Donnerstag, 29. April 2021

Identität statt Person, was ist erlaubter Standard?

 

Alter weißer Mann    

zu Frontal 21 Identität 27.4.21

 

Es ist ein anderer als „der weiße Vater in Washington“

 

Identität statt Person

 

Der fanatische Moralismus hat seine Heimat in vielen Institutionen verloren und fischt in jungen wilden Köpfen nach neuer Avantgarde der Machtergreifung.

 

Es klingt wie das Skandieren von kpdml-Parolen in meinen Ohren, wenn dem weißen Rassismus der Identitären nun ein schwarzer von neo-Identitären antwortet. Das Opfergedicht einer Afroafrikanerin wird zum Anlass genommen, weißen Übersetzern und Übersetzerinnen ein Berufsverbot auszusprechen. Ein alter weißer Mann wird von der Universität Hamburg ausgeladen, weil er die Unverschämtheit hatte, die Vorstellungen Afrikas zum weißen Kolonialismus zu erforschen und vorzutragen. Das sei Sache der POC (als einer Art VIP der Unterdrückten).

 

Dies ist nicht die USA!

 

Die schwarze junge Dame aus Berlin, die sich zu fanatischer Verurteilung verführen lässt, hat so ein Gehabe der 68er Avantgarde, lächelt aber gewiss etwas bissig über solchen Vergleich. Man, frau usw. ist ja längst weiter bis zur heiligen Identität der – Hautfarbe! gekommen. Nichts Neues. Jetzt mal von Afrika. Soll doch jede/r ihre/seinen eigenen reinen Scheiß machen!

 

Nach dem Interview im TV könnte man sich solche Vorstellungen der Reinheit auch in der Aura eines Diktators vorstellen, der seine miese Unterdrückung mit Verfolgung der im Land verbliebenen weißen Krokodile wett machen will. Es geht doch auch in solcher "Soziologie" wieder nur um die Nutzung eines Opferstatus zur Begründung von Herrschaftsvorstellungen einer über die Hautfarbe oder sonstige Betroffenheit zusammenideologisierten Gruppe. Weltbild vom Reinsten.

 

In Wahrheit der Erfahrung gibt es keine andere menschliche Selbstorganisation, die allen geöffnet, gleich und frei ist als: die Republik. Der identitäre Aufmarsch von alten und jungen weißen Männern und Frauen nicht anders wie der von alten und jungen POC bedroht die Freiheit der Person aus eben dem rassistischen Anspruch heraus, den zu überwinden er -oder bitteschön sie- vorgibt.

 

Der Kommunismus glaubte weiter zu sein als die Republik, indem er sich für die Diktatur der Gleichheit erklärte. Der Kapitalismus tat des Gleichen mit der Herrschaft der Willkür, die er Freiheit nennt. Der Totalitarismus des Nationalsozialistischen Reinheitsgebot zog seine Rechtfertigung aus der Brüderlichkeit des Wir-zuerst bzw. nur-Wir. Auch die Identitären von weiß und schwarz sind wieder einmal klüger als die Republik. Sie verlegen die Herrschaftskämpfe der Slums in die Universitäten. Das machte die 68er Avantgarde auch im Namen der unterdrückten Völker- bis zur RAF.

 

Die Person ist in allen Fällen hinderlich. Im Kommunismus kleinbürgerlich, im Kapitalismus unwirtschaftlich, im Totalitarismus von Rasse und Nation dekadent, im religiösen Totalitarismus sündig, im identitären unrein. Der Feind ist ihnen konsequent die Republik, die das Netz aus den Verhandlungen und Handlungen freier Personen ist.

 

Sie „verbessern, entwickeln weiter“ die Republik. Nein: sie brechen ihr das Rückgrat. Der Mensch ist aber nicht Insekt mit Außenpanzer noch Qualle ohne Form. Er hat ein eigenes Gerüst, das ihm keine Familie, Nachbarschaft, Rudelidentität zerbreche!

 

Bleibt der jungen Frau Meinhof aus Berlin zu wünschen, dass ihr die Entwicklung von der immer kleineren Gefolgschaft zum Sprung des Horst Mahler (Vorname fast vergessen) in die Blut- und Bodengemeinschaft erspart bleibt. Zumal nach dem gewaltigen Shitstorm, den sie zu erwarten hat, den die heroischen Aufschreie ihrer FreundInnen wohl kaum ausgleichen können

 

Alter weißer Knacker. Mein schwarzer Freund findet mich okay.

 

29.4.2021 Klaus Wachowski

1 Kommentar:

  1. Klasse Kommentar, hervorragend formuliert. Kann als Lektüre empfehlen: Caroline Fourest, Generation beleidigt - Von der Sprachpolizei zur Gedankenpolizei

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