In den 2000ern entdeckte die SPD ihre
betriebswirtschaftlichen Qualitäten und begann, das Vermögen der BRD, der
Länder und Kommunen zu verscherbeln, wo es ging. Die Misere wurde rasch
deutlich und der Bedarf an Verschleierung wurde zur Notwendigkeit. Waren die
"Macher" der 80er an ihren Fehlplanungen gescheitert, so wollten die
in die Macht gestarteten neuen Funktionäre im losgelassenen Kapitalismus doch
wenigstens Reiter, nicht Sesselfurzer der Verwaltung sein. Plötzlich war jeder
zweite Kader Be-triebswirt. Und all die aus dem Boden schießenden
Wirt-schaftsprüfer - Institute redeten zu, es endlich mal mit Kau-fen und
Verkaufen zu versuchen und dazu ein wenig doppelte Buchführung einzuführen.
Bahn und Post wurden auf Konkurs gebracht, städtische
Abwässer an amerikanische Pensionäre verkauft, die Spekulation mit
Währungskrediten zur Gewinnmaximierung im Gemeindehaushalt wurde zum Sport. Das
Vermögen der Bürger wurde von Zockern verwaltet wie zuvor von Ideologen.
Die Kämmerer standen machtlos einer Welle von Spekulanten
gegenüber, die sich allerlei Hallodri mit dem Vermögen zugestanden, unterstützt
von der Wende-Ideologie des Staats als Aktienpaket.
Mit Hilfe eines interessierten Wirtschaftsprüfer - Büros
wurde die Doppik (unter alten Hasen Deppik genannt) eingeführt. Die vom Neuen
ängstlich begeisterten Beschlußgremien erhofften sich endlich ein Mehr an
Klarheit über das Finanzgebaren ihrer Kommune und stimmten innerlich zu. Das
Ergebnis lässt sich sehen: Wusste man früher, was eine Straße kostete, weiß man
heute in etwa, was sie vielleicht -je nach philosophischer Überzeugung der
Wirtschaftsschule- wert ist.
Wie die Betriebswirtschaft spekuliert auch die Doppik aus
der zweiten Dimension der vorliegenden Zahlungen auf die dritte Dimension der
Werte. Das Virtuelle triumphierte.
Was in der sogenannten freien Wirtschaft zur immensen
Ansammlung und Vernichtung von Vermögen führt, die ungehinderte Spekulation von
Werten, Entwicklungen, vermuteten Naturgesetzen des Egoismus und
Massenegoismus, sollte nun doch nicht ganz Einfluß auf das öffentliche
Wirtschaften nehmen. Deshalb wurde neben die Bilanz des Vermutlich doch auch
noch der Finanzhaushalt der Zahl gestellt. Die Zusammenfassung ergibt eine
Kugel rekonstruiert aus der Würfelform, die je nach Absicht und Ansicht des
Verwalters so oder anders dargestellt werden kann. In der freien Wirtschaft
treten da die Wirtschaftsprüfer auf, um den Aktionären einigermaßen
verständlich zu erklären, warum denn so oder so mit ihrem Geld umgegangen wurde
und was es denn vermutlich nun wert ist. Sicher wissen sie es naturgemäß auch
nicht -der Mensch ist keine Buchungsposition, menschliches Handeln, Hoffen,
Glauben selten wirtschaftlich berechenbar.
Die Ratsmitglieder in den Kommunen sitzen nun vor von Heften
zu Büchern aufgeblähten Darstellungen des Gemeindevermögens und sind vor
ausgetüftelten und kryptisch verschlüsselten Vermutungen über den Umfang nicht mehr in der Lage zu erkennen, was es denn nun gekostet
hat, in welchem Zustand es sich befindet und wie man denn wohl am Besten damit
verfahren soll. Kredite werden nicht mehr nur aufgenommen, sondern geswapt und
gedoppelswapt als befinde man sich mit Spielgeld in einem Nebenzimmer der
Börse statt vor der Rechnung einer öffentlichen Kasse. Die Verwirrung ist
groß, die Darstellung eigener, souveräner Fachlichkeit aufwendig. Alles spricht
dafür, daß es bald zu einer Rückkehr bewährten transparenteren Wirtschaftens
kommt.
Was kann man daraus lernen?
Zu optimistisch bin ich nicht mehr. Zu viele neue Moden der
Weltverbesserung und des Herumreißens der Verwaltung habe ich erlebt und
zum Teil mitgemacht: die Planungsbürokraten, die Ausverkäufer, Baugiganten,
Sozialwürger und Bildungsanbeter, die zugehörigen "Stäbe" und Seilschaften. Schließlich die vom Funktionär zum Manager
gesekteten SPD-Betriebswirte. Und still in Deinem PC die EDV-Administration,
die die Macht im Rayon über ihr Mitwissen steuert. Auf der anderen Seite jeweils das
Gegengewicht von nicht immer abmildernden Haltungen.
Den Beamten unter den Lesern und den Bürgern, denen gesunder
Menschenverstand auch gegenüber der Genialität der neuen Idee seine Bedeutung behält
(Schopenhauer), schlage ich vor, dabei zu bleiben, daß Verwaltung weder
Verwaltung nach oben noch Vorwärtsverwaltung, weder aufschauender noch
vorauseilender Funktionärsgehorsam sein darf, wenn es um das Geld des Nachbarn
geht. Verwaltung sollte Verwaltung bleiben bzw. wieder dahin zurückkehren. (Ich
höre gerade aus dem psychologisierenden Argumentieren, jetzt wäre mal
hochsensibles Planen dran.)
Statt esoterische Spekulationen der folgenden Art scholastischer
Geheimwissenschaft als vernünftiges Wirtschaften zu verkaufen (da blickt auch kein Journalist durch):
Zu Swaps aus Wikipedia:
Die andere Variante zu Par-Par ist Yield-Yield, wo sowohl
Anleihe als auch Swap nicht zu 100 (Par), sondern zu aktuellen
Marktkonditionen gehandelt werden... Credit Default Swaps sind also ein
Instrument, mit dem unabhängig von bestehenden Kreditbeziehungen Kreditrisiken
gehandelt werden können und Long und Short gegangen werden kann. ..Diese werden
in Anlehnung an die zeitlich in der Nähe liegenden Verfallstermine von Futures
ebenfalls „IMM-Termine“genannt. ...Die Recovery Rate ist eine Art von „Konkursquote“:
Sie gibt an, welchen Anteil am Nominal der Referenzaktiva die Gläubiger bei
Ausfall des Schuldners noch zurückbekommen werden. ...Ein Devisenswap (FX-Swap)
ist ein Devisengeschäft, das aus einem Devisen-Kassageschäft (FX Spot) und
einem Devisentermingeschäft (FX Forward) besteht. Dabei werden zwei Währungen
per Spot gegeneinander getauscht und zu einem späteren Zeitpunkt wieder
zurückgetauscht. .... Gleichzeitig kaufen die beteiligten Banken große
Aktienpakete des zu übernehmen-den Unternehmens, um sich gegen die bei
steigenden Aktienkursen fälligen Zahlungen an das angreifende Unterneh-men
abzusichern. Im Vergleich zur direkten Investition, also dem Kauf des
Basiswertes, ist die Investition via TRS liquiditätsschonender. Dies kann für
den Investor geringere Refinanzierungskosten, die beim TRS über die Zahlung
des variablen Zinsen dargestellt werden, bedeuten.
Herbei, herbei!
Den Gurus einer neuen Agenda steht die Pforte offen - hinter
der Fassade der Diva vom Bau.
Karlsruhe 3.10.2017