Sonntag, 22. Juli 2018

Faschismus, eine Abgrenzung

HAlbright warnt mit Recht vor der akuten Gefahr. Ihre Vorstellung vom Faschismus orientiert sich an durchdachter Erfahrung. Dies hier ist der Versuch, den Faschismus den drei ideologischen Tendenzen der Sprengung der Republik -durch Weitertreiben der Revolution in ein Weltbild- gegenüber abzugrenzen.

Anders als die drei Ideologien des Kapitalismus, des Kommunismus und des tribalen Totalitarimus der Nazis und IS, die sich auf je eine der drei Säulen (Freiheit,  Gleichheit, Brüderlichkeit) der Republik berufen, um dies durch die Beseitigung der anderen Säulen zum Einsturz zu bringen- mitsamt aller Politik, will der Faschismus die bürgerliche Revolution nicht in eine der Person feindliche "weitere" Revolution fortführen, sondern zurück in die "gute alte" Zeit einer Ordnung ohne Person.

Nicht Handeln und Verhandeln wie in der Republik, nicht Bewegung wie in den ideologischen Zielanweisungen entsprechen seinen Erwartungen und Versprechen, seine ideale Verfassung der Gemeinschaft geht auf eine nach Privilegien unveränderlich abgestufte Formierung der Macht und des Wohlstands. Dabei ist Durchlässigkeit und Zugang zu den reservierten Orten verboten. Und jede Änderung ist mit Gefängnis und Tod bedroht.

Politisches Handeln ist verboten, Handeln nur zur Sicherung des Systems erlaubt. Rückkehr des Feudalismus  mit neuem Gesicht. Vom herrschenden Clan, von der herrschenden Bruder- bzw. Priesterschaft, vom herrschenden großen Führer bis zum Sklaven hat jeder seinen ihm zugemessenen Teil an Ungleichheit. Mafia als System.

Das gibt Sicherheit und verführt in angsterregenden Zuständen der Gesellschaft zu faschistischen Wünschen. Selbst die Sklaven an der untersten Stufe der Gemeinschaft, wo nicht viel mehr als Not und Zwang herrschen, haben sich oft als wenig geneigt zur Befreiung gezeigt, wo Freiheit, das Unbekannte in Gestalt des Chaos droht. (Die Befreiung hatte auch in Frankreich - Vendée, in Rußland, Preußen und unter dem Sultan ihre Feinde oft bei den Armen).

Heute ist die Gefahr des Einbruchs in die alten Zeiten des Feudalismus, der absoluten Herrscher und des Tribalismus nicht geringer als zu anderen Zeiten. Die Faulheit und Ruhmsucht einer Franco- oder Mussolinitruppe, von Ordnung über alles setzenden Versprengten, die Lust des Ork am Leidzufügen, die Angst der Pegiden, von der Freiheit in den Kanal gespült zu werden, sind wieder stark genug, Vernunft und Achtung vor der Person wegzufegen. Ob in Polen, Ungarn und anderen vom Kapitalismus in Elend getauchten Oststaaten, ob in den USA, wo der Freie sich dem Elend schutzlos ausgeliefert fühlt und das Zusammenbrechen der ökonomischen Herrschaft besorgt, in Russia ist es nur noch ein Schritt, der in der Türkei des neuen Sultans nahezu vollzogen ist. Bürger sei wachsam!

Welches Programm sich die faschistischen Populisten auch auf die Fahnen zur Machtergreifung schreiben, die Antikorruption ist regelmäßig dabei: "die Mächtigen bereichern sich und lassen die Armen ohne Schutz."

Es geht dort aber nie um Gerechtigkeit, sondern um Herstellung gesicherter Privilegien in einem pyramidalen Aufbau von Vorrechten und Almosen. Um das Abschotten eines engen Wir gegen ein gefürchtetes und verachtetes sie.

Einen ernsthaften Widerstand von den Parteien der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit muß der Faschismus nicht befürchten. Sie begreifen falsch (alle Herrschaft sei Faschismus) und zu spät. Darüber hinaus winkt dem Freien bei bravem Mitwirken im Faschismus Belohnung, bei führender Parteinahme Teilhabe an  faulem Ruhm und Sektempfang. Die wagnerianische Wende vom Anarchisten zum romantischen Faschisten mit antisemitischer Auspendelung. Den Gerechten erscheint die gemeinsame Linie mit dem Faschismus gegen die Willkür schon schön und manchem davon ist die Gleichheit innerhalb der eigenen Kaste erst einmal ausreichend, die Geichgültigkeit gegen niederigere zu vergessen. Indischer Sozialist? Und der Brüderlichkeit ist die Beschränkung der Verantwortung auf einen übersichtlichen Kreis der Zugehörigkeit oft genug. Genügsamkeit im Patriarchalischen eines bayrischen Holzmichel.

Auch der Faschismus findet sein Ende, wenn die Not der unteren Schichten in die oberen schwappt und die zu verteilenden Privilegien so besetzt sind, daß es an Platz für Nachrücker fehlt. Dann erkennt der kleine Mann, oft im Militär, wie schäbig er behandelt wird, spürt er in welchem Gefängnis er sein Leben verbringen muß und wie gering die Fähigkeit der Eliten im Verhältnis zu ihrem Vorrecht sind. Dann Grandola Vila Morena....

Die 68er, die Grünen haben das autoritäre Gefängnis geöffnet, irre Kabarettisten, TV-Narzißten und Populisten jeder Form von Ruhmsucht steht eine der Angst vor Verlust ausgesetzte Gesellschaft zur Verfügung, neue gefängnisbewehrte Paläste zu errichten, neue Kriege gegen "die Anderen" vorzubereiten.

Die beste Form, der Person als Ursprung des Rechts  eben dieses Recht zu garantieren, die unveräußerliche Würde des Menschen zu schützen, bleibt die Republik wie sie in Griechenland, Rom, den Städten des Mittelalters, in England, USA und Frankreich erkämpft wurde. In den arabischen Revolutionen ist sie teilweise erfolgreich gewesen. Es gibt keine bessere Republik als die Republik. Volksrepubliken, nationale und religiöse Republiken sind Propagandabegriffe des Abfalls von der Republik. Der Faschismus aber haßt die Republik. Bürger, Bruder, Schwester,  sei auf der Hut!

Klaus Wachowski 22.7.2018

P.S. 9 2018

Sarah Wagenknecht sagt in einer Talkshow, zur Demokratie gehöre nun einmal, daß sich die Interessen der Mehrheit durchsetzen sollten.

Was ist, wenn sie ein starkes Interesse an faschistischen Werten entwickelt?

Die republik geht eben nicht von der Mehrheit, sondern von der Person aus. Und der Wille der Mehrheit mag demokratisch ermittelt werden, er hat Halt vor der Person zu machen.

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