die auf eine ganze Reihe gegenwärtiger und verflossener Diktaturen und Autokratien zutreffen - von der faktischen Einparteienherrschaft über die unbestreitbar effektive Kontrolle der Medien und dem (schon weniger offensichtlichen) Führerkult bis hin zum Freund-Feind-Denken und der Verschwörungspropaganda. Dagegen fehlt im Falle Russlands, wie mein Freiburger Kollege Ulrich Herbert unlängst zu Recht hervorhob, die für faschistische Herrschaft charakteristische Massenbewegung, die ihren Führer "trägt und von ihm getragen wird" und die seinem Regime jene (selbst-)zerstörerische Dynamik verleiht, die sowohl bei Hitler als auch bei Mussolini zu beobachten war."

Ein Norbert Frei in der SZ im Juli 22

Wo war die charakteristische Massenbewegung in Portugal und Ungarn? Wo dort, wo der Faschismus eben noch nicht die Macht ergriffen hat, wie in Polen und Italien? 
Es braucht für den Faschismus keine Bewegung der Massen, sondern nur Peitschen und schwarze Uniformen für die Organisation. Für die Massen braucht es im Faschismus nur Ruhe und Furcht.
Danach gibt es mehr Faschismus, als man zu träumen fürchtet, und er ist durch die Häufigkeit nicht weniger gefährlich. Es geht auch hier stets gegen die Person, also den Wert, der Republik macht.

Gerade Putin zeigt mit dem Zusammenballen von nur auf ihn selbst eingeschworenen disziplinierten Gruppen (günstig im Apparat), mit dem Gründen einer neuen Dynastie vom gleichen romantischen Feudalgedanken bewegter Abhängiger, mit der zur Sehnsucht gewendeten Wehmut verlorener Herrschaft über eine konkurrierende Mitwelt, mit dem Heiligen der Gewalt, dem Zertreten der kritischen Vernunft, - Faschismus als eine Form des (Politik und ihren Raum Republik vernichten müssenden) Totalitarismus. 

Der Unterschied des Faschismus zu den drei personenunabhängigen Totalitarismen, die sich aus der radikalen Verkürzung der Werte Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit auf nur einen entwickelten: Imperialismus (Kapitalismus), Kommunismus, Nazismus (Rassismus, Antisemitismus, konzentriertes Wir) ist die Beliebigkeit der Werte bei Betonierung der hierarchischen neofeudalen Gesellschaftsstruktur, die ja auch den Literaten schön verzierte Plätzchen garantiert, so lange sie die Ornamente um den Kult der neuen Macht in braver Biegung halten ("Genie kennt keine Demokratie..")

Was braucht Putin Kapitalismus, Kommunismus, Russenrassismus, wenn er durchorganisierten Gehorsam hat? "Ein Kommandeur im Krieg der Sterne: Alle übrigen Systeme werden auf die Knie fallen vor der ersten Ordnung."

Ich glaube, dass zu wenig Arendt gelesen wird. 

Mittwoch, 5. Oktober 2022

Nobelpreis vs. Relativität

Das Raumschiff verschwindet im Hyperraum und taucht gleichzeitig an entfernter Stelle auf.
Den auf dich zu fliegenden Körper siehst Du bei Unterlichtgeschwindigkeit einfach, bei Überlichtgeschwindigkeit doppelt: zuerst den sich entfernenden, dann die (frühere) Erscheinung des auf Dich zu kommenden Körpers. Die Abbilder von 2x dem gleichen Körper werden  als zwei verschiedene Körper interpretiert...
Es gibt keinen Gegenstand, der schneller als Licht sein könnte! (Spekulation aus der Unveränderlichkeit der LG selbst). Das meinte man auch vom Schall so vor 1900.
Wenn es so wäre, würde es wohl einen Kondensstreifen an Lichtern hinter sich herziehen.

 

Der diesjährige Nobelpreis stellt sich mit der Ehrung von Quantenforschern wohl gegen die Verehrer der Relativitätstheorie. Ist die Vorstellung von schneller als Licht bewegten Körpern doch verständiger als die von gekrümmten Räumen, gebrauchter Zeit.

Die Ablehnung dieser Vorstellung diente lange Zeit der Stabilisierung der Spekulationen von Einstein und Russel, die einen neuen Weltraum aus Formeln erschaffen wollten. Je weiter die Abstraktion von ihren realen Quellen weg schreitet, umso dünner wird der Boden, den sie als Grundlage vorstellt. Mit anderen Worten: Etwas Verstand kann der höheren Vernunft nicht schaden. 

Dienstag, 27. September 2022

Fratelli

Fratelli

      Kennt man das Wort nicht von der großen italienischen Sache namens Cosa Nostra?

Mit einem entschlossenen Rudel den Staat überrumpeln, um mit seiner Gewalt die niederzuhalten, die ihn nicht gegen sie unterstützen wollten. Das ist Faschismus, Mafia von Außen.

Von Innen bleibt es Diktatur: Wiedereinführung der Monarchie mit neuen Dynastien. Korruption mit Heiligenschein zur Vernichtung der Republik.

Entgegen dem dümmlichen Abwiegeln unter "Fachleuten" gibt es zwischen Trump, Meloni, Orban, Erdogan und Putin in dieser Frage keinen massgeblichen Unterschied. Sie lieben den Verräter Macchiavelli und den ehrlicheren Verbrecher Mussolini.

Faschismus ist nichts mehr und weniger als Faschismus. 

Europa träumt von Kolonien. Und Brexit ist die Sehnsucht nach der alten Freiheit des vergangenen Imperiums. Seniorenherrschaft...

N'oubliez jamais. 

Mittwoch, 21. September 2022

catilina.ru

Heute sieht es so aus, als hätten Hitler und Himmler, alt geworden, die Plätze getauscht. Der nietzscheanische Nihilist von den romanischen Träumen möchte sich zu seinem Geburtstag das Feuerwerk eines Weltuntergangs gönnen, der Narziß dagegen tönt von Stolz, während einfache Leute ins Gras beißen müssen. 

Freitag, 16. September 2022

Identität

Identität:

Was sind das für Individuen, die Identität nutzen, Individualität zu zerstören?! Sie zerstören die Grundlage des Schwarms...

Wenn die Revolution die Befreiung der Person im aktiven Handeln ist (Selbsterfahrung) -Aufklärung war die Vorahnung des Ich- , also Pubertät der freien Republik, so waren die Romantik und die aus ihr fließenden Ideologien das Dope dazu.

Imperialismus, Totalitarismus pp werte ich dabei als den Suff von die Möglichkeit von Herrschaft erkennenden Gruppen.

Identitarismus, ein anderes Wort für die Nomaden-Diktatur von Gruppen, aus dem Narzissmus heraus den Raum der Menschen  überschwemmend.



Montag, 12. September 2022

Didion 2

Es geht darum, mit Menschen zu reden.
Wie jemand den Garten bereitet, warum soll man die Unterschiede nicht aufzeigen.
Aber wie jemand an seinem Grab weint oder lacht?

Habe ich das geschrieben? Das Vergessen kommt.

Didion schrieb:

"Tatsächlich dienen sie (die Erinnerungstotems) nur dazu, mir zu verdeutlichen, wie wenig ich den Augenblick genoss, als er da war.
Wie wenig ich den Augenblick genoss, als er da war, ist noch etwas, das zu sehen ich mir nie erlauben konnte." Aus Blaue Stunden.

Ihre Tochter starb, als D 71 war. Ich habe ihr sozusagen 7 Jahre Möglichkeit der Trauer voraus. Habe ich noch 6 Jahre Leben?

Einer redet abschätzig von Menschen, indem er Ds Art, von der Welt zu reden, präsentiert. Er meint Glamour und Geld.

Ich wollte nicht Herausgeberin der Vogue sein. Sie sicher nicht glückloser Rechnungsprüfer. Was sagt das, wo wir vor Gräbern stehen? Jemand anders schaut in die Wellen, deren erloschenen Vorwellen ein anderes Kind, eine andere Mutter verschlangen, während glückliche Rufe vom Strand herüberklingen.

Gott hat dich in guter Hoffnung begrüßt, vielleicht war ein Sonnenstrahl zur Hand. Nun weint er/sie mit uns.

"Wie wenig ich den Augenblick genoss, als er da war."
Er kommt nicht mehr vorbei.

Das ist der Glanz der Hoffnung auf den Erinnerungsstücken, die ansonsten wirklich nicht helfen.

Berührte ihr Schuh diese Schwelle nicht auch, wenn sie das Haus verließ? In Gedanken fahren meine Fingerspitzen über den Stein Wobistdu.

Die Gleichheit unter uns im Verlust vor der Ewigkeit verwandelt sich in der Trauer, individualisiert im Schmerz. Wir werden wieder Person im Anders.

Zum Beispiel lässt das, was ich Gott nenne, das Wort schweigen. Du denkst ein berechtigtes "Na ja!"

Meine Gedanken ziehen sich zurück in eine dunkle Höhle, die etwa aus einem Kleiderschrank voller Erinnerungsstücke der Didion schaut, aber auch aus dem Kreuz mit dem Edding, das ich in die Ecke dieser Schwelle oder auf den Boden unterm Regal im Werkzeugkeller markiert habe.

Dort aber oder am Grabstein vorm Atem der Bäume, im Singen von Nachtigall und Schwatzen von Spatz und Spatz, im Sprung des Eichhörnchens kommen mir Blumen, Faden und Stein des Gedenkens zur Hilfe, zünden über den dunklen Wassern ein Licht der Erinnerung. Und der Augenblick ruft mich zurück.

Und ich denke heute, daß dann auch in D wieder das Gefühl Dankbarkeit für Dasein möglich wurde.

Wenn nicht: was wäre das Problem.

Derweilen treibt das Kanu um die nächste Biegung.

Montag, 29. August 2022

Joan Didion FAZ 8 22

Joan Didion, die letzte Erwachsene unserer Zeit Von Tobias Rüther FAZ
28.08.2022, 09:36

Eine professionelle Reklame bei etwas besser gestellten FAZ- Leser*innen. Was nicht stimmt: dass sie "keine von uns" ist. Sie braucht Krabben-Fleisch, lässt sich von Polanski Rotwein über das Kleid schütten, kennt die und jenen, in deren Nähe ein FAZ-Schreiber vielleicht nie gelangt. Sie gehört also zu den "oberen10.000". 

Aber sie gibt nirgends das Gefühl, "etwas Besseres" zu sein. So las wenigstens ich ihre Trauer. Die Sehnsucht nach dergleichen mag in neuerer Zeit diese Zeitung durchziehen. Nicht das, was ich gesehen habe. 

Reich ist vielleicht anders (nichts genaues weiß man nicht) nicht fremd!-

Da waren Sehnsucht und Wehmut des Lebens und der Liebe. Und das bewegt doch wohl die allermeisten, die aus den Äußerungen dieser Welt lesen, wenn sie nicht gerade ein Feuilleton auflegen müssen.

Mit dem Recht der Zeit ist nun die Zeit des Gehörs für meine Generation abgelaufen. Aber wenn so ein junger Dutterer, der zu seinem Anspruch auf den Trog doch den Stand im Leben vermissen lässt, frei über sein Verständnis von Verehrung schwadroniert, sollte er doch darauf achten, was die Vergangenheit zurückwirft. Er hat mit seiner Animosität gegen die Gleichwertigkeit von Lesenden doch auch den Wert der Literatin und der Literatur beschädigt. Fast...

Vielleicht ist ihm das Erreichen eines einsichtigeren, aufmerksameren und untergehenden Alters vergönnt. Ich bin sicher: er wird dann nicht (mehr?) stolz auf eine solche abwertende Verehrung sein, die ich bei Didion selbst an keiner Stelle gefunden habe.

Es war anders, als er sich damals, kaum geboren, vorstellen könnte und nun spekuliert. There was a new generation with a new explanation. For a moment. Die Didion mag da in vor68er Allüre geschrieben haben. Nicht gegen die Menschen, die in der new explanation erwachten. Denn dann hätte sie besser den höheren Klatsch geführt als einfach nur gute Literatur...
Vor allem ist aber die Berechtigung dessen zu literarischer Animosität gegenüber den Lesenden anzuzweifeln, der eben das Verfahren Klatsch statt Literatur gewählt hat.

Projekt: Aus den Tonnen der 68er Makulatur die Schätze heraussuchen. Ich vermute, daß, was bekannt wurde, nur ein Teil dessen war, was wirklich des Aufhebens wert war. Denn auch damals steuerten solche wie dieser hier das, was in die Archive durfte.
Armes historisches Feuilleton! 
31.8.22

Dazu schrieb ich vor 4 Jahren (2018)

 

*

Betrifft schreiben im Alter. Scheint mir eingängig. Erfahrungen, die mir Phil. Roth u a erklären.

Seid n i c h t gnädig mit uns.

Lest uns -viel- später und versteht unser immer längeres Schweigen...

*

Didion hat das Problem, sich für ihre bevorzugten Lebensumstände entschuldigen zu müssen, ich muß darauf achten, die Hetze unserer weniger bevorzugten Mittelstandsexistenz nicht aufzubauschen.

Der Punkt ist doch -Verlust. Die Werte verlieren sich. Verlust ist immer = 1... 

*

Einmal war ich wichtig für bestimmte Personen. Jetzt noch für die eine oder andere Erinnerung. Weniger wohl, als ich glaube.

Tausend Blätter werden von der Sonne beleuchtet.Ich würdige nur wenige, plötzlich öffnet sich der Blick auf den Horizont. Es gibt tausend Horizonte.

Beim Blick in die Longlist kommt mich, gewiss ist es unfair, ein Gähnen an. Na ja, Confabulieren über das Leben gibt ihm einige bunte Lichter.

Ich stoße auf Blaue Stunden der Didion. Einer von tausend Horizonten. Ein Blick öffnet sich. Es gibt Berührung des Wortes.

Schön, das erleben zu dürfen.

Ach ja, auch ich war einmal wichtig. Ich kehre zurück zu mir. Lerne wieder die Sehnsucht zum Horizont.

*

für bestimmte Personen. Jetzt noch für die eine oder andere Erinnerung. Weniger wohl, als ich glaube.

Tausend Blätter werden von der Sonne beleuchtet.Ich würdige nur wenige, plötzlich öffnet sich der Blick auf den Horizont. Es gibt tausend Horizonte.

Beim Blick in die Longlist kommt mich, gewiss ist es unfair, ein Gähnen an. Na ja, Confabulieren über das Leben gibt ihm einige bunte Lichter.

Ich stoße auf Blaue Stunden der Didion. Einer von tausend Horizonten. Ein Blick öffnet sich. Es gibt Berührung des Wortes.

Schön, das erleben zu dürfen.

Ach ja, auch ich war einmal wichtig. Ich kehre zurück zu mir. Lerne wieder die Sehnsucht zum Horizont… (aus die Eicheln fallen 2018)

*

Januar 2022:

..."Eine neue Generation erleuchteter Adepten? Der Ausblick in meine kürzere Zukunft macht sich fröhlicher.


Eine Johanna Adorján dagegen, nicht ganz so jung zeigt sich in Beschreibungen der Joan Didion, damals war sie 40, Didion 77, jetzt mit 87 gestorben, und des bekannten überlegenen Hirns vor allem als Expertin für Gestik und Körpersprache. Die Zurückhaltung der Schriftstellerin gegenüber der etwas mehr fuchtelnden -jungen- Interviewerin empfindet sie als arrogant. Kann sie die Tränen nicht sehen? Zum Hirn fällt ihr eher der gekrümmte Rücken auf. Look on Mohammed Ali. Zur Literatur das, was auch ich in der sehe: nichts der Erwähnung wertes. 

Nichts dagegen. Der Kampf um den Trog ist eröffnet. Die Jungen und die Mittelalten. Die Alten sind weit ab, Preise abgeräumt. 

Warum sollen die neuen Leute interessanter sein? Vor Hirn sich verneigen oder die Gestik zerschlagen. Es wird Zeit für Neues. Oder ist es auch hier schon zu spät? Vinyl oder CD? Was ist das? Seltsame Gesten. Ein Kind ist gestorben. Didion hat Tränen in den Augen. Richtig, das nicht sehen zu können. Aber warum dann darüber "berichten"?"
*
! 2020:

 

Volltext 1 2020

 

Seltsam wenig Mitgefühl. Nach dem alten König hätte ich mehr erwartet. Zu seinen sonstigen Buchbesprechungen kann ich wenig sagen. Bei Handke stimme ich zu. Mit Karl Kraus würde ich mich nicht anlegen.

 Zu Didion, was schreibt er da? Das tut weh! Ihr ist jemand gestorben, den sie liebte. Und noch jemand. Was soll in diesem Zustand die Erwähnung von Privileg?!

Ich habe die "blauen Stunden" gelesen. Da ist Trauer und Abgrund. Was hat das Wichtigtun der Sehnsucht an solchem Ort verloren? Das ist vorbei. Da ist ein anderer Raum als ein Erzählcafe oder ein Lappen von Roman.

In dieser Lage ist nichts von Suche nach Privileg! Da ist Verlust und Schmerz von anderem Schmerz. Im Verlust bist Du gleich wie nur noch im Gelächter aus den Türen der Versorgungsstation. Da gilt kein alter König, kein Literaturpreis.

Im betreuten Wohnen weint so manche/r um geschwundene Wichtigkeit. Im Verlust aber erheben sich wieder die tausend Stimmen der Menschen. Von der trockenen Sachlichkeit bis zum fetten Pathos. Das sind keine Looser-Geschichten. Da nimmt der Verlust sich seinen Abgrund. Und eigentlich muss die literarische Kritik vor dem Totengesang - schweigen.

Die blauen Stunden der Didion. Für Mutige zu empfehlen. Wer will schon in einen Abgrund folgen? Das Pfeifen in der Angst ist aber nicht das geeignete Mittel, von solcher Begegnung zu berichten.

Im übrigen lese und schreibe ich -wie viele- nicht, um nicht zu erschrecken, sondern weil ein Wort vorbeifliegt.

*



 


Another one bites the dust


Another one bites the dust

Viele raten, aber sie befinden sich nicht im Kampf.

Meine Erfahrungen mit Kämpfen kommen aus meiner Kindheit, Deine aus einer anderen.

Ist Putin ein jähzorniger Totschläger oder ein kaltblütiger Mörder? Gefühlig oder berechnend? (Vor dem Krieg war auch noch denkbar, dass es sich um einen klugen oder von berechtigt-unberechtigter Angst geleiteten Machtpolitiker handelt.)

Nachdem er die Welt getäuscht hat, bleibt keine andere Alternative als Totschläger -Mörder, es sei denn, es sei ein Fall der Psychiatrie.

Je nach Erfahrung wird eher Vorsicht angezeigt erscheinen, weil man einen Totschläger nicht noch zu Schlimmerem reizen möchte, oder Entschlossenheit, um dem Mörder sein Risiko deutlich zu machen. Die EU neigt mehr der ersten, die Nato mehr der zweiten Handlungsalternative zu, wobei Ungarn und die Türkei sich nicht davon abhalten lassen da noch ein eigenes Süppchen zu kochen.

Ich persönlich halte es in dieser Frage mit der Nato, während ich vor kurzem noch davon ausging, bei einem Verrückten sei ohnehin jedes Handeln sowohl klug als auch unklug, weil ohne Gewissheit über die Folgen aus Motiven.

Wenn wir uns jetzt also darüber streiten, welches Tun richtig, zu riskant oder zu ängstlich ist, lasst uns das Handeln nicht vergessen. So oder so Handeln, während man angegriffen wird, hilft mehr als nicht Handeln. Dies ist meine Erfahrung aus 18 Jahren Kindheit und Über 50 Jahren Erwachsensein.

Ob ich darin richtig liege, kann im Augenblick niemand wissen: the other one bites the dust. 

27.6.22

Dienstag, 23. August 2022

Sarrazin und Tellkamp

Sarrazin und Tellkamp,

Zwei, die sich nicht hoch genug verehrt fühlen, finden zusammen. Alter und junger Pegide. Der Einwurf gegen Intelligenz und Empathie wird mit der Animosität des Ego-Stammtischs gegen Verantwortlichkeit vorgebracht: "Die Vernunft und ihre Feinde".

Das ursprüngliche und richtig philosophische Buch des Karl Popper heißt: "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde."
Nun, sie reden gerade über Feinde der Vernunft, unter welcher sie die Bauchvernunft des Ich-Ich begreifen.

Nach dieser Spekulation aus der Reklame auf die Wirklichkeit der Literaturwurst lese ich den Artikel im Fokus. Dort spekuliert man eher auf eine ost-westliche Wachablösung von Rechts nach Rechts.

Muss man das lesen?

So wenig wie meine 68er Größen, die sich dann doch auch oft als Verräter an der Verantwortung zeigten.

Ich wills für den Moment dabei belassen.

Aus meiner politischen Erfahrung heraus möchte ich doch annehmen,  dass auch diese "Welle" des Egoismus bei weitem nicht so gefährlich ist, wie man vermutet. Das konkrete Sein bestimmt das Sein der Bürger doch in der Regel mehr als die Spekulation der Populisten auf die Verblödung durch Kitzeln am Bauch der Vernunft. Das nennt sich gesunder Menschenverstand.

Diese hier sind zum Surfen auf der Wutwelle zu ungeschickt. Ahnen nichts von Ebbe und Flut. Flopulismus.

Dienstag, 9. August 2022

Carlo Schmid - Todesengel, Musensohn und Humanist

Henry Nannen und Carlo Schmid:
Was ist peinlicher, wer war schlimmer? 
Ich habe an viele Adressen wegen dem Humanisten und Todesengel von Lille geschrieben. Das Schweigen war bezeichnend und enttäuschend. 

Ein Überblick über historische Berichte zeigt vornehme Zurückhaltung zur Mitwirkung am Tod von Franzosen.

Zum Beispiel berichtet das Lebendige Museum online: "mehrfach konnte er erreichen, daß nicht auch noch unschuldig Festge-nommene erschossen wurden, sondern nur aktive Saboteure und Widerstandskämpfer, die auf jeden Fall mit einem Todesurteil rechnen mußten."

Immerhin, das humanistische Verständnis findet das fachmännische Aussortieren von Guten und Schlechten im Büro des Nazismus doch mindestens für einen entschuldbaren und irgendwie beachtlichen Akt von Angst und Erbarmen.

Mut der Menschlichkeit erkennt deutlicher das Werk 100 Köpfe der Demokratie : "1940 wurde S. als Kriegsverwaltungsrat zur Oberfeldkommandantur 670 nach Lille einberufen, wo er die Härten des dt. Besatzungsregimes zu mildern versuchte und Risiken einging, um das Leben in Geiselhaft genommener Franzosen zu retten." So tauschte er Leben gegen Leben.

Und was meint das "Blättchen in Tradition der Weltbühne Nr 2
16.1.2017" so recht kritisch von halblinks?

Das Platzieren von Namen sei doch irgendwie, irgendwie anders als eine Erschießung zu betrachten:

"Schmid manipulierte die Listen, indem er nur die Namen von Gefangenen notierte, die bereits zum Tode verurteilt waren und deren Exekution unmittelbar bevorstand. "

Er bekräftigte also nur den Mordbefehl, der auch ohne ihn wirksam war, ersparte sich einen eigenen?

Wie war es in folgenden Fällen?: ...zwischenzeitlich wurde "nicht mehr erschossen, sondern in die Konzentrationslager nach Deutschland deportiert."

Gab es da keine Erfordernis mehr zur Unterschrift?

Danach, 1943, gab es jedenfalls wieder neue Not:" Und wieder war es an Carlo Schmid, die Liste der zu Ermordenden zu manipulieren, indem er versuchte, vor allem die Namen derer dort zu platzieren, die bereits vorher wegen anderer Vergehen zum Tode verurteilt worden waren. " 

Vor allem...

Man platzierte die Namen ...

Ein wahrer Humanist? Petra Weber, die 1996 die Biographie verfasst, entdeckt auch den Sohn der Musen im Todesengel

Was liegt schief? Die Musensöhne, die sich von den Stahlgewittern an bis in die Erdbeeren bei Srebrenica um ihre moralische Antwort schleichen. Ein Humanismus, der ganz gegen seinen Willen vom 3. Reich profitiert und hilfreich schlechte Gewissen durch die Zeit trägt. Das Wegschauen der Braven, das Totschweigen der Toten. Der Gute mit Blut am Stift? Es lebt sich weiter in die Ehre. Und Schulen und Plätze werden nach einem benannt, der im Auftrag eines Mordregimes Menschen dem Tode zuführte.

In Bausch und Bogen entschuldigt, ohne je einem Wort der Anklage ausgesetzt gewesen zu sein. Wie viele zur SS verpflichteten Leute bewarben sich rasch noch zu einem Fronteinsatz, um nicht schuldig zu werden! Er blieb in Amt und Herrschaft, rückte nicht vom Schreibtisch. 

Im Lobesschwang der Frau Weber von rd. 800 Seiten betreffen 40 (5%) die Zeit in Lille, worin 20 den Musensohn zur Künstler- und natürlich Philosophennatur (Existenzialist) erheben. 
1941? - "Verwehte Düfte blähten meine Brust
Wie Heimkehrwind das Segel der Galeere.
Nun weiß ich Dinge, die ich nie gewusst
Und ohne die mein Leben Reue wäre"

"Carlo Schmid war (eben) ein Traumkind, das einen wachen Sinn für die Realität hatte" S 165
(Als Kriegsverwaltungsrat in Lille (1940-45) -Kapitel Der Künstler und Existentialist...)
Doch auch nach dem Krieg: "
schau:" Der Musensohn, der erst seit kurzem die politische Bühne betreten hatte, hatte einen erstaunlich wachen Sinn für die Realitäten der Politik.
Aus: euphorischer Neubeginn im Südwesten (1945-1947)/ Kritik muss erlaubt sein. Weber S 252 ff

Als es dann andersherum ging;

"Später versuchte er es mit einer Taktik der Geschmeidigkeit
Als deutscher Verantwortungsträger fühlte er sich "wie Schulbuben" von den Franzosen behandelt."

Carlo Schmid ging es nicht um einen Affront gegen die Franzosen, aber nach anderthalb Jahren der Besatzungsherrschaft wurde das autoritäre Besatzungsregime -nicht mit Lille zu verwechseln- zu einem gefährlichen Hemmschuh für eine demokratische Entwicklung in Deutschland...

Was wohl die Angehörigen der Toten dachten, während die Geretteten in wütender Dankbarkeit schwiegen? 

Einiges aus Lille:

Der sinnerfüllte Existenzialist

"Schmids Leben war trotz allem und vielleicht gerade deshalb sinnerfüllt. Er lebte damals sehr existentiell. Und es gab auch viel Leerlauf, viel Freizeit, in der er in eine andere Welt fliehen konnte, in die Welt der Musen. Die Zeit in Lille war nicht nur die Geburtsstunde des Politikers Schmid, es war auch die Zeit und der Ort, wo er seine künstlerische Begabung entfalten konnte." S 149

Verantwortung übernehmen

Schmid zog immer mehr Aufgaben an sich heran. Nur so konnte er zumindest in Teilbereichen die Schwere des Besatzungsregimes abmildern.
Die Aufsicht über die französische Justiz and die Gefängnisse, über die
er sich Anfang September genaue Unterlagen erbat, beanspruchte ihn
zunächst weniger als der Kampf gegen Plünderungen..." S 129
Gutes Tun erfordert nun einmal Herrschaft.

Tanz des Todesengels

"Oft war er gezwungen, seine Freizeit mit Niehoff zu verbringen. Wollte er überhaupt etwas errelchen, so durfte er den Umgang mit ihm nicht meiden, so durfte er sich nicht von den abendlichen Geselligkeiten ausschließen. Hätte er seine Abscheu allzu offen gezeigt, hätte er sich überhaupt kein Gehör mehr verschaffen können.
So war er zu einer Art Doppelleben gezwungen."

Grausamkeit bei besonderer Sensibilität

"In der Zeit vom 31. März bis 30. April 1942 wurden in Lille fünfzig
Geiseln exekutiert. In der Nacht vom 25. auf 26. März waren in der
Region d’Artois-Douai-Lens Sabotageakte an Eisenbahnlinien verübt worden, durch die ein deutscher Soldat das Leben verlor. Einen Tag später ordnete Falkenhausen die Exekution von fünf Geiseln an, falls die Attentäter nicht innerhalb von drei Tagen gefunden sein sollten; 15 weitere sollten erschossen werden, wenn innerhalb von zehn weiteren Tagen Noch keine Hinweise auf die Attentäter vorhanden seien. Am 14. April wurden neben den fünfzehn angedrohten Geiseln noch zwanzig weitere erschossen, die man nach der Ermordung eines deutschen Wachpostens am 11. April festgenommen hatte. Am 30. April wurden zehn Menschen als Sühne für die Ermordung eines deutschen Soldaten hingerichtet.

Auf Schmids Schreibtisch lagen die Geiselerschießungsbefehle. Er hatte die Geisellisten zusammenzustellen. Eine grausame Aufgabe für einen
Mann seiner Sensibilität und Humanität. Er wurde von Schuldgefühlen fast aufgefressen...

Es gab da Pflichten...
Was hätte man machen sollen?!
Umgang verpflichtet...

Carlo Schmid konnte so in vielen Fällen die grausame Praxis der Geiselexekution unterlaufen. Nach dem Krieg warf ihm der französische Sozialist Guy Mollet vor, er habe Resistance-Angehörige der deutschen Justiz ausgeliefert.” Im Straßburger Europarat wollte man sich deswegen nicht mit ihm an einen Tisch setzen. Daß er nur auf diese Weise das Leben Unschuldiger hatte retten können, wollten seine Ankläger nicht wahrhaben. Schmid selber quälten Gewissensbisse. Die Abschiedsbriefe der erschossenen Geiseln lagen auf seinem Schreibtisch. Viele der zum Tode Verurteilten waren Angehörige der Resistance. die für das Verteilen von Flugblättern oder die Gewährung von Unterschlupf für englische Soldaten mit dem Tode bestraft worden waren. Doch was hätte er machen sollen? Seinen Dienst quittieren? Er glaubte nicht, daß man durch Distanz sich weniger schuldig mache: "Tun und Nichttun wirken beide gleichermaßen Schicksal, und wer denkt, durch Abseitstreten sich aus der Verstrickung lösen zu können, der irrt sich in fürchterlicher Weise." Die Teufelsausrede" 'wenn ich es nicht mache, macht es ein anderer schlimmer' enthielt mehr als ein Gran Warheit. Er mußte weiter versuchen, die Abscheulichkeiten des Regimes zu mildern. Die Anspannung war manche Wochen fast unerträglich. Ein "wenig Nachlässigkeit", ein wenig Bequemlichkeit und Müdigkeit mehr" konnte Menschen Freiheit und Leben kosten“. Und dieser Kampf um Menschenleben beschränke sich nicht auf die Dienstzeit. Er mußte weiterhin geselligen Umgang mi den Nationalsozialisten pflegen. Beim abendlichen Skatspiel konnte man manchen Verurteilten freibekommen. Carlo Schmid kam seine Trinkfestigkeit bei diesen abendlichen Geselligkeiten sehr zugute.

Häufchentausch zur Selektion

Die Anspannung bel dieser Manipulation der Geisellisten war: „Das bedeutet, daß ich eine Anzahl Karteiblätter, die vor mir liegen auf verschiedene Häufchen verteile, sie dann hin und her vertausche, sie nach einigen Telefongesprächen neu gruppiere, und was dann endgültig rechts liegen bleiben wird, die paar armseligen Namen, wird überantwortet werden. Es ist furchtbar dies mit kaltem Blute tun zu müssen, aber wehe dem, der dabei seine Hand von Bewegungen leiten ließe, deren Herr er nicht ist.“

So setzte der humanistisch ausgerichtete Musensohn und Selektionsbeauftragte mit furchbarem Gewissen und kalter Hand den Haken. Was die verantwortungsvolle Nachkommenschaft der Republik mit einem etwas abwesenden Blick auf die Uhr im Foyer der Carlo Schmid Schule abschnarcht...

Erhabenen Humanismus 
und andere Nachbemerkungen

"Ein entschlossener Gegner der 
Todesstrafe... fordert ihr Verbot im Grundgesetz: »... Die Würde des Menschen wird beim Vollzug der Todesstrafe nicht so sehr im Delinquenten gekränkt, als in denen, die mit der Vollziehung zu tun haben.« 1948 Der Stern Nannens geht zur gleichen Zeit auf. 


Gründungsherausgeber der im zweimonatlichen Rhythmus erscheinenden Neuen Gesellschaft waren der Staatsanwalt Fritz Bauer, der später die ab 1963 stattfindenden Auschwitzprozesse organisierte, der spätere Initiator des Godesberger Programms Willi Eichler, der zu den „Vätern des Grundgesetzes“ zählende Staatsrechtler Carlo Schmid sowie der Soziologe Otto Stammer.

Der 7 Jahre jüngere Bauer, ebenfalls Jurastudent im braunen Nest Tübingen hat wohl die Liste des NS-Richterbundes nicht gekannt. Was der Todesengel von Lille wohl getan hätte, wäre ihm ein Deportationswunsch vorgetragen worden?

Als er sich die Nazirichter vornehmen will stirbt Bauer unter ungeklärten Umständen mit 65 Jahren 1968.

1979, mit 83, geht Carlo Schmid in den verdienten ewigen Ruhestand ein.

Ehrungen (Wiki)

Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 

Orden wider den tierischen Ernst geehrt. 

Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg 

Deutsch-Französischer Übersetzerpreis für seine Übersetzung von André Malraux’ Werk 

Hansische Goethe-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung. 

Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main. 

Ehrenbürger von Mannheim und Tübingen. 


Mittwoch, 27. Juli 2022

Sperlinge

Natürlich ist der Mensch kein Wolf, eher ein Spatz. Aber er hat von der Natur auch die Vernunft bekommen. Und sie ermöglicht ihm, sich als so etwas zu fühlen wie ein Gott, ein Wolf oder ein Teufel und vieles mehr, was in so einem wahnsinnig gewordenen Führer- oder Looser-Hirn umher wabert.

So ermöglicht die Wissenschaft große praktische Lösungen, der andere Gebrauch des Vorstellungsvermögens allerdings auch phantastische Abirrungen in Weltbilder, Zauberglauben, mystische Nebel und überhöhte Ansprüche auf Privilegien und Herrschaft. Auch unglaubliche Angst- und Machtvorstellungen können die unendlichen Leerräume desorganisierter Köpfe überschwemmen. Speziell das 20. Jahrhundert und die vorangehende Romantik sind prallvoll mit Beispielen des Wahns.

Wie kommt der friedliche Spatzenschwarm Menschheit dazu, Abgründe des Unrechts und der Not, Schlachthäuser der Ideologie und der Religion, Schlachtfelder von Herrschaftsansprüchen, Vernichtungslager des Wahns zu schaffen und ungerührt zu dulden?!

Aber

wie konnten sich auch immer wieder Sinn der Philosophie, Vernunft der Republik und Wunder der Kunst, allgemeine und einzelne Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität gegen die Macht der Wahnideen durchsetzen? Der Gott der Sperlinge hat wohl den Antrieb der Nächstenliebe tief in uns allen verankert...

So meinten schon Stoiker, Christen und alle Weisen von Philosophie und Religion der alten Zeiten. Schopenhauer ungefähr so: "Alle Dummköpfe und alle Weisen der Weltgeschichte haben jeweils das Gleiche gesagt."

Klaus Wachowski 27.7.2022

Dienstag, 26. Juli 2022

Enquist

"Die Geschichte, die der Mann, der jetzt im Außenministerium die Dankesrede hielt, erzählt hatte, handelte Von seinem Dienst im deutschen Polizeihauptquartier in Riga während der deutschen Besetzung. Er hatte eine Schreibtischtätigkeit gehabt und sollte aus Namenlisten diejenigen heraussuchen, die Kommunisten oder Juden waren und interniert werden
sollten, oder was sonst mit ihnen passieren sollte. Auf jeden
Fall hatte sein deutscher Chef zu ihm gesagt Du sitzt bei mir mit deinen Papieren. Aber du musst auch lernen, mit einem Gewehr umzugeben, wir haben Krieg. Und er hatte gelacht und gesagt nein, ich kann nicht mit einem Gewehr umgchen. Ich schieße unsagbar schlecht. Aber sein deutscher Chef hatte
gesagt Du kannst es lemen! Aber dann musst du lernen, auf beweglicbe Ziele zu schießen. Nicht nur auf Zielscheiben.
Ich kann ein paar Juden besorgen, hatte er gesagt, und dann kannst  du üben, auf laufende Juden zu scbießen."

Olov Enquist
Und was empfindet er?

"Keine Erregung, keine Freude, nur eine Art friedlicher Ruhe, Schuld oder Unschuld, die Gesichter der Menschen sind am Ende nur menschlich, wie seins vielleicht. Das ist seine Empfindung."

Ich dagegen empfinde Zorn gegen so pietistische Schamlosigkeit des friedlichen Blicks:

Der lettischen SS-Mann hatte doch Menschen zur Vernichtung aussortiert wie der "Humanist" Carlo Schmid, der in Lille Franzosen zum Tod verurteilte.

Der Blick weg von den Opfern: Ist das der Blick des Friedens? Hätte es gegen die ausgelieferten Baltischen SS-Leute nach ihrer Rettung vor den Sovjets nicht Untersuchungen geben müssen? So klar wie eine Beschäftigung der SPD mit ihrem Humanisten Carlo Schmid! Was auch nie geschah.

Jesus nimmt die Reuelosen nicht mit in den Himmel, mein "kritischer" pietistischer Weggucker! Na ja, war ja auch nur ein Mensch in Gottesgestalt. Der Freifühler kann da schon mal über das Gewissen hinaus zuschauen. Im Spiegel der Prügel des Wachmanns, die Instrumente des SS-Arztes.

Und da kommt mir auch noch die Pol Pot- Sache hoch, für die er zwar seine ehrenwerten Motive benennt und als "Fehler" tadelt, für deren Wirkung er aber kein Zeichen der Reue, (zu spät gekommenes, aber fühlbares Mitleiden,) niederschreibt.

Mein Problem: ich hätte in meinem Leben schon gerne jemand*in an meiner Seite gehabt, dessen/deren Schriften ich ohne die Anstrengung moralischer Kontrolle hätte lesen können. Ich brauche zwar keine moralische Anleitung, das macht schon das schlechteGewissen, will aber auch nicht andauernd nachprüfen müssen...

Ich selbst bin auch nicht besser. Dieses Wissen hilft nicht beim Auftauchen von Gleichgültigkeit in anderen Texten.

Es geht eben um Dich, mein Bruder, meine Schwester... Literatur und Kunst sind leider keine sicheren Orte für die Gerechtigkeit. Lies weiter und sei auch da auf der Hut!

26.7.22

Freitag, 22. Juli 2022

Norbert Frei und der Faschismus

Eine neue Generation von Professoren. Auch sie glaubt nicht, Hannah Arendts Unterscheidungen von Faschismus, Imperialismus und anderen Ideologien anwenden zu müssen. Da wird Hitler als ebenso einer wie Mussolini gehandelt, ein Trump als autoritär verharmlost wie eben auch Putin.

Putin kommt mit den Werten der Vergangenheit daher
Er macht Reklame mit einer neu aufzubauenden feudalen Struktur,
in der jeder seinen zugewiesenen Platz hat, den er halt nicht verlassen darf
Der neue Adel bestehe aus von ihm auserlesenen Freunden und ihren Familien,
die das Reich als eingesetzte Gouverneure zu verwalten eingesetzt sind. 
Russisches Volk gehört auch in der Ukraine unter russische Satrapen-Herrschaft.

Damit haben wir blanken Faschismus.

Der Herr Frei meint, es gehöre eine tragende Massenbasis dazu....

Das ist Quatsch: Masse ist ein Begriff aller sich über die Bürger erhebender Ideologien.sie dient dem Gegensatz zur erlauchten Herrschaft und dem kleinen Haufen der Freiheit treu gebliebener Bürger*innen. (Große Anhängerschaft aus gleichgestellten Bürgern ist nicht Masse. Die Republik hat in ihren besten Zeiten ausreichend Anhängerschaft, verliert sie, wenn die Intellektuellen sich erheben.)

Putin ist nicht Hitler. Ihm genügt Unterwerfung. Hitler brauchte Vernichtung. Er hätte die Atombombe längst eingesetzt. 

Das russische und ukrainische Thema heißt deshalb "nur": Will ich mich dem Faschisten Putin und seinem Lavrov unterwerfen? Eine Frage auch an die russische Armee.


Mittwoch, 20. Juli 2022

Stromausfall in Baden Baden

Das Spielcasino gelähmt. Der Oligarchen Schnarchen dröhnt in den Himmel. 
Putin oder Fehler in der Sicherung? 
Ich arbeitete in den Jahren des Wahns der Betriebswirtschaft, in denen jeder Halbwerker gewaltige Vorschläge zum Abbau von Sicherheit und Personal und zum Einbau von Materialschrott hatte und - gehört wurde. Der grüne Sparefroh kam mit Applaus nicht nach.

Ich wette nicht auf Putin. Der Wahn der Hartz- und Bilanzwirtschaft reicht aus zu passablem Untergang...

Dienstag, 12. Juli 2022

Sonntag, 3. Juli 2022

Sallust über Catilina (Reclam 889 aus 1967)

Über die Russifizierung Roms

 

Als dann Reichtum zu Ehre wurde und ihm Ruhm, Amt und Macht folgten, ermüdete der Anstand, galt Armut als Schande, Ehrlichkeit als Frechheit. So wurde die Jugend zu Gier und Arroganz gezogen: sie raubte, praßte, nichts war ihr wertvoll, sie kannte keine Grenze.

 

Die alten Römer hatten den Besiegten nichts genommen, außer der Möglichkeit, Unrecht zu tun. Aber diese Generation, raubte den Nachbarn alles, was jene tapferen Männer ihnen gelassen haben; als ob Verwaltung Herrschaft des Unrechts hieße.

 

Kaum jemand kann glauben, daß von Privatleuten Berge umgestürzt, Meere mit Bauten bedeckt worden sind. Sie trieben ihren Spott mit dem Reichtum; was sie auf anständige Art hätten besitzen können, zerstörten sie. Auf der Jagd nach exquisiten Genüssen durchforschten sie Land und Meer, ...

Das alles reizte die Jugend, wenn das ererbte Vermögen schmolz, zu Verbrechen. Ein vergifteter Geist richtete sich hemmungslos auf Besitz und Protz.

 

In einer so großen und verdorbenen Gemeinschaft sammelte Catilina Schande und Verbrechen wie eine Leibwache um sich. Denn jeder Maulheld, der mit Vergeuden, Bauchfüllen und Huren sein Vermögen geschreddert hatte, jeder der sich beim Einkauf von Skandal und Verbrechen verschuldet hatte, zudem alle Mörder aus aller Welt, Hassprediger, Verurteilte, hierzu Leute, die von Lüge und Gewalt lebten, das waren Catilina die Nächsten und vertraute Freunde.

 

Am meisten indes suchte er Freundschaft mit noch formbaren jungen Leuten. Den einen besorgte er Drogen und Sex, anderen kaufte er Hunde und Fahrzeuge; er sparte nicht mit Aufwand und riskierte sein Ansehen, wenn er sie nur abhängig machte. Sein Herz, konnte weder im Wachen noch im Schlaf Frieden finden: ...aus seinem Gesicht sprach der Wahnsinn.

Samstag, 2. Juli 2022

Die Putschisten von Spanien und Portugal

Waren sie von rechts oder von links? Die Revolution in Libyen, kommt sie von links oder rechts? 

So lange es um die Wiedereinrichtung der Republik geht und die ideologischen Ziele bis zur parlamentarischen Lösung zurück gestellt werden, dienen sie der Republik.

Die Intellektuellen haben sich von der Sache Aller in großen Teilen zurückgezogen. Das erlaubt keinem Halbintellekt, die Verhandlung und den Streit zwischen den Privilegierten und den Benachteiligten unter dem Vorwand von Recht und Not durch eine Diktatur abzulösen. 

Das erste ist die Republik! Zu ihrem Schutz haben Reich und Arm sich miteinander zu vereinigen. 

Sonntag, 26. Juni 2022

Feinde der Republik

Anders ausgedrückt gibt es nur 3 Feinde der Republik: 
Freiheit allein, 
Gleichheit allein,
Brüderlichkeit allein. 

Sie alle achten den Wert, die Würde der anderen Person für nichts.

Natürlich sind die Mischformen mitgeneint:
Freiheit und Gleichheit allein, ohne Brüderlichkeit, 
Gleichheit und Brüderlichkeit allein, ohne Freiheit, 
Brüderlichkeit und Freiheit allein, ohne Gleichheit...

Freitag, 10. Juni 2022

Putin, Breivig

Putin, Breivig

Gebot 1: Du sollst nicht töten.
Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar.


Du hast nie ohne Not Menschen überfallen und getötet, ermorden lassen.

Das unterscheidet Dich von ihnen.

Du hast nie propagandístische Drecksarbeit gemacht.

Das unterscheidet Dich von Lavrov.

Mag man sich noch in hundert Jahren an solche erinnern. Sie werden neben uns zerfallen, nach uns vergessen werden. Wir aber haben nach dem Recht der Menschen gelebt. 

Sonntag, 5. Juni 2022

Zum russischen Diktator

 Siehe Veröffentlichung am 16.12.2021 im Philosophieblog. Offenbar hatte ich doch eine Ahnung...

Freitag, 3. Juni 2022

weißer und roter Rosenstrauch

Wenn Du aber den Schlächter aus Leningrad, den Würger von Grocny, den Folterer von Aleppo auf Deine Stadt zukommen siehst, sei Dir gewiss: In Dir atmet das Innere der Erde.

Aus Staub sind wir gemacht, aus dem Staub der Sterne. Und in Dir ist das Innere der Welt. Und in dieser Luft weht das Wort des Menschen.

Nach einem Gedanken der Navaho

Mittwoch, 25. Mai 2022

Wo bitte nach links? Fragt Publik-Forum

Man weiß ja gar nicht mehr, was links ist. Ein essay in der Publik-Forum.

Es hängt wohl damit zusammen, dass man nicht mehr weiß, was recht und billig ist. Vor allem aber damit,  dass man nach mehr als 200 Jahren sich immer noch nicht richtig erinnert, was Republik ist, immer noch von "Demokratie" redet, einem Verfahren der Willensermittlung, statt von  der Verhaltensmaxime Republik. Man ist zu sehr mit Aktion, zu wenig mit Reflexion befasst. Und deshalb fällt man so gern auf Ideologen und Demagogen herein.

Sehr ärgerlich. Aber auch ich brauchte Jahrzehnte zur Klärung der Begrifflichkeiten.

Anstand, Menschlichkeit, Barmherzigkeit sind politisch nicht interessante, ja lästige und belächelte Begriffe. Zum Glück: auch eine Moraldiktatur wie im schwedischen Gemeindehaus ist nicht besonders attraktiv. Aber was wäre politisches Handeln ohne das Korrektiv Anstand?

WÜRDE.

Die Würde der Person, der anderen Person, steht im Mittelpunkt der Republik: von ihr geht das Recht aus, Politik, das auf dem Forum ausgehandelte Handeln.

Dagegen das Ich-Ich, eben Ich - zuerst und, mit Augenzwinkern, Wir-zuerst. Nicht nur Rechts, auch Links und in der sich zentral fühlenden Mitte. Der Kapitalismus und Imperialismus als politische Gesellschaft einander in Schach haltender Ego-Wölfe, der Marxismus, der die Gesellschaft als Überlebenskampf der Egoistenkräfte Kapital und Proletariat interpretiert, Faschismus, Idenditarism und Nationalismus als Herrschaftsprojekte von Clique und Stamm: ihnen allen sind Republik, also der Ausgang der Macht aus den verhandelten Ansprüchen der Personen suspekt, kleinbürgerlich, hinderlich, feindlich. Sie alle lösen einen Aspekt aus der Dreieinigkeit des Ausgangs der Menschen aus ihrer selbstverschuldeten Unfreiheit heraus, erklären jeweils Freiheit,Gleichheit oder Brüderlichkeit als den privilegierten Wert, der ihr Wir-zuerst begründet, verachten die jeweils anderen Werte.

Der Anspruch von Menschen auf Zugehörigkeit und gleichberechtigte Teilhabe gehört nicht erst einer Wagenknecht nicht zum zulässigen Interesse im "Wir" der Arbeiterklasse. Man lese die Sprüche über Lumpenproletariat und das beredte Schweigen Marx' zu Fragen der Gleichberechtigung. Auch die Arbeiterklasse schloss Kritik aus. Die Diktatur des Proletariats etwa in Stalins Faschismus diskriminierte Bürgerkinder bei der Berufswahl und verachtete Kunstfreiheit und Religion den bürgerlichen "Überbau"  nicht weniger als die Nazis. Und wo hätte sich ein Sozialist vor 68 für die Rettung der Umwelt eingesetzt.

Das Wir hat genau betrachtet nichts für die Würde der Person übrig. So können sich Linke und Rechte durchaus auf Diktatur einigen - wo nicht die persönliche Moral dem politisch nützlichen eine ärgerliche Grenze setzt.

Zum politisch "guten", der Republik treuen, Verhalten ist Anstand, Wertachtung der anderen Person, eben Beachtung der Würde Voraussetzung. Und das ganz unabhängig davon, in welcher Klasse, in welcher Region und Lage Du Dich befindest. Womit wir bei der Nächstenliebe und also Forderungen der Religion wären.

SAMARITER

Dem galt nicht Ich, nicht Klassen- noch nationale Zugehörigkeit, noch weltanschauliche Rücksicht - zuerst. Der sah im Menschen die Person. Frage: Wer hätte im fremden Land wohl ihm geholfen?! Wer von welcher "Identität" des hätte Bürger*innen, die ihm aus Nöten geholfen hätten, nicht eines "klügeren", klassenbewussteren, heimatbewussteren Wir belehrt?

Anstand, Moral, Menschlichkeit sind keine politischen Größen (da lacht schon Marx). Gerade deshalb sind sie nicht nur im "Seniorenzentrum" sondern auch bei jeder politischen Akteur*in besonders nötig. Das sagt meiner Meinung nach nicht nur "der Schwarm" lt. Stoa, sondern auch Gott lt. ziemlich allen Religionen. Schwer genug ist es. Man, Frau muss sich da nicht auch noch belehren lassen.

Mein und Dein nicht unterscheiden können. Das war ein Vorwurf gegen links in älterer Zeit. Gleichheit ist der Wert, dem links sich mit moralischen Recht verschreibt. So lange es sich dabei anständig verhält, die Würde der Person, auch die Ansprüche auf Freiheit und Zugehörigkeit beachtet, ist das für mich okay.

Dialektik?Utopie? Geschenkt. Das ist doch kleinbürgerliche Eurythmie von erleuchtet gebliebenen Marxisten, die auch mal mit Impfgegnern marschieren.

Zum Artikel "Wo bitte geht's nach links" in Publik-Forum 9 22 von Constantin Wißmann. 

Freitag, 20. Mai 2022

Samstag, 14. Mai 2022

Nietzsche als Wagner

Nietzsche, der Fall Wagner.

Auf dem Buchumschlag ein Quadratschädel wie Stalin oder Pegide N vom Stammtisch.

Ich weiß nicht, warum man diesen Moral-Pöbler und Unmoralprotz (Karl Kraus), unbedingt als Philosoph bezeichnet. Weil man einst Genie und Philosoph gleich setzte? Im Fall Wagner sieht man, wie sehr N bei allem Schimpfen der wagnerianisch-musikalischen Verblödung erlag.

Groß, groß, dick, dick. Teil der "aufsteigenden Lebenslinie". Wedeln nach Herrschaft, Unbarmherzigkeit, Unmenschlichkeit. Der Übermensch zeigt seinen Stiernacken.

Natürlich wendet er sich gegen den letzten klar denkenden Erkenntnisphilosophen. (Und was sonst als Erkenntnisphilosophie ist Philosophie?). Auf dem Gebiet, auf dem jede Philosophie ins Straucheln kommt, Moral. Wo eben nicht mehr Interesse sucht, sondern Wille.

Was weiter weiß das Sexophon von Liebe, mit der er gegen den verhassten Schopenhauer vom Leder zog, der allerdings zugab, nichts von Liebe zu verstehen? Nichts, eben Nihil-ismus. Lou wusste besser Bescheid.

Groß, groß, dick, dick. Und die musikalischen Köpfe unter den Intellektuellen jagen ihm nach.

Die ganze "Philosophie", das nach Herrschaft Streben des N scheint mir nichts als Wut gegen die Beachteten und der Hass ausgeschlagener Liebe. Ein schnaubender Macchiavelli, nicht Sokrates noch Petrarca.

Ich ziehe mir auch die eine oder andere Melodie rein. Das Malerische und das Musikalische haben immer Recht (KarlKraus), 
so auch das Wortmalerische. Kunst&Poesie ist gutes Dope. 

Aber zum Denken braucht es kritischen nüchternen Verstand, eben Vernunft.

Ich lege das Buch N zur Seite für die Box.

13.5.22

Donnerstag, 28. April 2022

Mariupol 1900

Mariupol, Hafenstadt im russ. Gouv. Jekaterinoslaw, am Asowschen Meer, unfern der Mündung des Kalmius und an der Linie Jassinowatja - M. der Donez-Eisenbahn, besteht aus der eigentlichen Stadt und zwei Vorstädten, Marinska und Karlsruhe, hat 5 griechisch-katholische und eine römisch-kath. Kirche, ein Theater,  Gymnasium,  Zollamt, Militärlazarett und (1899) 18,607 Einw., außer einer geringen Zahl Juden fast ausschließlich Griechen, welche lebhafte Gewerbthätigkeit (Fischsalzerei, Gerberei, Talgsiederei etc.) und bedeutenden Handel (Ausfuhr von Getreide, Leinsamen, Häuten und Talg) treiben. -- Hier soll im Altertum die Stadt A d a m a ch a gestanden haben; die jetzige Stadt entstand Ende des 18. Jahrh., als 18,000 Griechen aus der Krim nach Rußland übersiedelten und das Land um M. erhielten (1779).

Aus Meyers Konversationslexikon 1900.

Donnerstag, 21. April 2022

Schopenhauer und Camus - Selbstmord

"Man zitiert oft Schopenhauer, der an seiner gutgedeckten Tafel den Selbstmord pries..." aus Camus' Sisyphos.

Kann ich mir nicht vorstellen. Kaum die "gutgedeckte Tafel": Er musste sein Geld einteilen.

Und mit dem Lob des Selbstmords hielt er sich doch stark zurück. Als der erste Buddhist Deutschlands erwähnte er sehr wohl, dass man aus dem Rad der Wiedergeburt nicht so leicht aussteigen könne, und ausserdem nicht ausgemacht sei, ob denn das jetzige oder künftige Leben die bessere Wahl wäre, die man sich durch die Verkürzung im Selbstmord besorge. - 

Abgesehen davon, dass es ihm fern lag, das zu beschreiben, was Erkenntnisphilosophie das Ding an sich nennt (das, was die Welt an sich selbst, nicht in unserer Sicht ist).

Verständlich, dass Franzosen nicht auf die Kenntnis deutscher Philosophen scharf sind: Liebe zu dem Begriffeballer Heidegger und der Elementarteiler,  der Schopenhauer ganz aus den Aphorismen kennen will. Wir lesen ja auch kaum Gedanken aus anderen Sprachen. Leider. Vorsicht ist angezeigt.

Mittwoch, 13. April 2022

Kreuz

Eine Bank vor dem Haus.
Der Alte hat sich gesetzt, die Frau schaut in der Küche nach dem Rechten.

Ein junger Mann richtet die Messung, drückt ab. Die Rakete zerfetzt den Mann.

Einer vom faulen Fühlen des Allverstehens wirft ein: "Der Junge ist doch auch Opfer!"

Christus am Kreuz: " Wenn Du bereust!"
Ergänzung des X: Und wenn der Tote und die ihn liebenden verzeihen.

Er hebt die Hände, als wolle er mit seinem Tuch das Leid umhüllen. Seine Tränen benetzen den Stoff.

"Bleibet hier und wachet mir. "

Freitag, 8. April 2022

Dr. Smirc, der Wolf und die 7 Geißlein

Der Wolf und die sieben Geißlein:

"Es dauerte nicht lange, da klopfte jemand an die Haustür und rief:

"Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von
euch etwas mitgebracht!"

Aber die Geißlein hörten an der rauhen Stimme, dass es der Wolf war.

"Wir machen nicht auf", riefen sie, "Du bist nicht unsere Mutter. Die
hat eine feine und liebliche Stimme, deine Stimme aber ist rauh. Wir
wissen, daß Du der Wolf bist!"

Da ging der Wolf fort zum Krämer und kaufte sich ein groBes Stück
Kreide."

Dr. Smirc: "Ich habe sie dem Krämer geschenkt..."

*

Wie oft bin ich auf Wölfe hereingefallen! Oder auf Lavroffen, die die Kreide schon geschluckt hatten!

Mahler, Che, Mao, ja Pol Pot. Links ideologisch ist halt auch nicht menschlicher als imperialer Wahn. Du bist nicht unsere Mutter!

Und leider, leider: Intellekt hilft nicht vor Naivität. 

Jetzt heißt es, die Türen geschlossen halten.