Der Weekender, ein Lederkoffer aus alter Zeit.
Menschenzüchter vom Schreibtisch aus.
Wen will der gute Hirte denn melken?
"Regeln für den Menschenpark" Sloterdijk 1999
"Lektionen und Selektlonen haben miteinander
mehr zu tun als irgendein Kulturhistoriker zu bedenken willens und fähig war,
und wenn es uns bis auf weiteres auch unmöglich scheint, den Zusammenhang
zwischen Lesen und Auslesen hinreichend präzise zu rekonstruieren, so
ist es doch mehr als eine unverbindliche Ahnung, dass dieser Zusammenhang als
solcher seine Realität besitzt." Passt super zum Schlußstrich vom Walser 1998.
Man erkennt schemenhaft den Schreibtisch im Einzelzimmer, wo
einer nach Aufnahme im höheren Stammtisch lechzt. Ein Weekender und Suhrkamper
vom Heidegger. Nietzsche trieb es bunt, dem hier kommt der graue Kater mit Schwafelschweif.
Hat die Suche nach der passenden Ikonostase doch keinen Schopenhauer, vor dem sie
hassend ins Singen kommen könnte?
*
Schon kommst Du
wieder, Licht vom Trost
Kalt ist der
Tag, Eis aus der Nacht.
Es knarren sich
windende Weisen aus düsteren Zeiten,
Worte von Wahn
und krummem Ding.
Aber der Kerze
Schein fällt in das Gesicht der schlafenden Kindheit,
als liebten
noch Hoffnung und Trost.
*
"Daß die Domestikation des Menschen das große
Ungedachte ist, vor dem der Humanismus von der Antike bis in die Gegenwart
die Augen abwandte — dies einzusehen genügt, um in tiefes Wasser zu
geraten."
Was ist die Wahrheit im bunten Strumpf? Illuminierter Baum,
Graukrone, Leuchtturm der Weisheit, Schnuller der Vernunft?
Sehnsucht des angegrauten Gurus nach VIP. Beim Buchhalter
Sarazin oder Kolonialträumer Houellebeq klarer ausgesprochen. Die Gewindestange
immer wieder falsch gedreht. Twist in sobriety.
Das war kein süffisanter Heimatroman, sondern klug wie eine
ganze ausgetrocknete Akademie der guten Laune.
Open Mike in Mainz 99, Ovations of Silence. Mehr Ruhm brauchte ich
nicht zu ziehen. Er aber hat alle Schläuche der strebenden Verehrung bei sich,
das große Ungedachte, heilphilosophisches
Raunen.
Warum dies einsehen? Wo ist denn die
Weisheit eines Nietzschekiff? Der nicht beachtete Spießbürger, der sich einen
Zarathustra träumte, wo kein Wichtig den Wicht an seinen Hof lud? Es gibt doch
schon Götter und Götzen genug! Aber Einbildung will Abbildung.
Intellektuelle am Stammtisch der Honks. VIP-Lounge. Gleich
unter Gleichen sein, eine Stimme auf dem Forum, statt ein Lautsprecher, das
genügt nicht. Man reitet die Herde, wähnt sich Hirte, Gaucho und Caudillo.
Wenn sich der Stammtisch der Senioren vom VIP des Allesschwatz
und Grauquatsch unter Einfluß von Herrschaft in ein Wolfsrudel verwandelt, wo lang
wall- und willfährt und fühlt sich wohl dann der Heidegger, was tanzt und tänzelt
dann der Nietzsche auf menschlichem Anstand?
Dr.Smirc überbringt der Kinderhilfs- Einrichtung X eine
selbst sortierte Lego – Spende. Von oben sonniger November, unten rot, gelb und
grün leuchtende Blätter. Was regt er sich auf? Sie wollen doch nur weiterhin oben
in der Suppe schwimmen. Andere werden folgen. Aber auch andere schwankende Köpfe
von grau.
*
Ehrliche Antwort auf Dr. Warnix, Psychagog und outgesourcter
Poonaguru, der in einer provokanten Attacke fragte: „Ist das nicht Neid, was Dich
daran hindert, von dem alten Schwätzer abzulassen?!“
Natürlich fühle ich mich über das Gefühl des Neids erhaben! Wenn
ich einen Erfolg sehe, Frage ich mich schon, ob es mit richtigen Dingen zugeht,
daß ein anderer, eine andere soviel Beifall erhält. Ich gönne es ihm, ihr
nicht.
Aber in diesem Fall wie in dem von Handke, Walser und Houellebecq
kommt etwas hinzu, das Gefühl, besser zu denken, zu schreiben, wertvoller in Denken
und Schreiben zu sein. Mein Schimpfen richtet sich deshalb mehr an das nicht erkennen
könnende Publikum. Also Neid und Verachtung gegen die schwatzende Litterarität,
Wut und Verachtung gegen die unterbelichteten Gefolgschaften.
Ich begründe das Recht meines Zorns aus moralischen Forderungen
in Sachen der Politik und der Behandlung der Person überhaupt, und aus stilistischen
Forderungen in Sachen der Kunst (Stil ist Haltung), wo ich Ernst verlange.
In Sachen Sloterdijk fühlt sich mein Bedarf nach Stil
beleidigt von einer beliebig schwankenden Haltung, und der andere nach Achtung der Person in
politischen Dingen. Die Haltung schwankt von Wortballung zu Sinnverquallung, die
Achtung der Person erstickt unter dem Abraum antiker Lexika und Nietzscheanischer
Selbstüberhöhung des Pfeifendeckels.
In meinem Neid sehe ich daher eine Komponente der Republik der
Menschenwürde, um die genannten herum lavieren und ihre Gefolgschaften balbieren.
Ich habe in meinem Leben ausreichend Anerkennung und darüber
hinaus Liebe bekommen. Sie aber umarmen die Spitze des goldenen Berges, lachen
mit Zarathustra der Menschen. So etwas etwa wäre die Reaktion Schopenhauers auf
Nietzsche gewesen.
Das meint mit allem Recht erfolgter Selbstprüfung Dr. Jacko Waldensis
Smirc. Am 24.11.2022
Der Spaß besteht darin, von der Wahrheit zu reden.
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