Jahr des Hool
Im Jahr der Barmherzigkeit
gewinnen Haßpredigten Wahlen
Eine Bewegung der
Unbarmherzigkeit hat die Welt ergriffen. Du glaubst doch nicht, daß der
Obdachlose eine Chance hat, wenn er den Kriterien der Bruderschaft vom
Stammtisch nicht entspricht!
Elf- Egalite, Liberte, Fraternite
Der Anspruch auf Gleichheit vor
dem Gesetz schützt den Egoismus zwar vor dem Untergang, hindert ihn aber auch
an der Entfaltung.
Auch in der Freiheit ist der
Egoist zu Hause. Aber solange er nicht Hai ist, ist es beschwerlich bis elend.
In der Brüderlichkeit der
"wahren" und "reinen" Nation, Rasse, Klasse, Kirche
vereinigt er sich mit den anderen Egoisten "seiner Art". Der Nachteil
an Verlust von Freiheit gleicht der Zuwachs an Sicherheit aus, den die Herrschaft
über "Andere" verschafft. Er braucht keine Barmherzigkeit, hat er
doch das Versprechen seiner Kameradschaft.
Menschlichkeit, Barmherzigkeit
für Andere ist ihm nicht nur seltsam, krank oder unwirtschaftlich, sondern -wie
der Nazi nach Logik des Ork verlauten läßt- defaitistisch, Verrat (auch
"wahre" Sozialisten sollen sich derart geäußert haben.)
*
Der Du Mensch bist, sei es nicht
"zuerst mal hier", sondern dort, wo Menschen sind.
Auch die Zeit der Freiheit war
nicht gut für die Menschlichkeit. Aber unter den Plagen des Dschungels konnte
auch sie sich entfalten - wie leider auch Bosheit und Haß.
Unter Gleichen hatte sie
ebenfalls ausreichend zu tun, insbesondere um den Abweichenden gegen die
Verfolgung zu helfen.
Aber in der Bewegung des Ego ist
sie das erste Opfer.
Sie hat d a s nicht
gewollt.
*
Was kann sie tun?
Gegen Wellen setzt man
Wellenbrecher ein; schwimmt die Gewalt wie der Fisch im Wasser, versuche man es
zum Kochen zu bewegen.
Wie die Bewegung des Ich-zuerst
zur Herrschaft kam, indem sie das Vertrauen zerstörte, Mehrheiten gegen
Minderheiten hetzte, Einzelne dem Haß vorwarf, um schließlich die isoliert
umhertreibenden Ängste unter dem einen Haß gegen das Projekt Mensch, gegen das
Projekt Person zu einigen,
kann die Menschlichkeit der
Bewegung des Hasses begegnen, indem sie aus der Bewegung wieder die Einzelnen
macht, aus deren freiwilliger Unfreiheit sie gegossen ist. Indem sie den einzelnen
Haß, seine Angst und Unbarmherzigkeit zeigt, und in den anderen Einzelnen
wieder das Gefühl des Mitleids und der Gleichheit der frei Geborenen weckt.
Ein weit gespanntes Projekt über
die Jahrhunderte immer weiter neu. Es ist wie in meiner Stadt: als wären die
Straßen dazu da, dem Bau unaufhörliche Beschäftigung zu geben. So dem anständig
gebliebenen in den Straßen des Ich-Ich, die nun umgetauft werden in das
"Wir zuerst".
Klaus Wachowski 10.11.2016
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