Mittwoch, 30. Dezember 2015

Sandmann

Der Sandmann, ein Typus von Herrschaftswollen, mir gegenwärtig durch das ihm entschlüpfte Eingeständnis, er wolle seinen Abdruck in der Wirklichkeit hinterlassen.
Er hat eine Gestalt. Aber Du wirst sie vergessen , sobald sie in Dein Gesichtsfeld getreten ist. Wer es war, wirst Du wissen. Wie er aussieht, hast Du bereits wieder vergessen.
Was für ein Gesicht hat ein Vollstrecker?

Seinen Abdruck in einem Menschenprojekt hinterlassen kann er nur, wo ein Mächtiger es sich auf ihm und über ihn sich bequem macht. Zu diesem Zweck muss der ihn los schicken, Hindernisse von Recht und Übereinkunft zu brechen. Dazu muss jener ihm Teile seiner Macht zuteilen. Dann geht gut, was nicht ginge, "wenn das der Führer wüsste". Aber natürlich weiß der jeweilige "Führer" genau das.

Was ist also dieser Abdruck des unsichtbaren Vollstreckers?

Es ist das,was aus dem Überfall aus dem Nebel resultiert, hinter dem Auftraggeber und Vollstrecker unsichtbar werden.

Was ist richtiger? Auf die Wunden der Republik und ihrer Verteidiger sehen, auf das Opfer, auf die Tat oder auf den Täter?
In dieser Betrachtung geht es um die Betrachtung des Phänomens, nicht um die moralische Würdigung.

So wirkt und würgt der Sandmann aus dem Nebel, für profitablen Schaden, ohne den er keine Freude fühlt.

Ich nenne ihn Sandmann, weil er seinen unverwechselbaren Abdruck in den Sand der Zeit presst, in den Wind der Meinungswechsel. Und auch er vergisst den Ursprung der Gleichheit, über deren Gerichtstag er sich erheben will. Ewigkeit. Sie wird ihn neben Kaiser, Wurm und einem Rest Borschtsch

In Gleichheit werden wir geboren, in Gleichheit  werden wir sterben. Und dem "na-und" des Sandmanns antwortet die Stille im Vergessenwerden.

Was kannst Du gegen den Sandmann unternehmen? Achte auf ihn, aber bekümmere Dich nicht um ihn, sondern um den gefährlichen, weil mächtigeren Menschen, an dessen Macht er parasitiert.

Sonntag, 13. Dezember 2015

Die Väter kommen

Eisenberg

Zerstört schon in den 70ern, aufgebaut, verrottet, aufgebaut, ausgewohnt, mühsam aufrecht erhaltene Insolvenz. Eigentlich so recht geeignet für die Zuwanderung vertriebener Flüchtlinge.

Zu Tausenden kommen sie herein, unsere Väter und Großväter, mit den Körpern unserer Kinder und Hoffnungen schimmelnd in den eingeweichten Papieren narzisstischer Ideologen des 19.Jahrhunderts. Seelen mit riesigen offenen Wunden und schweren Panzern um nachtschwarze Ängste.

Sie begegnen uns, ihren Kindern in den Körpern ihrer Eltern, die oft schon gestorben sind. Aber mit Gedanken von flatterhafter Freiheit, angstmachendem Chaos, haltloser Sehnsucht. Irgendwie irre.

Wie rede ich mit meinem Vater, der das Leben enger will, mit meiner Mutter, die mir die Straße nach oben einredet? Wie sollen sie mit mir reden, dem Ungehorsamen, dem, der Fremden traut und das Alte ironisch kommentiert? Sag es mir Bruder, Schwester vom Alter meiner Kinder.

Was sollen Deine Eltern in Berlin, der Stadt des stolz geschwellten Ego?
Aber hier im Fokus des Misstrauens ist es nicht weniger schwer.

Kann ich jetzt die Väter verstehen? Die enge Erziehung, den krampfhaften Halt an die Ideologie von Herrschaft und Unterwerfung, die anderen Ängste, den Haß?

Auch wir mußten unser Leben neu erarbeiten. Vieles half. Aber auch das eigene Wollen.

Ihr Väter und Mütter, seht wohin Eure Kinder gehen werden. Lasst es zu: nur solche Kinder werden Euch nach Eurer Flucht empfangen. Mit Bedenken. Mit dem Vertrauen in Wert und Würde des Menschen.

Auch unsere Väter und Mütter sind schließlich nicht alle nach Berlin gezogen. Auch Eisenberg ist eine Möglichkeit. Für die Erprobung des Vertrauens oder die unheimliche Rückkehr in die Urgemütlichkeit. Schreckliche Einsamkeit im Herrschaftsgebiet von Familie und Verein.

Du kennst das. So bleibe nicht, sondern werde, was Du - auch -  bist. Das wünsche ich Dir und mir.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Kot und Blüte, ganzheitlich betrachtet

Jedem geht ein, dass im vorliegenden Fall das Projekt der ganzheitlichen Betrachtung scheitert.

Ein Hund hat sich am Straßenrand entleert  (der Besitzer kann sich vor Bewunderung nicht lassen ) und der Novemberwind hat eine letzte zarte weiße Blüte hinzu geweht. Nur sehr wenige der geehrten Damen und Herren werden das Bedürfnis nach ganzheitlicher Erfahrung verspüren und zu riechen versuchen.

Das menschliche Gehirn kann wohl so wenig einen ganzheitlichen Geschmack entwickeln wie eine ganzheitliche Sichtweise, etwa von Rechts und Links. - Wenn auch bei manchem politischen Handeln von ganz Rechts und ganz Links die Menschlichkeit plötzlich in Nichts zusammen fallen kann. - Im geschilderten, nicht seltenen Fall, wird das Bild wohl nur von einer Seite aus gewertet.

Wer möchte zu Hesses Poesie ihn nackt an der Felswand sitzen sehen, wer glaubt beim Anblick des Kriegsgefangene  mordenden japanischen Wächters in Burma sein Haiku? Die Welt, das Leben sind wohl weder das eine noch das andere allein. Wer kann es riechen?

Ich glaube daher, dass Ganzheitlichkeit eine gewisse Trübung der menschlichen Erkenntnisfähigkeit voraus setzt oder ganz und gar nicht Kopf- sondern Bauchsache ist, wie dieser treue Freund des Menschen unbeabsichtigt bewies.

Nietzsche zum heiligen Pelznickel

Natürlich : Nachdem die Region der Philosophie von Schopenhauer kartographisch erfasst war, musste irgendeine Narzisse doch mal die Sau rauslassen und sich zum mehr als Mensch stilisieren.

Dienstag, 1. Dezember 2015

Scham


Ich höre einen sehr eingängigen Vortrag eines Psychologen über das zu wenig beachtete Phänomen von Scham und Schamlosigkeit.

Dieses Phänomen der Bindung, der Abhängigkeit von der Akzeptanz eines Anderen, wirke doch stärker als das Selbstbewusstsein sich zugestehe.

Ich habe unter engen Schamvorstellungen von Eltern gelitten (Ein Junge weint nicht, Wir müssen die Schmach der Armut überwinden, sich über die dummen Bauern erheben,  aber nicht unangenehm auffallen, nicht auffällig werden.)
Die 68er haben sich unverschämt aus den Schamvorstellungen der Alten gelöst. Und neue Erwartungen in die Welt gesetzt (Männer sollten auch weinen,  nicht nach Besitz streben, immer locker bleiben, punken und rocken, provozieren, Ich produzieren, sich nicht schämen).

Stimmt! Auch das kann bei Mißachtung schmerzhafte Scham erzeugen.
Zur Zeit befinde ich mich in einer harten Auseinandersetzung um das Rechthaben. Durch diesen Vortrag fällt mir auf, dass sowohl bei meinem Gegenüber als auch bei mir Verletzungen der Scham besorgt werden, was die Härte in die Sache bringt.

Wie es wohl aussieht, wenn das Gegenüber Recht bekommt! Ich unterstelle meinem Gegenüber, er beziehe die Rechtfertigung seines Handelns aus den Erwartungen seiner Freunde. Meine Unfreundlichkeit besteht darin, er ziehe die Erwartungen seiner Freunde denen des Rechts (also dem "wertvolleren", wichtigeren Beobachter Bürger) vor. Er dürfte bei mir von Wichtigtuerei bis zu politischer Feindschaft (Orientierung an Erwartungen anderer, unzulässiger Interessen) ebenfalls ungute, beschämende Absichten vermuten.

Wichtig an der Scham erscheint mir daher weniger, ob ein Grund zur Scham besteht oder nicht, als: wer ist es, dem gegenüber ich mich schäme.

Ich war dabei, eine Betrachtung zu Freundschaft und /oder Grundsatz im politischen oder ethischen Handeln zu schreiben. Es hat eine Wendung genommen: Auch aus dem Grundsatz heraus betrachten Dich erwartungsvolle Augen. Zum Beispiel die von Menschen, Parteien, moralischen Instanzen, ideologischen Weltbildermalern, Bekennern von Gott oder Republik, Gott selbst oder einer entsprechenden virtuellen Instanz, Gründern der Republik selbst.
Auch Dich befällt der Virus Scham immer wieder. In manchen Verhältnissen hat er gute, warnende Wirkung (Vorsicht, halte Dich zurück, komme erst mal zu Kraft). In den meisten wohl musst Du nach Heilung suchen.

Ein bewährtes Mittel ist kritisches Rückfragen danach, von wem die Scham geschickt ist, ob ihr Zweck mit der Scham vor den Erwartungen einer höheren Wichtigkeit vereinbar ist, ob sie Dir gut tut. Ausgang aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit nach Kant.

Eine Auflösung von schmerzhaften Erfahrungen der Scham geschah zu Anfang Deines Lebens, noch bevor Deine Eltern Dir ihr - hoffentlich erfreut- beobachtendes Auge zuwendeten:

das Leben selbst sagte zu Dir, komm! 

Und nichts und niemand hat das Recht dieses Wort durch Taten, Brüllen oder Heucheln zu zerstören. Berufe Dich darauf bei Dir, wo immer Dir ein anderes Ich etwas Kritisierendes entgegen hält. Im Anfang bleibt das Ja.

Das andere Erlebnis der Relativität der allmächtig scheinenden Scham zeigt sich außer am Anfang am Ende des Lebens: Wo ein Liebes nicht mehr ist, hat die Scham alle Macht verloren. Du darfst weinen und was immer andere
unpassendes, in ihrem Äußern verletzendes zu Dir oder über jenes Geliebte sagen und tun: Vor diesem Wort ist es -  nichts.

1.12.2015

P. S. Politische Scham erwartet der mündige Bürger bei enttäuschtem Vertrauen, nicht in Anschlag bringend, dass beim Profipolitiker über diesem das Vertrauen der Freunde oder der Stolz auf Einzigartigkeit aus den Phantasien von Kindheit, pubertärer Peer-group pp stehen kann. So gibt es dort keine Scham vor dem menschlichen Gewissen aus der angeborenen Barmherzigkeit gegenüber dem Leiden des Ich-noch-einmal, wo der Blick aus dem Auge des Leidens von Erwartungen aus den Wünschen der Dir wichtigeren Instanzen ausgelöscht wird.

Mißtraue dem einfachen!

Freitag, 27. November 2015

Motte

Aus den Räumen des Schnarchismus blinzelt die Motte ohne Eigenschaften. Sie scheut naturgemäß das Tageslicht. Das heißt aber nicht, dass sie nachtaktiv ist. Ihr genügt ein dunkler Raum.

Nun, wenn Du Deine Rechte aus der Waschmaschine holst, wunderst Du Dich über die winzigen Löchlein im Gewebe. Die Vermutung, es läge an der Maschine, trügt. Du hattest sie im falschen Schrank abgehängt.

Die Motte ist Gourmet. Sie frißt nicht alles, was Du ihren Händen anvertraust. Ihr munden zuerst die feinen Fäden, die das Vertrauen verknüpfen. An den Strick, in den sie sich der Macht wegen gewunden hat, traut sie sich nicht. Auch nicht, wenn ab und zu kräftig an ihm gezogen wird.

Lass die Tür verschlossen. Du glaubst nicht, was für wilde Bewegungen sie macht, wenn Licht ins Dunkel fällt.

Ihr Aussehen? Tarnfarbe, eher unauffällig schmutzig.

Kurz, ein Lump, der sich erkennen mag. Wird benötigt, Anliegen zum Erliegen zu bringen. Wer lädt ihn ein? Wer möchte von ihm eingeladen werden?

20.11.15

Mittwoch, 18. November 2015

Der Intrigant

Anders als der Denunziant aus Gewohnheit mit misanthroper Grundhaltung, der jeden Abwesenden bei jeder Gelegenheit als des Vertrauens unwerte Person "demaskiert" - man könnte ihn als den Demaskeur aus Leidenschaft bezeichnen -, nutzt der Intrigant das natürliche Mißtrauen des Menschen, um sein natürliches Vertrauen zu zerstören und die frei werdende Stelle mit eigenen Absichten zu besetzen.

Liebe, Freundschaft, Parteihaltung und Zweckgemeinschaft, Republik, Staat, Mensch(heit): Werte, die die Menschen verbinden, nutzt der Intrigant, um Dein Vertrauen zu erwerben. In einer Offensive der Offenheit offenbart er Dir ein persönliches, zumeist peinliches Geheimnis, um Dich an sich zu binden und Dir das Geständnis einer eigenen Peinlichkeit zu entlocken. Besonders günstig, wenn diese Peinlichkeit in sonst sorgsam zurück gehaltenen und stillen Vorbehalten gegen andere Vertraute besteht.

Nun seid Ihr bessere, engere Freunde und Kumpane. Der Intrigant erreicht so zweierlei: Du beginnst die alten Freundschaften mit der neueren zu vergleichen und entfernst Dich von dort, dem Ort nicht so tiefer und intimer Bekanntschaft, hin zu ihm. Er seinerseits kann unter dem Schutz Deines nun größeren, blinderen Vertrauens weniger beobachtet zu Deinen Freunden, Deiner Liebe, Deinen Vertragspartnern, Nachbarn, Parteifreunden, Mitbürgern, Mitmenschen gehen und ihnen - stets im Vertrauen - von Deinen Vorbehalten ihnen gegenüber berichten.

Er bringt Dich mit Deinen Freunden auseinander und Euch gegeneinander auf. Schließlich hast Du nur noch einen guten Freund als Ratgeber,  ihn, und die Welt erscheint Dir als Feind. Dies ist der Augenblick, in dem der Intrigant Dich stürzt oder Du ihn.

Willst Du gute Freunde verlieren? Vielleicht solltest Du gegenüber den besten Freunden mißtrauischer und gegenüber den "nur" sympathischen weniger anspruchsvoll sein. Das hilft dabei, in der wirklichen Welt mit einigem, natürlichen Vergnügen an Menschen zu leben.

Ich, habe - möglicherweise umgeben von vielen Intriganten - nur einen wissend erlebt. Ich habe mich hier wie in anderen Einschätzungen persönlicher Art nicht sehr urteilskräftig gezeigt. Er hat gut von meinem Zutrauen profitiert. Jetzt ist er auf einen anderen Gaul gesprungen. Muß man ihn kennen? Erkennen schon.

Gewalt und List sind die beiden Feinde politischen Handelns. Unterschätze in Deiner Furcht vor dem Terror Catilinas die Intrigen Cäsars nicht. Nicht jener, dieser begründete das Kaisertum und den Untergang der freien Republik.
Es gibt viele Intrigen. Ich habe mich selbst bei manchen mit schlechtem Gewissen ertappt. Die Zahl der Intriganten aus Leidenschaft dürfte aber weit geringer sein als man annimmt. Denn die Republik lebt vom Vertrauen, dem etwas Rechnungsprüfung beigemischt ist.

Die Diktatur und das ideologische Terror-Regime errichten ihre Herrschaft der Lüge auf Mißtrauen,  ihre Herrschaft der Gewalt auf Angst. Sie scheinen im Augenblick auf der Siegesstrasse. Aber die neuere Geschichte zeigt: das setzt sich nicht durch. Wenn Menschen wieder aufeinander vertrauen, ist auch ausreichend Kraft und Urteilsvermögen versammelt, sich vor Folterkellern und Hinterzimmer zu schützen.

Ist nicht aber auch der Intrigant ein der Nachsicht bedürftiger Mensch? Ja, er hat ein Gewissen. Es schlägt ihn mit tausend Ängsten vor Entdeckung. Daher kommt der besorgte, Mitleid heischende Ausdruck in seiner Miene, der seinerseits als Tarnung seines stabilen Ego vor kritischem Blick bestens geeignet ist.

*

Zum Thema gehört die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Freundschaft und Republik. Die Anziehungskraft und Anfälligkeit von Freundschaft, die an der Macht ist, für die Intrige legt nahe, den Begriff Republik mit dem der Freundschaft nicht vorschnell durch ein "und"  zu verknüpfen. Näher liegt der Gedanke an ein: Republik - oder- Freundschaft: Herrscher sind stets von Freunden umgeben, stürzen in der Regel auch durch Freunde. Klugen der Macht hilft es in solchen Fällen von durch Intrige ausgezehrtem Vertrauen, den abgeschabten Rucksack mit Grundsätzen wieder hervorzuholen.

Vielleicht. Sieh, da steht Einer, Dir die Aktentasche zu tragen. Ich hoffe,  Du hast ihn jetzt erkannt. Ja, mir geht es gut. Guten Morgen auch Ihnen, Herr Heuchel. Das Schlafbüro ist bereit, ihre Gemütlichkeit zu empfangen.

Alzey, 18.11.15

Sonntag, 15. November 2015

Fanatismus


Sicher war ich auch fanatisch als ich liebte. Aber die Liebe lähmte meinen Arm, verwässerte meinen Hass. Und Freund blieb nur, wer etwas mit Menschen konnte. Ich bin fest davon überzeugt, dass Taten des Menschenhasses Liebenden nicht möglich sind, und alle Vorstellungen von liebenden Vätern als Schergen auf eine schlechte Beobachtungsgabe zurück gehen.

Deshalb sind auch Pubertierende und Machos so anfällig: Wo Liebe noch nicht oder nicht mehr ist, kommt der Egoismus zur Macht. Und in Bezug auf andere, die Lust an Herrschaft, Ruhm, Knechtschaft, Hörigkeit. Der Lebensabschnitt Pubertät, die Lebensweise Ich-Ich, gut für jedes Verbrechen aus Überhebung, Unterwerfung.

15.11.15

Dienstag, 3. November 2015

Grauwacke

Ein Brocken Grauwacke liegt auf dem Weg. Wenn Du ihn zerschlägst, wirst Du ein Farben schillerndes, schön geformtes Inneres entdecken. Wie die ungezählten anderen Steine und Brocken vor und hinter Dir ist auch er aus dem Felsmassiv der Zeit gebrochen und auf den Weg gefallen, der Dich nun schon einige Jahre durch Hoffnungen und Befürchtungen zieht.

Tausende und mehr sind an dieser Stelle vorbeigekommen ohne sich nach diesem Stück Wertlosigkeit zu bücken. In Dir war die Neugier noch nicht erloschen oder wieder aufgeflackert. Auch ich gehe und bücke mich manchmal nach manchem Stein, als sei das Glück darin verborgen. Manchmal begegnen wir, manchmal erkennen wir einander für einen durch die Erinnerung blitzenden Augenblick. Dann gehen wir wieder eigenes Leben.

Ich wünschte, ich hätte das meine so bunt beschrieben, wie ich es erfuhr, erwünschte. Wenn ich nicht mehr bin, hoffe ich, dass mein Erbe so ein Stein Unscheinbar sein wird. Noch im Felsengebirge, dann im Weg, dann Staub, zerfallener Kristall wie jeder.

Einfach nur leben? Einen Stein betrachten. Festigkeit und Zerfall. Das so langsame Wachsen eines Kristalls, die nicht raschere Auflösung. Einfach nur leben. Wunder genug.

Eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund: "Der Größte willst Du nicht sein, nur der Besonderste! Wenn die Menschen Dir nicht zustimmen, wirst Du Dir zu diesem Zweck einen Gott, einen göttlichen oder heiligen Plan dazu schnitzen müssen."
Ach ja , der alte Warnix, Psychagog und VIP-Downloader!

Dr. Smirc verteidigt uns: "Natürlich habe auch ich meine Portion Größenwahn. Es gibt doch Sex.- Aber schreiben, malen, die Welt in Stoff, Farbe, Ton zu erfassen und umzugestalten, das ist doch Bedürfen von Anfang an!- Warum sollten andere die Haltung nicht auch einnehmen?

Warum ich darüber rede? Weil die Wichtigtuer von der Langeweile die Suchenden mit ihrem Lärm so verwirren, dass sie sich in den Säcken der gestiefelten Kater verlaufen und schließlich alle Hoffnung verlieren.

Bei mir findet niemand Glück oder Erlösung pp. Aber vielleicht doch - und das in jedem Fall eher als dort - die Lust wieder, Selbst zu gehen. "

Dr. Warnix zieht eine Miene der Bedenklichkeit.

1.11.2015

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Faschismus



Ja, was ist Faschismus?

Ich glaube, dass etwas Unterscheidung zu anderen Formen der ideologischen Gewaltherrschaft Not tut, nachdem gerade unsere Zeit nicht angemessen und so oft erfolglos auf Faschismus reagierte, weil ihr Größe, Umfang und Bewegungsrichtung dieser Ideologie unklar war.

1968 war plötzlich jedes autoritäre Handeln Faschismus wie auch jede Grausamkeit. So wurden die vernichtenden Systeme des Nationalsozialismus und des Stalinismus mit den dagegen klarer umrissenen Gewaltherrschaften des Mussolini und Franco verglichen und - verharmlost, während die übliche autoritäre Diktatur wie die Putins, die ihren Weg noch nicht gefunden hat und ohne System zutritt, bei Weitem nicht den Apparat an gewalttätigen Schlägerorganen mit Adelsaspirationen hinter sich hat wie etwa türkische, griechische oder die argentinischen Obristen.

Der nicht allzu komplexen Beschaffenheit des menschlichen Denkens entsprechend unterteilt auch der Faschist seine Idealgesellschaft in drei Schichten: Elite, Dienstleistung und Sklaven. Dieser Aufbau findet sich in allen seither und vermutlich auch künftig existierenden Gesellschaften.

Nur: dort versuchen der einzelne Egoist oder Wohlgesonnene und der soziale oder Freiheitskämpfer die Platzverteilung zu seinen Gunsten oder zu denen der Gerechtigkeit mit Argumenten, List und Gewalt zu ändern. Und das wird in anderen als faschistischen Gesellschaften auch geduldet oder zumindest nicht rechtmäßig verfolgt.
Selbst die Diktatur hat hier ein dickeres Fell: wer auch immer oben oder unten sein will, er bleibe dem Assad schön gefügig. Eine Störung der gesellschaftlichen Gewichtigkeiten stört sie nicht.

In der faschistischen Gesellschaft mit dem betonierten Weltbild der Schichtengesellschaft ist der Versuch einer Änderung der Ein- und Anordnungen verwehrt, strafbar, sanktioniert. Diskussion findet, wenn überhaupt, zu anderen Themen und erlaubt nur im oberen Stockwerk statt.

Bekämpfst Du den Faschismus durch Attentate auf obere Köpfe, wirst Du scheitern, denn hier sind sie - anders als in der Diktatur - auswechselbar durch andere Überzeugte durchaus auch aus unteren Geschossen der Gesellschaft. Hier hilft nur Entmachtung durch Zusammenschluss der Einzelnen, durch Entfernung des Propagandaschleiers, durch Befreiung mittels Denken.

Der Faschist gewinnt seine Macht weniger durch Terror - wie schnell erlahmen die bewaffneten Arme ohne Zustimmung -, sondern durch die ihm zustimmende Angst vor Veränderung. Seine Anhängerschaft rekrutiert sich daher eher aus Angehörigen von Schutz- und Ordnungsorganen, die einer gewissen Ängstlichkeit oder Herrschsucht Platz bereiten, und aus Verlierern des Wettbewerbs als aus denen, die nichts zu verlieren und von einer Neuordnung nichts zu erwarten haben.
Diese fallen eher auf Ideologien der Vernichtung statt solchen der Unterdrückung herein.

28.10.15

Dienstag, 20. Oktober 2015

Montag, 19. Oktober 2015

Der Pegide bei Jauch

Man sollte sich besser einen Krimi eingießen als diese Haßtiraden hinunter würgen. Der Oberpegide ist vom AfD. Ein Fahnenschwenker, der sich mit besonders dick aufgetragener Demut vor der Straße einen VIP-Platz der Herrschaft sichern möchte. Eifriger Pennäler, der sich mit Drohung von Mob Einlass bei der Elite verschaffen möchte. Es gibt immer mehr abgebrochene Aufsteiger, die die Republik dafür hassen, dass sie den Platz an der Sonne schon anderen überlassen hat und sich dafür mit dem Rüpel gemein machen.

Schutz der Gemeinschaft inklusive Privileg der Eingesessenen. Das ist für sich eine die Republik noch achtende Haltung. Der Wille zur Freiheit und der zur Gerechtigkeit haben oft den gleichen Anspruch auf bevorzugte Beachtung.

Inzwischen sind Ruhe und Frieden durch die Not der Einwanderer bedroht und es gibt ein starkes Bedürfnis nach Exklusivität, Zäunen und Abschiebung des Themas. Die Angst wirft Anstand und Verstand über den Haufen und es fehlt nur noch an ein paar Einpeitschern, um die stets bereiten Zündler zu aktivieren.

Die Republik braucht Recht, Ordnung, ausreichend Schutz; sie braucht aber auch die Freiheit von Herrschaft und die Gerechtigkeit in den Lebensbedingungen. Die Zugehörigkeit zur Republik ist kein Exklusives. Denn ihre Verfassung schickt auch bei größter Armut die Sehnsucht nach FGB selbst in die goldenen Käfige der Energie-, Rohstoff- und Massediktaturen. Sie verursacht allein durch ihre Existenz an irgendeinem verborgenen Ort der Welt gewaltige Sehnsucht, gewaltige Erhebungen und Niederschlagungen an den Orten der Unterdrückung. Und die Flüchtenden kommen, bitten um Aufnahme. Glaubensflüchtlinge des 17.und18. Jahrhunderts, Verfolgte des 19. und 20. Jahrhunderts, Vertriebene.

Die Republik ist ein Bekenntnis zum Schutz der Person gegen Vorrechte aus Herkunft und Religion. Sie muss es einlösen, will sie nicht aufgeben und in eine schmutzige Herrschaftsform wie die Diktatur oder den Faschismus umschlagen.
Leistungen und Mittel sind nicht unbegrenzt verfügbar. Aber dieser Umstand kann nicht zur Entschuldigung dienen, Anstrengungen zu vermeiden und Hilfe zur versagen, die möglich sind. Das ist politisches und Verwaltungsgeschäft, über dessen Gestaltung zu diskutieren ist.

Der Hass gegen die Menschlichkeit gepaart mit starker Aversion gegen das Freie und Gleiche in der Republik macht aus einer zu achtenden Haltung des Egoismus eine nach Herrschaft greifende Feindin der Republik. Jauch reicht ihr die Flüstertüte.

Dienstag, 13. Oktober 2015

Neue Notiz zur Republik


Republik ist das Bekenntnis zu Freiheit, Gleichheit und Zugehörigkeit. Das Recht hat seien Nukleus in der Person, nicht in einem Massen- oder Gewaltinteresse.

Der Freie wird ihr zustimmen, um für sich größtmögliche Autonomie unter den anderen Wölfen zu bewahren.
Wer sich mehr der Gleichheit zu sehnt, Gerechtigkeit fordert, will vor Privilegien und Nachteilen bewahrt werden. Nicht gefördert, noch gefordert, sondern geachtet werden; Augenhöhe.
Zugehörigkeit erhofft sich von den anderen Schutz und Ordnung, Verlässlichkeit. Schutz in der Gemeinschaft gegen das Andere, in der Tradition gegen das Neue.

Republik ist nicht Volks-, sondern Personenrepublik. Nicht Brei aus drei Haltungen, sondern ihr Bekenntnis, miteinander zu handeln und zu verhandeln.
Hier wird Freiheit nicht Willkür, achtet sie die Grenze der Freiheit der Anderen.
Hier wird Streben nach Gerechtigkeit nicht Zwangsherrschaft über Produktion und Konsum.
Die Gleichheit achtet die Definition der Gleichheit durch Andere, das gleiche Recht zur Wertung.
Gemeinschaft achtet hier den Wunsch, anderer, kleinerer oder größerer, gar keiner Gemeinschaft anzugehören. Zur Zeit versucht sie, die anderen Gemeinschaften der Flüchtlinge zu achten ohne sie gleich zu stellen.

Klaus Wachowski 13.10.15

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Donnerstag, 24. September 2015

Illiberales

Illiberale Demokratie 
Aus Mitschrift Pressekonferenz
IM WORTLAUT

Was man in old Europe so hören kann 

Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Merkel und dem ungarischen Ministerpräsidenten Orban in Budapest

Montag, 2. Februar 2015
Frage: Frau Bundeskanzlerin, passt das Ziel einer illiberalen Demokratie, wie es der Herr Ministerpräsident im vergangenen Jahr einmal ausgegeben hat, in den Wertekanon der Europäischen Volkspartei?

Bundeskanzlerin Merkel: Wir haben uns über das Thema der Demokratie und ihrer Eigenschaften unterhalten. Die Diskussion muss vertieft werden. Ich persönlich habe darauf hingewiesen, dass für mich die Wurzeln der Demokratie auch immer liberal sind. Das gilt nicht für mich alleine: In meiner Herkunftspartei, der Christlich-Demokratischen Union, haben wir drei Wurzeln, mit denen wir sehr gut demokratisch agieren können, nämlich die christlich-soziale, die liberale und die konservative WurzeL Damit glauben wir eine Volkspartei zu sein. Mit dem Wort „illiberal“ kann ich persönlich im Zusammenhang mit Demokratie aber ehrlich gesagt nichts anfangen.

Ministerpräsident Orban: Der ungarische Standpunkt beziehungsweise mein persönlicher Standpunkt dazu lässt sich in einem Satz zusammenfassen, und daran werde ich auch vor allen internationalen Gremien festhalten: Wir glauben nicht, dass jede Demokratie zwangsläufig, notwendigerweise liberal ist. Wenn jemand sagen will, dass Demokratie zwangsläufig liberal ist, dann wird er ein Privileg für ein Gedankengut verlangen, und das können wir nicht geben.

Deutliche Differenzen.

Die Republik ist aus drei Wünschen gebaut: Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Brichst Du eine Seite aus dem dreidimensionalen Gebilde, fällt es in sich zusammen. Ein Karton, dessen eine Seite Du abnimmst, klappt zusammen. Dreidimensionale Gegenstände haben darin keinen Platz. Vom Gebäude der Republik bleibt die Pappe einer Ideologie, auf der allerlei Angst- und Haßherrschaften ihr theoretisches Kino laufen lassen können.

Fehlt es an Solidarität, bist Du ohne Schutz der Willkür der Reichen und auch der Armen ausgesetzt; fehlt es an Gleichheit, bist Du dem Privileg oder dem Neid verfallen; fehlt es an Freiheit wird Dich ein Gefängnis vorgeschriebenen Handelns einschließen. Du magst irgendeines davon ganz in der Ordnung finden, ja die Mehrheit mag sich demokratisch dafür entscheiden. 

Es ist nicht Republik. Es fehlt die Würde des frei und gleich Geborenen. 
Das Illiberale bezeichnet das Fehlen oder die Verachtung von Freiheit. 

Dies unterscheidet die autoritäre Herrschaft auch vom konservativen Ordnungs-Bekenntnis in einer Partei vom Anstand der Republik, das noch das Würzelchen Freiheit spürt, zumal, wenn es aus den Erfahrungen der Diktatur des Proletariats erwachsen ist. 

Die rote Linie zu Grenzziehern gegen Freiheit. 

Sonntag, 20. September 2015

ERLÖSUNG


Die Priesterin sagt:"Du warst gemein zu mir!"
Die Frau:"Du warst gemein zu mir!"
Die Priesterin:"Aber ich sehe Dein Leiden!"
Die Frau:"Aber ich sehe Dein Leiden!"
Die Priesterin und unter Tränen die Frau:"Ich verzeihe Dir!"
Die Frau:"Ich bin erlöst!"

Alice Miller erstickt:"Du musst nicht verzeihen!"

Wie die Republik so muss auch die Person sich nach tausend Seiten verteidigen. Kaum ist die schwarze Pädagogik zurück geschlagen, laufen die Schafe der grauen Therapie zu. Und wieder gibt es Eingeweihte und Erlöste. Ein tiefes menschliches Bedürfnis nach Führung und Selbstaufgabe, nach Ganzkörpermassage und Erlöschen des Willens sucht nach seinem Guru.
Denn da ist Schmerz in Deinem Ich. Und Du willst ihn löschen, frei sein.
Du suchst Führung auf dem Weg. Am Ende wartet die Priesterin. Du hast den Schmerz durch gehorsamen Glauben ersetzt.
Der heilige Hellinger hat die Familienrekonstruktion der Virginia Satir genutzt, um seine Vorstellung von der mystischen Macht der Vorwelten an die Stelle der Wut über Deine Mütter und Väter zu setzen, einen neuen Glauben an die Stelle der persönlichen Befreiung.
Wie sagt die Priesterin? "Die Anamnese: Was wollen sie wirklich?"

Die Du die erkennende Erfahrung des Rollenspiels "Aufstellung" gemacht hast, andere Möglichkeiten der Deutung des Täterwillens, Möglichkeiten der Annäherung, gar der Berührung gesehen und über Deine seitherigen Interpretationen gelegt hast, hier endet das Recht des Begleiters. Lasse Dir keinen weiteren Rat geben. Jetzt bist Du frei, eigenen Weg zu gehen. Willst Du verzeihen? War all das, was Du gespürt hast so ganz verkehrt? "Du musst nicht verzeihen" sagt Dir die unsichere Therapie, die Schwester, die nicht Herrin sein will, nicht Priesterin.
Und willst Du wissen, gehe zu Sokrates, der dem Geheimnis nahe scheint.
Suche den Unterschied zwischen Rekonstruktion und Aufstellung der Familie, zwischen Kritik und Selbstkritik. - Wenn Du es willst.

Gott ist das Wort, nicht Priester.

20.9.15


Freitag, 28. August 2015

Ein Seriöser

Wenn die Wölfe heulen, erhebt er seine Stimme zu einem deutlichen Winseln. Männer schweigen.

Mittwoch, 26. August 2015

Freundschaft und politisches Handeln



Mach Dir eins klar: In der Republik hast Du es nicht mit Königen zu tun, sondern mit Freunden, die König werden wollen.

Das ist vermutlich schlimmer. Denn einen König kann ich mir zum Feind machen, um ihm leichter zu stürzen. Bei einem Freund zweifle ich an mir.

Mit Freunden keine Geschäfte machen.
Auch keine von Recht und Vorrecht.
In beiden Fällen muss einmal Rechnung gelegt werden.

Wo Freundschaft Recht nicht aushält, war wohl etwas faul.
Jener suchte Freunde, nicht Menschen, das Privileg der Gruppe, Herrschaft, nicht das Recht der frei und gleich Geborenen.

Ihr habt sicher die besten Gründe dafür, dass lieber Ihr als andere an die Macht kommen. Sie sind nicht im geringsten groß genug, den Schaden auszugleichen, den eine Recht und Republik missachtende Aneignung der Herrschaft anrichtet.

Freitag, 14. August 2015

Anna Politkowskaja

Das Taschenbuch "In Putins Russland"  fertig gelesen. Keine Biographie kann die Person P besser darstellen als die Schilderung des Geschehens, das er zulässt und auf den Weg bringt. Ein System der Gefolgschaft, das die Freiheit stranguliert. Die Geschehnisse in dem Buch sind zehn Jahre her. Einerseits unendlich lang. Andererseits: Was ist heute anders?

Mittwoch, 29. Juli 2015

Literarische Spanner

Es reicht
Die literarische Pegida wird doch zu dreist.

Ein englischer Autor, angeblich berühmt, schreibt eine Story über die geilen Abenteuer eines kleinen Nazis mit der Frau eines KZlers. Wie bei Jünger, Heidegger und der Droste muss eine angeblich besonders sprachliche Sprache herhalten, um der Beschäftigung des erotisierten Rezensenten mit einem so widerwärtigen Thema moralisch Deckung zu bieten.

Aber es sind wirkliche Menschen unter Morden gestorben. Und das lustvolle Flanieren in Auschwitz kann mit keiner Freiheit für ein literarisches Leben vom hochgegelten Pappendeckel entschuldigt werden. Nicht vor anständigen Menschen, die den Blick abwenden müssen, wo die geile Neugier nach saftigen Worten für zwischen die Beine sucht.

Die vor Grausamkeit und Leid erfolgende Entblößung eines erigierten Ego mag wem auch immer das Winseln der Faszination entlocken. Dein "genial" verstehe ich schon nicht falsch, wenn ich von Bayreuth aus höre "supergeil", wohin eben solche Literatur gehört. Für die, die schreiben und lesen, weil Leben und Sterben etwas bedeuten und die Liebe unbegreiflich ist, bedeutet ein "Nein": nein.

Denn Kunst ist - soweit sie zu Mensch und Menschlichkeit gehört - vom Anfang her auch eine Frage der Haltung: Es ist ein Unterschied, ob das Abendlied des Matthias Claudius von dem verbrannten Herzen in der Baracke in sich hinein gesungen wird oder von einem interessierten Spanner ins Grauen gepfiffen.

Faxenmacher, mach Dich vom Grab!
Und vergiss nicht,  die Begeisterung mitzunehmen. .

29.7.15

Dienstag, 28. Juli 2015

Gleichheit

Aber selbstverständlich mussten Russland, China, Cuba das Projekt  Gleichheit gegen die weiße Reaktion, den Terror des Tschiang - Kai-Tschek, den imperialistischen Weltherrschafts-Anspruch verteidigen. Aber eben die  Not begünstigte Unfreiheit und die Diktatur der Gleichheit vergaß die Zugehörigkeit, die mehr ist als Solidarität, nämlich das Gefühl, mit jemandem vom Ich zum Du verbunden zu sein. Irgendwie zum Leben und den nächsten Menschen eine Beziehung zu haben.
So konnte eben gerade da  wo Gleichheit ein Projekt, Freiheit störend war, schließlich der auf die Nation geworfenen Egoismus der vielen die Macht ergreifen. Und damit auch die Führer Stalin, Mao, Fidel.

Es bleibt dabei: Die Revolution, die nicht Freiheit  Gleichheit und Zugehörigkeit zugleich und ohne verletzende Einschränkung praktiziert, mündet nicht in der freien Republik.

Wie unmenschlich wurden die Befreiungsbewegungen, wie tödlich für die Freiheit die realen Sozialismen, wie haßerfüllt terrorisieren angeblich religiöse und regionale Ideologen das wirkliche Leben wirklicher Menschen.

Was bleibt außer Vertrauen und Mißtrauen und zur Feinjustierung die kritische  Vernunft

Donnerstag, 16. Juli 2015

Vampire

Ich lese Anna Politkowskaja in Putins Russland. Über den Vampir Tamara Petschernikowa, der nach kurzer Gorbatschow - Pause wieder zwangspsychiatrisieren durfte.

Man sollte schon auch einen internationalen Gerichtshof zur Bestrafung der zweiten Linie hinter den bekannten ideologischen Profiteure einführen.

Freitag, 5. Juni 2015

Empfang des Vorlesers, B Schlink 2015



Und Smirc sprach: „Wärst Du auch gerne mit ihm verwandt?“

Dr. Warnix: “Du weißt doch, ich habe meine eigene Nazi-Verwandtschaft. Und sie ist näher als ihm die seine wohl war.“

Dr. Smirc ist eigentlich ein heller Kopf. Aber wenns um diese Zeit geht, verliert er ihn öfter: „Ja glaubst Du denn, bei mir wäre es anders? Aber Ihr beiden habt doch das Glück, Bescheid zu wissen!“

Warnix denkt für sich: „Der Vorleser wohl nicht. Hätte doch nicht so eine verschwiemelte Sex and Holocaust-Story geschrieben.“

Dr. Jacko Iwanowitsch Smirc mit hochrotem Kopf: „Stell Dir doch mal vor, am Haus Deiner Großeltern wäre so ein Gedenkstein mit dem Namen Langgässer. Stell Dir vor, Dein Herz wäre in Auschwitz verbrannt! Und eines Tags entdeckst Du daneben ein Hakenkreuz-Schleifchen mit der Aufschrift Dr. Carl Schlink, Kommandeur der SS-Akademie Graz. Alzey-Dachau-Graz-Alzey!-“

Dr. Warnix, Psychagog und witziger Geselle der Heidegger-Denke schluckt. Darauf weiß auch er nichts zu sagen. 

Gott klappt das Kapitel Deutschland zu. Ein Rauch steigt in den Ruhm.

4.6.2015

Nachtrag: Was mich ärgert: Da war eine mindestens ebenso schreckliche Figur, der Träger des Ehrensäbels von Himmler, Chef der SS-Akademie Graz, Arzt in Dachau. Sohn des Großonkels aus Alzey, wohnhaft im Haus der Langgässer, Carl Edmund Schlink *1906. 

Muß man von Kindern des Bruders des Großvaters wissen? Kann man es nicht? 
Aber hätte es etwas an der Darstellung des Holocaust als Tapete korrekter Weltanschauung geändert?
Deutsche Erzählkunst, deutsches nichts Sagen...

Dienstag, 2. Juni 2015

Freitag, 29. Mai 2015

Wichtig am Gartenzaun

"Ach, wichtig, wichtig?!" Warnix wirft das Condom in den Bio-Müll. "Wenn Dein Kind vor Dir stirbt, stirbst Du; dass es nach Dir sterben wird, ist Dir gleichgültig! Und was für ein Aufwand zur Veröffentlichung Deiner Besonderheit zu Ewigkeitszwecken, von deren Wirklichkeiten Du nichts wissen kannst! - Zwiespältig. Oder?"

"Ja!" Dr. Jacko Ivanovitsch Smirc schmunzelt. "Irgendwie ist mir das Leben ungeheuer wichtig. Andererseits - die Ewigkeit. - Vielleicht lebe ich nur, um herauszufinden, was wahr ist."

Dr. Warnix stellt die Tonne ab. Gott schaut über den Zaun : "Aber Herr Nachbar, morgen ist doch die schwarze Tonne dran. Nur weil die Iren Ihnen zu Unrecht Recht gegeben haben, muss nicht auch noch beim Müll die Revolution ausbrechen!"

"Wertstoffe, bitte!" Warnix lacht, "Aber danke für den Tipp! - Wir reden gerade über wichtig: Was meinen Sie denn dazu, Nachbar Allwiss?"

Gott bekommt einen roten Kopf:" Sie wissen genau, dass ich die Märchen von Allwissenheit und Allmacht hasse! Lassen Sie das doch endlich! Ich erzähle doch auch nicht dauernd von Ihrer zweifelhaften Doktorarbeit in Psychagogik, Herr Doktor personal trainer Warnix.

Wenn Sie mich aber über Wichtigkeit fragen, rutsche auch ich voll in die Fragezeichen. Ist nicht Liebe und Freundschaft wichtig? Andererseits: Ist Lachen nicht ein Paradies und Weinen wie ein Erwachen aus dem Leid?
Und Leid? Ist es nicht auch wichtig, den Menschen in uns zu wecken?

Mein Sohn, warum musstest Du sterben? Ich wollte das nie! Warum hast Du mir die Liebe nicht geglaubt! Sie will kein Opfer! - " Er wendet sich weinend um.

Nach einer langen, peinlichen Pause lächelt er." Sorry, es hat mich wieder mal überwältigt. - Hier noch die Einladung zum Sommerfest. Dieses Jahr bin ich ja wieder dran. " Er zwinkert und die Sonne bricht aus den Pfingstgesprächen.  

29.5.2015

Dr.Smirc für sich: " Ich glaube, ich verstehe jetzt meinen Alten. Er sagte mir mal, das Wichtigste sei die Familie. Das klang so faul wie all die Worte von den Familienwerten. Aber vielleicht wollte er nur sagen: trotz allem und allem: Du bist mir wichtig!!" "Ja was sonst ist wichtig als Ich und Du?" - -

Dienstag, 26. Mai 2015

Russisch Blau - aus "Spielwiese"

Handys ringen Klingeltöne,
Blechmusik aus Neusibirsk,
Krasnodarskich schöne Söhne
Grüßen gazpromarsken Fürst.

Eingepflanzt und aufgewirbelt,
Chalturanisch hoher Zweck,
Aktien purzeln abgestürzelt,
Rote Beete, Babyspeck.

Wodka prosten Winzerclone
Posten Models schlankes Herz.
Liebe schmilzt in Mascarpone,
Putin macht es kurz.

Pfingsten 2015

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Montag, 18. Mai 2015

Hallo Ich


Ich rufe: „Hallo, Ich!“
Und zack,
das Wort knallt an die Latte.
Wer hätte das gedacht!

So aufmerksam hab ich Dir zugehört,
verstand die Sache,
fühlte brav Beziehung
und was Du von Dir kund getan
war wie gewünscht mir stets Appell.

Wo nur ein Mund war, war ich einfach Ohr!
Doch zack,
das erste Wort knallt an die Latte.
Aus allen Wolken fällt das Abitur.

Da weint das Herz im Leib,
fällt in die Hose.
Jetzt gellt der Pfiff,
wir spielen nicht mehr Fangen.
Hinaus das Wort, es muss gelingen!
Doch hoffnungslos von Hoffnung ganz besoffen
fühlen von bösen Treffern wir betroffen:
Da knallt die Sehnsucht an die Latte.

Wir denken nach,
wir spüren in den Bauch.
Mit Schulz von Thun,
mit Rogers, Kohn und Dreikurs auch.
Ich wags,
geh krumm und eignen Weg.
Und zack,
das Fragezeichen trifft ins Eck.
28.06.2010           Klaus Wachowski