Dienstag, 12. November 2019

Der Nachsummer

Ob der Duft aus einem Welser Apfel ein japanisches Bullenparfüm erklären kann? Der Elfenbeintürmer, der nicht versteht, was die Leute in Europa nur immer mit der Strahlung in seinem geliebten Hiroshima haben - ist es nicht friedlich, im Gedenken spazieren zu gehen? -, kann jedenfalls erklären, warum die Würde des Bosniers nicht ganz so unantastbar ist wie die Heiligkeit der Kunst groß. 

Annäherungen an Handke, die es nun zu einer Verteidigung in der NZZ gebracht haben. Der Oberlehrer, der zum Guru steht. Bekanntes Phänomen im Egoscrit der nietzscheanischen Sehnsucht nach großer Größe. Nicht schlimm, wäre da nicht ein Massengrab.   

Das Ding als besonders besonderes Ding und das Leiden in der Langeweile des Ich. Ein Du gibt es nicht. Der Kniff der Körperwelten: Blut auslaufen lassen und Formalin einblasen. Die Literatur der Trockensträusse als Ikonostase im stillen Ort des Elfenbeinturms (Es ist nicht der Hölderlins. Warum reißt er an so stillem Ort nur das Fenster auf?). Der Japaner staunt: in Österreich spricht man deutsch?

Es ist meine Generation, etwas älter, etwas jünger, die sich da gegen die Massenkultur wehrt, hinauf in den Weihrauch des Geniekults des 19. Jahrhunderts und zu diesem Zweck in manche VIP-lounge strebt. Nur gibt es pro Genie mehr als tausend gute Konkurrenten, die Ihr mit gegen die hundert schlechten erhobener Stimme von den Euch beanspruchten Trögen abschrecken wollt.

Raunen und Rüpeln, und das romantische Konzept des groß-groß, dick-dick übernommen von Dekorpinslern. Der Barocktanz der alten Bescheidwisser. Wem's gefällt... Es wird im Molekularen aufgehen mit aller Ehre, allem Ekel wie dieser Text und das wirkliche Leid.

Aber an diese wirkliche Leid denkt der Mensch, wenn er die Worte Karadzic, Milosevic, Srebrenica hört. Das Weihrauchwedeln um den heiligen Bimbam vom stillen Ort hat an dieser Stätte nichts verloren! Hinaus! 

Und ein ahnungsloses Komitee, das dem noch die Krone eines dem Frieden zugedachten Preises aufsetzt, gleich hinterher!  

P.S. 

"Nicht untergehen darf hier, dass Leopold Federmair, der als Literaturwissenschafter, Schriftsteller und Übersetzer in Hiroshima lebende Verfasser dieses Artikels, selber eines der besten und schönsten Handke-Bücher seit langem vorgelegt hat: «Die Apfelbäume von Chaville». NZZ 2013"

"Es riecht (oder duftet) gewissermaßen nach Goethe, dem von Handke am häufigsten zitierten Autor. (K.W:Es riecht!)

Ein Eintrag lautet: Erster stiller Ausruf am Morgen:, Heilig heilig heilig!‘ (Picardie); und dann:, Meine tägliche Auferstehung gib mir heute!‘"

profil.at › Kultur 2016










Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen