Donnerstag, 27. Oktober 2022

Alzey Ernst-Ludwigstraße, Berlin Eichkatzweg 33- Edvardson, Langgässer, Schlink

Ein Stolperstein über das Mädchen, das von Nazis gezwungen wurde, sich selbst auszuliefern, um die Mutter zu schützen. In Auschwitz musste sie Listen für Mengele führen, während in der SS-Akademie Graz Dr. Schlink vermessene Kinderschädel aus Landau begutachtete.

Zu Mädchen und Mordhelfer führen die Spuren von der Ernst-Ludwigstraße, Alzey, in dem die Mutter der Cornelia Edvardson, Elisabeth Langgässer in den 1880er Jahren, er 1906 geboren wurde.

Ich mache keine Erzählung daraus wie der Großneffe und Vorleser, der am Holocaust vorbei Sex und wohlgestaltete Gedanken über Schuld plätschern läßt. Ein warmes Bad.

Ich mache mir Gegengedanken, Kopfgedanken, wie mein verstorbener Freund R sagte.

Wurde auch in dieser Familie nicht geredet? Gab es nur den braunen Opa in Darmstadt und den religiösen Papa? Keinen SS-Onkel bzw Goßcousin? Wurde auch in den besseren Kreisen geschwiegen und geschwurbelt? War auch hier Familienehre wichtiger als Ehrlichkeit? Druck in Keller und Kessel?

Und die Opfer?! Ich stolpere über einen Stolperstein. Der Roman " Vorleser" fällt mir aus der Hand.

Redseliges Schweigen, Verschweigen. Ranicki meint 1995, es stimme da etwas sprachlich nicht. Ich stimme zu: Stil ist auch Haltung.

Cornelia Edvardson kann nichts mehr dazu sagen. Sie ist vor 10 Jahren gestorben. "Wir, die Überlebenden wanken unter der Last unseres Wissens. Sie ist auch unsere brennende Scham, und Sieg und Triumph unserer Henker über den Tod hinaus."

Ob sie jemand hören würde? Mein Fazit aus 70 Jahren Erfahrung: Wohl niemand, der oder die wissend keine Last spürt. Über der Last fährt das sinnierende Vergessen die Erinnerung platt.

27.10.22

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