Alter weißer Mann
zu
Frontal 21 Identität 27.4.21
Es ist ein anderer als „der weiße Vater in Washington“
Identität statt Person
Der fanatische Moralismus hat seine Heimat in vielen
Institutionen verloren und fischt in jungen wilden Köpfen nach neuer Avantgarde
der Machtergreifung.
Es klingt wie das Skandieren von kpdml-Parolen in meinen
Ohren, wenn dem weißen Rassismus der Identitären nun ein schwarzer von
neo-Identitären antwortet. Das Opfergedicht einer Afroafrikanerin wird zum
Anlass genommen, weißen Übersetzern und Übersetzerinnen ein Berufsverbot
auszusprechen. Ein alter weißer Mann wird von der Universität Hamburg
ausgeladen, weil er die Unverschämtheit hatte, die Vorstellungen Afrikas zum
weißen Kolonialismus zu erforschen und vorzutragen. Das sei Sache der POC (als einer
Art VIP der Unterdrückten).
Dies ist nicht die USA!
Die schwarze junge Dame aus Berlin, die sich zu fanatischer
Verurteilung verführen lässt, hat so ein Gehabe der 68er Avantgarde, lächelt
aber gewiss etwas bissig über solchen Vergleich. Man, frau usw. ist ja längst
weiter bis zur heiligen Identität der – Hautfarbe! gekommen. Nichts Neues.
Jetzt mal von Afrika. Soll doch jede/r ihre/seinen eigenen reinen Scheiß machen!
Nach dem Interview im TV könnte man sich solche
Vorstellungen der Reinheit auch in der Aura eines Diktators vorstellen, der seine
miese Unterdrückung mit Verfolgung der im Land verbliebenen weißen Krokodile
wett machen will. Es geht doch auch in solcher "Soziologie" wieder
nur um die Nutzung eines Opferstatus zur Begründung von
Herrschaftsvorstellungen einer über die Hautfarbe oder sonstige Betroffenheit
zusammenideologisierten Gruppe. Weltbild vom Reinsten.
In Wahrheit der Erfahrung gibt es keine andere menschliche
Selbstorganisation, die allen geöffnet, gleich und frei ist als: die Republik.
Der identitäre Aufmarsch von alten und jungen weißen Männern und Frauen nicht
anders wie der von alten und jungen POC bedroht die Freiheit der Person aus
eben dem rassistischen Anspruch heraus, den zu überwinden er -oder bitteschön
sie- vorgibt.
Der Kommunismus glaubte weiter zu sein als die Republik,
indem er sich für die Diktatur der Gleichheit erklärte. Der Kapitalismus tat
des Gleichen mit der Herrschaft der Willkür, die er Freiheit nennt. Der
Totalitarismus des Nationalsozialistischen Reinheitsgebot zog seine
Rechtfertigung aus der Brüderlichkeit des Wir-zuerst bzw. nur-Wir. Auch die
Identitären von weiß und schwarz sind wieder einmal klüger als die Republik.
Sie verlegen die Herrschaftskämpfe der Slums in die Universitäten. Das machte die
68er Avantgarde auch im Namen der unterdrückten Völker- bis zur RAF.
Die Person ist in allen Fällen hinderlich. Im Kommunismus
kleinbürgerlich, im Kapitalismus unwirtschaftlich, im Totalitarismus von Rasse
und Nation dekadent, im religiösen Totalitarismus sündig, im identitären
unrein. Der Feind ist ihnen konsequent die Republik, die das Netz aus den
Verhandlungen und Handlungen freier Personen ist.
Sie „verbessern, entwickeln weiter“ die Republik. Nein: sie
brechen ihr das Rückgrat. Der Mensch ist aber nicht Insekt mit Außenpanzer noch
Qualle ohne Form. Er hat ein eigenes Gerüst, das ihm keine Familie, Nachbarschaft,
Rudelidentität zerbreche!
Bleibt der jungen Frau Meinhof aus Berlin zu wünschen, dass
ihr die Entwicklung von der immer kleineren Gefolgschaft zum Sprung des Horst Mahler (Vorname fast vergessen) in die Blut- und Bodengemeinschaft erspart bleibt. Zumal nach dem
gewaltigen Shitstorm, den sie zu erwarten hat, den die heroischen Aufschreie
ihrer FreundInnen wohl kaum ausgleichen können
Alter weißer Knacker. Mein schwarzer Freund findet mich okay.
29.4.2021 Klaus Wachowski