Donnerstag, 24. November 2022

Der Weekender von KA

Der Weekender, ein Lederkoffer aus alter Zeit.

Menschenzüchter vom Schreibtisch aus.

Wen will der gute Hirte denn melken?

"Regeln für den Menschenpark" Sloterdijk 1999

"Lektionen und Selektlonen haben miteinander mehr zu tun als irgendein Kulturhistoriker zu bedenken willens und fähig war, und wenn es uns bis auf weiteres auch unmöglich scheint, den Zusammenhang zwischen Lesen und Auslesen hinreichend präzise zu rekonstruieren, so ist es doch mehr als eine unverbindliche Ahnung, dass dieser Zusammenhang als solcher seine Realität besitzt." Passt super zum Schlußstrich vom Walser 1998.

Man erkennt schemenhaft den Schreibtisch im Einzelzimmer, wo einer nach Aufnahme im höheren Stammtisch lechzt. Ein Weekender und Suhrkamper vom Heidegger. Nietzsche trieb es bunt, dem hier kommt der graue Kater mit Schwafelschweif. Hat die Suche nach der passenden Ikonostase doch keinen Schopenhauer, vor dem sie hassend ins Singen kommen könnte?

*

Schon kommst Du wieder, Licht vom Trost

Kalt ist der Tag, Eis aus der Nacht.

Es knarren sich windende Weisen aus düsteren Zeiten,

Worte von Wahn und krummem Ding.

Aber der Kerze Schein fällt in das Gesicht der schlafenden Kindheit,

als liebten noch Hoffnung und Trost.

 

*

"Daß die Domestikation des Menschen das große Ungedachte ist, vor dem der Humanismus von der Antike bis in die Gegenwart die Augen abwandte — dies einzusehen genügt, um in tiefes Wasser zu geraten."

Was ist die Wahrheit im bunten Strumpf? Illuminierter Baum, Graukrone, Leuchtturm der Weisheit, Schnuller der Vernunft?

Sehnsucht des angegrauten Gurus nach VIP. Beim Buchhalter Sarazin oder Kolonialträumer Houellebeq klarer ausgesprochen. Die Gewindestange immer wieder falsch gedreht. Twist in sobriety.

Das war kein süffisanter Heimatroman, sondern klug wie eine ganze ausgetrocknete Akademie der guten Laune.

Open Mike in Mainz 99, Ovations of Silence. Mehr Ruhm brauchte ich nicht zu ziehen. Er aber hat alle Schläuche der strebenden Verehrung bei sich, das große Ungedachte,  heilphilosophisches Raunen.

Warum dies einsehen? Wo ist denn die Weisheit eines Nietzschekiff? Der nicht beachtete Spießbürger, der sich einen Zarathustra träumte, wo kein Wichtig den Wicht an seinen Hof lud? Es gibt doch schon Götter und Götzen genug! Aber Einbildung will Abbildung.

Intellektuelle am Stammtisch der Honks. VIP-Lounge. Gleich unter Gleichen sein, eine Stimme auf dem Forum, statt ein Lautsprecher, das genügt nicht. Man reitet die Herde, wähnt sich Hirte, Gaucho und Caudillo.

Wenn sich der Stammtisch der Senioren vom VIP des Allesschwatz und Grauquatsch unter Einfluß von Herrschaft in ein Wolfsrudel verwandelt, wo lang wall- und willfährt und fühlt sich wohl dann der Heidegger, was tanzt und tänzelt dann der Nietzsche auf menschlichem Anstand?

Dr.Smirc überbringt der Kinderhilfs- Einrichtung X eine selbst sortierte Lego – Spende. Von oben sonniger November, unten rot, gelb und grün leuchtende Blätter. Was regt er sich auf? Sie wollen doch nur weiterhin oben in der Suppe schwimmen. Andere werden folgen. Aber auch andere schwankende Köpfe von grau.

*

Ehrliche Antwort auf Dr. Warnix, Psychagog und outgesourcter Poonaguru, der in einer provokanten Attacke fragte: „Ist das nicht Neid, was Dich daran hindert, von dem alten Schwätzer abzulassen?!“

Natürlich fühle ich mich über das Gefühl des Neids erhaben! Wenn ich einen Erfolg sehe, Frage ich mich schon, ob es mit richtigen Dingen zugeht, daß ein anderer, eine andere soviel Beifall erhält. Ich gönne es ihm, ihr nicht.

Aber in diesem Fall wie in dem von Handke, Walser und Houellebecq kommt etwas hinzu, das Gefühl, besser zu denken, zu schreiben, wertvoller in Denken und Schreiben zu sein. Mein Schimpfen richtet sich deshalb mehr an das nicht erkennen könnende Publikum. Also Neid und Verachtung gegen die schwatzende Litterarität, Wut und Verachtung gegen die unterbelichteten Gefolgschaften.

Ich begründe das Recht meines Zorns aus moralischen Forderungen in Sachen der Politik und der Behandlung der Person überhaupt, und aus stilistischen Forderungen in Sachen der Kunst (Stil ist Haltung), wo ich Ernst verlange.

In Sachen Sloterdijk fühlt sich mein Bedarf nach Stil beleidigt von einer beliebig schwankenden Haltung,  und der andere nach Achtung der Person in politischen Dingen. Die Haltung schwankt von Wortballung zu Sinnverquallung, die Achtung der Person erstickt unter dem Abraum antiker Lexika und Nietzscheanischer Selbstüberhöhung des Pfeifendeckels.

In meinem Neid sehe ich daher eine Komponente der Republik der Menschenwürde, um die genannten herum lavieren und ihre Gefolgschaften balbieren.

Ich habe in meinem Leben ausreichend Anerkennung und darüber hinaus Liebe bekommen. Sie aber umarmen die Spitze des goldenen Berges, lachen mit Zarathustra der Menschen. So etwas etwa wäre die Reaktion Schopenhauers auf Nietzsche gewesen.

Das meint mit allem Recht erfolgter Selbstprüfung Dr. Jacko Waldensis Smirc.      Am 24.11.2022

Der Spaß besteht darin, von der Wahrheit zu reden.

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