Freitag, 5. Juni 2015

Empfang des Vorlesers, B Schlink 2015



Und Smirc sprach: „Wärst Du auch gerne mit ihm verwandt?“

Dr. Warnix: “Du weißt doch, ich habe meine eigene Nazi-Verwandtschaft. Und sie ist näher als ihm die seine wohl war.“

Dr. Smirc ist eigentlich ein heller Kopf. Aber wenns um diese Zeit geht, verliert er ihn öfter: „Ja glaubst Du denn, bei mir wäre es anders? Aber Ihr beiden habt doch das Glück, Bescheid zu wissen!“

Warnix denkt für sich: „Der Vorleser wohl nicht. Hätte doch nicht so eine verschwiemelte Sex and Holocaust-Story geschrieben.“

Dr. Jacko Iwanowitsch Smirc mit hochrotem Kopf: „Stell Dir doch mal vor, am Haus Deiner Großeltern wäre so ein Gedenkstein mit dem Namen Langgässer. Stell Dir vor, Dein Herz wäre in Auschwitz verbrannt! Und eines Tags entdeckst Du daneben ein Hakenkreuz-Schleifchen mit der Aufschrift Dr. Carl Schlink, Kommandeur der SS-Akademie Graz. Alzey-Dachau-Graz-Alzey!-“

Dr. Warnix, Psychagog und witziger Geselle der Heidegger-Denke schluckt. Darauf weiß auch er nichts zu sagen. 

Gott klappt das Kapitel Deutschland zu. Ein Rauch steigt in den Ruhm.

4.6.2015

Nachtrag: Was mich ärgert: Da war eine mindestens ebenso schreckliche Figur, der Träger des Ehrensäbels von Himmler, Chef der SS-Akademie Graz, Arzt in Dachau. Sohn des Großonkels aus Alzey, wohnhaft im Haus der Langgässer, Carl Edmund Schlink *1906. 

Muß man von Kindern des Bruders des Großvaters wissen? Kann man es nicht? 
Aber hätte es etwas an der Darstellung des Holocaust als Tapete korrekter Weltanschauung geändert?
Deutsche Erzählkunst, deutsches nichts Sagen...

Dienstag, 2. Juni 2015