Sonntag, 3. Juli 2022

Sallust über Catilina (Reclam 889 aus 1967)

Über die Russifizierung Roms

 

Als dann Reichtum zu Ehre wurde und ihm Ruhm, Amt und Macht folgten, ermüdete der Anstand, galt Armut als Schande, Ehrlichkeit als Frechheit. So wurde die Jugend zu Gier und Arroganz gezogen: sie raubte, praßte, nichts war ihr wertvoll, sie kannte keine Grenze.

 

Die alten Römer hatten den Besiegten nichts genommen, außer der Möglichkeit, Unrecht zu tun. Aber diese Generation, raubte den Nachbarn alles, was jene tapferen Männer ihnen gelassen haben; als ob Verwaltung Herrschaft des Unrechts hieße.

 

Kaum jemand kann glauben, daß von Privatleuten Berge umgestürzt, Meere mit Bauten bedeckt worden sind. Sie trieben ihren Spott mit dem Reichtum; was sie auf anständige Art hätten besitzen können, zerstörten sie. Auf der Jagd nach exquisiten Genüssen durchforschten sie Land und Meer, ...

Das alles reizte die Jugend, wenn das ererbte Vermögen schmolz, zu Verbrechen. Ein vergifteter Geist richtete sich hemmungslos auf Besitz und Protz.

 

In einer so großen und verdorbenen Gemeinschaft sammelte Catilina Schande und Verbrechen wie eine Leibwache um sich. Denn jeder Maulheld, der mit Vergeuden, Bauchfüllen und Huren sein Vermögen geschreddert hatte, jeder der sich beim Einkauf von Skandal und Verbrechen verschuldet hatte, zudem alle Mörder aus aller Welt, Hassprediger, Verurteilte, hierzu Leute, die von Lüge und Gewalt lebten, das waren Catilina die Nächsten und vertraute Freunde.

 

Am meisten indes suchte er Freundschaft mit noch formbaren jungen Leuten. Den einen besorgte er Drogen und Sex, anderen kaufte er Hunde und Fahrzeuge; er sparte nicht mit Aufwand und riskierte sein Ansehen, wenn er sie nur abhängig machte. Sein Herz, konnte weder im Wachen noch im Schlaf Frieden finden: ...aus seinem Gesicht sprach der Wahnsinn.

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