Von Elben
Es
gibt mehr Dinge auf der Erde, die man mit etwas klarem Verstand erklären kann,
als sich das Genie erträumt.
Wie
erstaunt Dr. Smirc als er seitlich der Pforte zum Elbenreich an einem
wackeligen Jugendstiltischchen seinen Freund Dr. Warnix, Psychagog und
gelungener Friseur auf 4-Stundenbasis, am schreiben sieht. "Was machst Du
denn hier?"
"Könnte
ich Dich auch fragen, Lieber!"
Man
erklärt sich: Smirc hat gerade seine Frühlingsbilder entsorgt und ist noch
etwas angegriffen. Auf dem Spaziergang in die Welt hat er sich auf den Weg zur
Pforte verirrt. Warnix hat einen Forschungsauftrag von der elbischen
Ratskanzlei. Er soll herausfinden, welche Bedrohungen die F- Wörter, das A-
Wort und das Wort "Schwanz" für die elbische Soziokultur darstellen.
Andeutungen von solchen Enthemmungen zeigten sich immer häufiger am Eingang zum
schwarzen Sack des interelbischen Networks.
"Und?
Schon was herausgefunden?" Smirc grinst böse. Er hält diesen ganzen Zauber
von Schönheit und gezierter Höflichkeit für eine Heuchelei erster Klasse. Da
müsse man doch mal ordentlich RTL einfluten, um der Arroganz wieder in den
Schweinestall Leben zurück zu helfen.
Warnix
braust aus. Was er sich denn vorstelle! Man könne doch froh sein, dass es ein
Land jenseits des Alltags und des stinkenden Egoismus gebe! Habe er denn
keinerlei Sehnsucht nach dem Frieden über den Ebenen des Westens? Was sei denn
so erstrebenswert, an den Ufern des Hasses zu leben und zusehen zu müssen, wie
gute Bürger Ertrinkende zurückstoßen!?
Das sei
nun aber wirklich unfair, meint Smirc nach allen Seiten. Seine Nachbarn vom
Normal seien nicht weniger menschlich als die Edelsippe von der
Unsterblichkeit! Sie müssten täglich mit Not und Angst vor Not kämpfen, während
die Damen und Herren vom transparenten Blut ihre Finger nicht in schmutzige
Erde oder gar Kanäle stecken, nicht gegen Neid und Leid kämpfen müssten. Habe
er, der Herr Doktor einen einzigen Hartz IV Empfänger gesehen? Und wo
versteckten die Moralbommel denn ihre Versehrten und Behinderten?!
Dr.
Warnix, Psychagog und Spaaßphilosoph im Sinne Arthur Schopenhauers, sieht nicht
ein, warum er auf die Provokation eingehen soll. Auch Smirc wisse doch, dass es
sich bei der Welt der Elben um eine Projektion der Sehnsucht nach dem Guten
handle. Dam müsse doch naturgemäß Beschwerliches und Belastendes, Hässliches
und Störendes ausgeblendet werden.
"Na
Danke!" Smirc ist angesäuert. Welcher Mensch, der nicht von der Not
anderer lebe, könne in so einer Welt heimisch werden? Nein, nein! Was wäre das
für ein langweiliges und bedrückendes Leben. Schwanz hin oder her: Licht gebe
es nicht ohne Verbrennung. Man müsse Leben schon - leben!
"Und
dazu braucht es auch der Sehnsucht nach dem Land der Elben!“, meint nun wieder
Gott, der noch ganz nass von den Fontänen des Wasserfalls ist. "Und des
Genusses und Verdrusses, der mit vermiedenen Worten beschrieben wird."
Er legt
seine Arme um die beiden befreundeten Streithähne und gibt eine Runde Coretto
aus. Anschließend läßt er sich von W den Bart schneiden. So ein armer Psychagog
und Projektparker braucht doch ein anständiges Einkommen, wenn er nicht auch
noch auf Revolution spekulieren soll.
26.11.2018
Klaus Wachowski
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