Freitag, 26. Januar 2018

Das war Freundschaft

Früher schmiedete ich Pläne zur Verbesserung der Welt, heute ziehe ich gern meine Spuren im Sand nach.

So denke ich noch einmal über meine Freundschaften nach.

Es war die Flucht aus der Enge des Elternhauses. Freiheit war deshalb der erste Wert der Freundschaft. Wir erlaubten uns jugendliche Frechheiten, Experimente mit dem Körper und den Sinnen und Pläne zu einer neuen, selbst errichteten Welt.

Aber wir hatten nicht mit der Macht der Liebe gerechnet. Hatten wir uns gegen ihre Umarmung oder gegen unsere Sehnsucht nach dergleichen in der Familie auch erfolgreich gewehrt, die Einsamkeit zog uns in die Sehnsucht nach der anderen Gestalt der Liebe, der zu Mann oder Frau. Ein ausgetretener Pfad hatte auch uns über die Einsamkeit zur Sexualität und in die Liebe geführt.

Ich hatte das verpasst und war tief enttäuscht von den Freunden, die plötzlich im Dunkel der Exklusivität einer Ich-Du- Beziehung verschwanden, sich aus Diskussionen, Projekten, heroischen Absichten ins neue familiäre verkrümelten.
Bis es mich selbst traf. 

Als die Projekte zur Menschheitsentwicklung der Pflege der Liebe und ihrer praktischen Aufgaben und Ausgaben weichen mussten, delegierte auch unsere Generation die Verantwortung für die gute Welt auf einzelne Helden und Vereinigungen, und beschränkte sich sonst außer auf richtiges Wählen auf literarische, philosophische und kulturelle Äußerung, kurz auf ungefährliches, spießiges Schwätzen, als das es die treu gebliebenen Revolutionäre der Tat wohl ansahen. Sie waren nun allein und handelten zum Teil mit dem Haß des Ausgestoßenen.

Im Beruf sorgten neu geknüpfte, auf gemeinsame Erfahrung sich gründende Freundschaften für gegenseitige Unterstützung beim Hochkommen oder beim Schimpfen auf die da oben. Mit verstreichender Zeit nahm die Verantwortlichkeit gegen die neue Familie oder Beziehung zu. Die Freundschaften verdünnten sich zu immer schwächeren Grundsätzen, verloren sich an Freundschaften unter Familien.

        - Faulheit: Einen lernte ich kennen, dem sein Familienleben nicht nur keine Lust mehr auf Freundschaft bescherte, es zog ihn sogar aus der -beruflichen- Verantwortung gegen die Gemeinschaft ab und hinter sein Hoftor. Es war der einzige Faulenzer, dem ich in meinem über 45jährigen Berufsleben begegnete.-

Am Ende meiner Laufbahn stellte ich fest, daß all die Freund - und Seilschaften fast überall lediglich dazu gedient hatten, einige im Narzißmus zu Diven erblühten sogenannten Führungspersönlichkeiten zu Macht und Ruhm (hier der Provinz) zu verhelfen.

Die Freundschaft war nicht verraten worden, denn sie war nur einseitig, also nicht vorhanden, gewesen. Der Verrat betraf die Grundsätze der Gemeinschaft, in meinem Fall den, dem Bürger sein Recht zu geben. 

Der Verlierer der Entwicklung aus der Exklusivität der Weltrettung hin in die der VIP-Lounge war die Solidarität. Die alte Elite der 60er Wirtschaftswundergewinnler wurde gestürzt und abgelöst durch die der Wohlstandskassierer ab 1982. Und wir haben nichts verstehend ihnen dabei geholfen.

Was war es? Der Lauf der Welt in einer neuen Runde? Das unaufhörlich sich drehende Rad der Wiederholung von der Revolte der Guten zur Stütze der Herrschaft.

Es ist Zeit zur Ablösung, bevor die Herrschaft in eine Diktatur gleitet.
So scheint Freundschaft ihrem positiven Ruf nicht gerecht werden zu können. Die Liebe zertrümmert sie, der Egoismus nutzt sie für eigene Zwecke. Und schließlich gehst Du als einsamer Alter durch die Straßen der Gleichgültigkeit.

So ist es nicht. Ja, die Freunde der Tat gehen in ihren Pflichten und Konflikten verloren. Aber da ist die andere des freien Gesprächs unter an Mensch und Welt interessierten Köpfen. Sie erhebt Dich in den anderen Raum der Welt, in den Zwischenraum Mensch.

Das scheint mir auch ganz in der Ordnung zu sein. Wir sind alt und unwichtig. Wir haben wenig zu sagen und können nichts mehr tun - außer als belächelte Ehrenamtler. Erinnerung fährt den Hoffnungen übers Maul. Der Austausch hat kein wichtiges Ziel mehr. Zwischen den Frageseilen treten Weisheit und Narrheit zum Spiegelgefecht an.

26. 1. 18

Der Bürger als Kunde 1995

Zu „Bürgermeister forderte Mitverantwortung und Toleranz“ (ALZEYER WOCHENBLATT vom 19.Januar 1995) schreibt Klaus Wachowski, Alzey (für die Grünen im Sozialausschuß):

Ich höre Bürgerempfang, aber das Foto zeigt Erlauchtes. Und nichts anderes habe ich erfahren. seit dieser Bürgermeister-Meister ist.

Woher dies ständige Klagen über Handlungsunfähigkeit, wo sich die Stadt doch aus allen Feldern politischen Handelns rauszieht? Jetzt als letzten Hammer den Rückzug aus der Verantwortung für die Reinheit der Abwässer in die beschränkte Haftung einer Wirtschaftsgesellschaft. Geld stinkt nicht.

Aus Räten werden Aufsichtsräte, aus Rechten Sonderangebote, Diskussion weicht dem Deal, und aus den Bürgerinnen und Bürgern werden Kundinnen und Kunden. Aus dem Alzeyer Modell ist eine steuersparende Abschreibungsgesellschaft geworden: legal und geizig (man sehe sich den Sozialhaushalt an).

Aber warum immer noch die großen Worte von Bürgerbeteiligung, wo zum Wartbergbad keine und keiner gefragt wurde? Wo begegnet mir diese Stadt als einem Bürger und wo fühle ich mich nicht als Kunde: geprellt um politische Mitwirkung am eigenen Schicksal?

Aber auch ein König ist der Kunde nicht: Empfänge gibt der Bürgermeister. Die Stadt spart Steuern. zahlt der Kunde deshalb weniger?

Montag, 22. Januar 2018

Glauben

Es ist mit den Menschen wie mit Gott: Klar: Wir wissen nicht. Daher können wir nur glauben.

Wenn Gott ein Teufel ist, also wenn der Mensch ein Teufel ist: wozu noch leben?

So glaube ich an das Gute in Gott und Menschen.

Mittwoch, 17. Januar 2018

Glashaus Dreckloch

Stammte nicht Familie Trump auch aus einem Dreckloch-Land, das sein Vater verleugnete, um an Armee-Aufträge zu kommen?

In Mannheim, sagte mir ein ehemaliger Kollege, gebe es ein Asozialenviertel namens "die Drumbe".

Sonntag, 14. Januar 2018

Buch veröffentlicht


Liebe Leserin, lieber Leser, 

Ich habe mich wieder einmal dazu entschlossen, ein Buch zusammen zu stellen. Ein neuer Lebensabschnitt hat begonnen und einige Wahrheiten in staubige Vergangenheit versenkt. Neues erschien wichtig, Wichtigkeiten wurden durch einen Verlust und zwingendes Alter entkernt, stürzten ein, lösten sich auf. 

Stand ich 2016 noch vor der Pforte, hinter der ich die Höhle namens Tod vermutete, erwachte ich nun auf der anderen Seite des Berges, den Gipfel hinter mir.

Nun breitet sich vor und unter mir ein Horizont frei von Gipfeln aus und ich möchte vor der Fortsetzung meines Weges noch einmal die Märchen, Lustspiele und Gedanken des Soeben noch einmal rekapitulieren. 

So habe ich aus dem Skizzen meiner Tage und aus den Verdichtungen der angeflogenen Gefühle 2016 und 2017 mein neuestes Buch bei Amazon Kindle zusammengestellt. Als Titel wählte ich "An der Pforte - Eintritt ins Alter". Es handelt sich um Texte, die im Einzelnen in meinen Blogs veröffentlicht wurden

Die Verarbeitung, was Form und Gestaltung betrifft, wäre durch einen Verlag sicher ansprechender erfolgt. Aber die Tröge sind auch in der Literatur von anderen Paarhufern umstellt, die sich gerade den Bauch vollschlagen und keinen Platz zwischen sich lassen können. Klagen hält vom Leben ab. So habe ich mir selbst die Mühe gemacht und Freitag Nacht um 3 den zum zwölften Mal veränderten Entwurf hochgeladen. 

Das Buch steht unter 
 bereit und kann dort erworben werden. Ich freue mich, bin stolz und befreit zu neuem Erleben, Berichten, Fragen, Singen. Die Doktoren Smirc und Warnix, Psychagog und abgefakete Konifere der Trumpkritik, warten bereits nervös im Rausch der Taizé - Manufaktur und Gott gibt einen Seniorenteller Geduld aus (20% auf alles außer Spitzensteuersatz). 

Ich wünsche freudige Erwartung auf 2018.

Klaus Wachowski 14.1.2018
Autorenseite bei Amazon: https://www.amazon.de/-/e/B00IQJZ89A



Mittwoch, 10. Januar 2018

Wittgenstein

Sehr kritisch- philosophische Fragestellung: Wie kannst Du auf die Idee kommen, Du verstündest mich?

Jahrelang war ich perplex. War der Fragenkreis der Philosophie nicht ausgeschöpft und soweit möglich durch Kant und Schopenhauer beantwortet? Hier schien etwas neu zu sein.

Nach Jahrzehnten erst ging mir der Fehler auf: Wittgenstein fragt ja nicht nach dem Was der Welt, sondern nach dem Wie von Zusammenhängen. Seine Fragestellung ist also nicht philosophisch, sondern wissenschaftlich.

Philosophisch gesehen ist das Du Teil der Vorstellung, kann wie alle Vorstellung also in seinem Subjekt sein nicht erkannt werden.

Daß das Ich dem Du unterstellt, es sei Ich-noch-einmal in anderer Gestalt (Schopenhauer, Buddha), gehört zu den im Menschen angelegten Voraussetzungen von Kommunikation. Abweichungen von dieser spekulativen Haltung werden allgemein als Behinderung angesehen.

Ist der Autismus so eine Abweichung? So seltsam er sich äußert und auf Äußerungen antwortet: offenbar geht auch der Autist davon aus, daß das gegenüber ihn versteht. Aich - er wird wütend, wenn dies scheinbar nicht geschieht.

Ob im einzelnen diese oder jene Spiegelneuronen, Nerven, Hirnareale pp die Kommunikation, das einander Verstehen, ermöglichen, ist für die philosophische Frage, ob überhaupt ein Verstehen möglich ist, ohne Bedeutung. Wittgenstein bezweifelt die Möglichkeit - schreibt aber das Du an, dem er das Verstehen abspricht. Als bezweifelte er, daß rechts nicht links ist: " Ist links denn nicht rechts gelegen? Miß nach!"

Wie nach der bürgerlichen Revolution Teile ihrer Ideale isoliert und zu Ideologien mit "avantgardistischer" End-Revolution verarbeitet wurden, so ist auch nach der Auflösung der philosophischen Fragestellung bei Kant und Schopenhauer wieder zu Einzelfragen zurückgekehrt worden mit dem Anspruch auf "neue" Fragestellung, tiefer gehende Philosophie.

Was wäre einem Wittgenstein geschehen, wenn er irgendwann plötzlich den Grund seiner Unruhe in der irrtümlich wissenschaftlichen Frage erkannt hätte? Ein Lebenswerk aufgeben für deutlichere Erkenntnis?

Montag, 8. Januar 2018

Waldweg

Waldweg

Ich sah

das Licht, das in die Schatten bricht,
Schatten, der ins Leuchten kriecht.

Was ich auch sah,
Ich erkannte es nicht.

9.9.16

Auf die Gutmenschen hauen

Broder talkt

In einem Film über die Conquista wird ein Indianerdorf durch eine Gasse von höhnenden Eroberern getrieben. Der Häuptling beginnt plötzlich auf seine Frau einzuschlagen.

Zur Zeit werden wieder einmal Fremde durch den Osten und in den Haß verteilt. Broder zeigt auf die "Gutmenschen".

Ein starkes Bedürfnis, nicht dazu gehören zu wollen. Pharisäer sind Gott-sei-Dank nicht wie jene...

Aber vermutlich will er auch nur: nichts damit zu tun haben. Dies entspräche Hannah Arendts Definition des Spießers. Nichts dagegen. Aber muß man sich den anhören?

Hat man mit 70 nicht seine Ruhe verdient? Auch wenn man sich zum Talk tragen läßt?

Klaus Wachowski 17.9.16

Sonntag, 7. Januar 2018

Skandal Bau

Leserbrief 2016 an sz - nicht veröffentlicht

Zum Artikel "Architekten im Rosenkrieg", SZ Nr 187 2016 von Gerhard Matzig

Dank für das Angreifen eines wichtigen Themas.

Aus Sicht der Rechnungsprüfung stellt es sich etwas differenzierter dar:

In der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle wird ein Bauprojekt als notwendig, keinen Aufschub duldend und einzigartig ausposaunt.

Akteure der Wichtigkeit sind Bauherr (Leiter der Verwaltung und der Rat), Planer (Architekt, Baubetreuer pp), interessierte Firmen.

Auf der machtlosen Seite steht die Fachlichkeit der Bauämter, darüber hinaus desinformiert sind die Bürger.

Der Bauherr, die Bauherrin braucht Erfolg und für die Wiederwahl geeigneten Ruhm, der Planer darüber hinaus ein finanziell attraktives Volumen des Werks, die interessierte Bau-Firma lukrative Aufträge und die Bescheinigung der Professionalität.

Das Werk soll also für den Bauherren schön, groß und günstig erscheinen, für den Planer einfach zu managen sein und kompliziert erscheinen, für die Firma billig zu machen sein bei möglichst hohen Gewinnanteilen im Preisgefüge.

Die Motivation geht beim Planer auf "Vermittlung" zwischen Bauherrn und ausführender Firma. Besser, man kennt einander, um unnötige Reibungen zu vermeiden, wenn nicht, muß Vertrauen gebildet werden.

Um dem Interesse des Bauherrn entgegen zu kommen, empfiehlt sich dem Planer, die Projektkosten herunter zu rechnen. Der Baufirma gilt es mit Möglichkeiten für spätere Ausweitungen des Auftrags zu winken. Dies muß nicht offensichtlich sein. Es genügt, Mängel der Planung gemeinsam zu kennen.

Der Planer rät daher dem Bauherrn geschickter Weise davon ab, grundlegende Untersuchungen wie Baugrunderkundungen, Erfassung des notwendigen Feuerschutzes usw. zu veranlassen. Sie seien teuer, nicht nötig pp.

Während der Ausführung stellt sich dann heraus, daß der Umfang der Arbeiten zu niedrig angesetzt war, sodaß die Beauftragten mehr und teuer abrechnen können. Gewöhnlich bleibt die Ausführung des Werks sogar unter den Planungsvorgaben, weil auf unnötig geplantes und teuer angesetztes verzichtet werden kann bei neu ausgeführten, in sich teuren, Arbeiten, die in der Gesamtsumme jedoch niedriger bleiben als der aufgegebene Posten. Statt einer hochwertigen elektronischen Alarmanlage werden die Leitungen der alten ersetzt mit gegenüber dem Markt teuren Einheitspreisen und unendlich so weiter.

Kein Grund für Ärger zwischen Bauherrn und Planer. Man ist unter den Planungskosten geblieben, hat man doch statt eines Palasts eine RTL-Hütte. Bis es gemerkt wird, ist die Wahlperiode plus Gewährleistungsfris um.

Problematisch wird es, wenn die Gewinne der Beteiligten mit solchen Maßnahmen noch nicht hoch genug sind. Dann müssen die "unvorhersehbaren" Ereignisse schon gewaltigeren Umfang annehmen. Das ist die Zeit der Medien.

Verlierer sind die Bürger:

Die Bauverwaltung wird mit ihren unnötiges ersparen wollenden Einwänden, sofern sie sich noch traut, mittels Einverständnis von Planer und Bauherrn abgebügelt. Die Rechnungsprüfung, wenn sie sich überhaupt zutraut, Angebot und Preis zu vergleichen und die Arbeit der Baubetreuer auf Ausführung dieser, ihrer Aufgabe, zu prüfen, wird mit dem Unisono eines Selbstlobs der beteiligten mächtigen Akteure niedergelobt (geschickter) oder -geblökt (ebenso folgenlos).

Daß bei einer selten bekannt werdenden Auffälligkeit auch Planer, Bauherr und/oder Firma aneinander geraten, wie die SZ erkannt hat, kommt schon mal vor. Seltener als nötig.

Klaus Wachowski, ehemaliger Leiter eines Prüfungsamts.

Wenn Mühlen mahlen

Ein Bekenntnis aus alter Zeit (92?) für viele Zeiten und Gelegenheiten

Z.B. für junge Türkinnen und Türken 2016

Mahlen Mühlen schrecklich klein,
will Sandkorn ich im Getriebe sein.

Erhebt im Rausch sich blinder Wille,
steh', mein Herz, auf rechter Stelle!

Reißt die Macht den Rachen auf,
Mit dem Recht ich in die Freiheit lauf'.

Öffnet das Elend seine Arme,
grüsst mich der Freundschaft Erdenwärme.

Und in der Zeiten Haßgebrüll,
tut Vernunft still,
was sie will.

Mittwoch, 3. Januar 2018