Sonntag, 24. November 2019

PH

Wie mir in volltext zitiert wird, ist die Nobelpreisrede fertig.

Für die Zukunft soll die Familie Thema sein, wo es sie in Srebrenica nicht mehr gibt. Plötzlich warme Gefühle. 

Der Anstand zieht sich schweigend zurück ins Leid der Verbliebenen.

Dienstag, 12. November 2019

Der Nachsummer

Ob der Duft aus einem Welser Apfel ein japanisches Bullenparfüm erklären kann? Der Elfenbeintürmer, der nicht versteht, was die Leute in Europa nur immer mit der Strahlung in seinem geliebten Hiroshima haben - ist es nicht friedlich, im Gedenken spazieren zu gehen? -, kann jedenfalls erklären, warum die Würde des Bosniers nicht ganz so unantastbar ist wie die Heiligkeit der Kunst groß. 

Annäherungen an Handke, die es nun zu einer Verteidigung in der NZZ gebracht haben. Der Oberlehrer, der zum Guru steht. Bekanntes Phänomen im Egoscrit der nietzscheanischen Sehnsucht nach großer Größe. Nicht schlimm, wäre da nicht ein Massengrab.   

Das Ding als besonders besonderes Ding und das Leiden in der Langeweile des Ich. Ein Du gibt es nicht. Der Kniff der Körperwelten: Blut auslaufen lassen und Formalin einblasen. Die Literatur der Trockensträusse als Ikonostase im stillen Ort des Elfenbeinturms (Es ist nicht der Hölderlins. Warum reißt er an so stillem Ort nur das Fenster auf?). Der Japaner staunt: in Österreich spricht man deutsch?

Es ist meine Generation, etwas älter, etwas jünger, die sich da gegen die Massenkultur wehrt, hinauf in den Weihrauch des Geniekults des 19. Jahrhunderts und zu diesem Zweck in manche VIP-lounge strebt. Nur gibt es pro Genie mehr als tausend gute Konkurrenten, die Ihr mit gegen die hundert schlechten erhobener Stimme von den Euch beanspruchten Trögen abschrecken wollt.

Raunen und Rüpeln, und das romantische Konzept des groß-groß, dick-dick übernommen von Dekorpinslern. Der Barocktanz der alten Bescheidwisser. Wem's gefällt... Es wird im Molekularen aufgehen mit aller Ehre, allem Ekel wie dieser Text und das wirkliche Leid.

Aber an diese wirkliche Leid denkt der Mensch, wenn er die Worte Karadzic, Milosevic, Srebrenica hört. Das Weihrauchwedeln um den heiligen Bimbam vom stillen Ort hat an dieser Stätte nichts verloren! Hinaus! 

Und ein ahnungsloses Komitee, das dem noch die Krone eines dem Frieden zugedachten Preises aufsetzt, gleich hinterher!  

P.S. 

"Nicht untergehen darf hier, dass Leopold Federmair, der als Literaturwissenschafter, Schriftsteller und Übersetzer in Hiroshima lebende Verfasser dieses Artikels, selber eines der besten und schönsten Handke-Bücher seit langem vorgelegt hat: «Die Apfelbäume von Chaville». NZZ 2013"

"Es riecht (oder duftet) gewissermaßen nach Goethe, dem von Handke am häufigsten zitierten Autor. (K.W:Es riecht!)

Ein Eintrag lautet: Erster stiller Ausruf am Morgen:, Heilig heilig heilig!‘ (Picardie); und dann:, Meine tägliche Auferstehung gib mir heute!‘"

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Donnerstag, 7. November 2019

Jellinek seltsam

"Wenn alle in eine Richtung rennen, müssen die Künstler als Einzige in die andre."

Was allerdings beweist, dass auch Künstler nicht unbedingt mit Urteilskraft begabt sein müssen.

Homo sapiens non urinat in ventum. Spruch auf einer Amsterdamer Säule.

*

Unterscheiden können zwischen Ethik und Kunstanspruch. Vielleicht gelingt es noch. Aber wie gerne bleibt der und jetzt auch die Gerühmte nach der Vergewisserung über die Unterschiedlichkeit bei der Meinung, die Kunst sei nicht und für nichts verantwortlich, weil sie per se nicht Moral sei.

Aber selbstverständlich ist eine moralische, indifferente oder boshafte Haltung auch eines Künstlers aller moralischer und unmoralischer Beurteilung unterworfen, ja auch, wenn solche Haltung sich in Büchern und Gedichten räkelt.

Das sagt der bare Menschenanstand. Er wirft Knut Hamsun seine Genialitäten über den Gartenzaun zurück. Das erwartet nicht nur mit allem ersten Recht die Frau aus Srebrenica, das erwarten auch jede sonstigen nicht vom Leid getroffenen des Mitfühlens aber fähigen Betrachtenden von den Verteilern der Mittel eines literarischen Trogs. Einen Künstler zu beschenken, der sich nicht von unglaublichen Bekenntnissen zum Unrecht löst, ist, (es mit Karl Kraus umgekehrt zu zitieren), nicht Sache des Geschmacks, sondern geschmacklos und mehr. Geschenkt!

"Wenn alle in eine Richtung rennen, müssen die Künstler als Einzige in die andre."

Es ist aber wieder eine Zeit gekommen, in der immer mehr Künstler den Ruhm nach und dem Menschen und der Menschlichkeit davon rennen.

Wer wirklich Künstler ist, der lasse sich doch von den Trögen nicht davon abbringen, auch human zu sein. Das Geschwätz vom großen Stil hat wieder Konjunktur. Bei der Literatur ohne Haltung. Und bei der von der mangelnden Urteilskraft.

Der letzte, der sich da Gedanken machte, scheint mir tatsächlich jener Österreicher gewesen zu sein, dem Kunst das Höchste und der Mensch das Wichtigste war und dem ich hier vielleicht nicht richtig aber gerne korrekt zitiert habe.

Amsterdam, 7.11.19

Ich bin kein Heiliger, habe auch einiges geschrieben, und mehr: nicht geschrieben, das ich bereue. Peinlich mein Leugnen der Pol-Pot Massenmorde gegenüber Freunden als Vietnam Propaganda der USA. Es ist doch gleichgültig in welcher Liga ich meine Tore schieße oder verschieße. Wenn ich mich so und so als Mensch erkläre,  ist die Frage der Preiswürdigkeit auch für die andere relevant, ob man mich überhaupt noch auf dem Platz sehen will.

Wie nah auch immer der Guru am Weihrauch ist. Die Frage der Kreditwürdigkeit behält ihre Bedeutung.