Donnerstag, 7. November 2019

Jellinek seltsam

"Wenn alle in eine Richtung rennen, müssen die Künstler als Einzige in die andre."

Was allerdings beweist, dass auch Künstler nicht unbedingt mit Urteilskraft begabt sein müssen.

Homo sapiens non urinat in ventum. Spruch auf einer Amsterdamer Säule.

*

Unterscheiden können zwischen Ethik und Kunstanspruch. Vielleicht gelingt es noch. Aber wie gerne bleibt der und jetzt auch die Gerühmte nach der Vergewisserung über die Unterschiedlichkeit bei der Meinung, die Kunst sei nicht und für nichts verantwortlich, weil sie per se nicht Moral sei.

Aber selbstverständlich ist eine moralische, indifferente oder boshafte Haltung auch eines Künstlers aller moralischer und unmoralischer Beurteilung unterworfen, ja auch, wenn solche Haltung sich in Büchern und Gedichten räkelt.

Das sagt der bare Menschenanstand. Er wirft Knut Hamsun seine Genialitäten über den Gartenzaun zurück. Das erwartet nicht nur mit allem ersten Recht die Frau aus Srebrenica, das erwarten auch jede sonstigen nicht vom Leid getroffenen des Mitfühlens aber fähigen Betrachtenden von den Verteilern der Mittel eines literarischen Trogs. Einen Künstler zu beschenken, der sich nicht von unglaublichen Bekenntnissen zum Unrecht löst, ist, (es mit Karl Kraus umgekehrt zu zitieren), nicht Sache des Geschmacks, sondern geschmacklos und mehr. Geschenkt!

"Wenn alle in eine Richtung rennen, müssen die Künstler als Einzige in die andre."

Es ist aber wieder eine Zeit gekommen, in der immer mehr Künstler den Ruhm nach und dem Menschen und der Menschlichkeit davon rennen.

Wer wirklich Künstler ist, der lasse sich doch von den Trögen nicht davon abbringen, auch human zu sein. Das Geschwätz vom großen Stil hat wieder Konjunktur. Bei der Literatur ohne Haltung. Und bei der von der mangelnden Urteilskraft.

Der letzte, der sich da Gedanken machte, scheint mir tatsächlich jener Österreicher gewesen zu sein, dem Kunst das Höchste und der Mensch das Wichtigste war und dem ich hier vielleicht nicht richtig aber gerne korrekt zitiert habe.

Amsterdam, 7.11.19

Ich bin kein Heiliger, habe auch einiges geschrieben, und mehr: nicht geschrieben, das ich bereue. Peinlich mein Leugnen der Pol-Pot Massenmorde gegenüber Freunden als Vietnam Propaganda der USA. Es ist doch gleichgültig in welcher Liga ich meine Tore schieße oder verschieße. Wenn ich mich so und so als Mensch erkläre,  ist die Frage der Preiswürdigkeit auch für die andere relevant, ob man mich überhaupt noch auf dem Platz sehen will.

Wie nah auch immer der Guru am Weihrauch ist. Die Frage der Kreditwürdigkeit behält ihre Bedeutung.

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