Freitag, 10. Juni 2016

Gott beweisen müssen

Aus dem philosophie MAGAZIN 1/2016
Leserbrief des
Karim Natour: Nein zur Negierung

"...Es ist schlicht falsch (...), die Möglichkeit eines Gottesbeweises durch das bis heute Nichtexistieren eines solchen zu negieren."

Philosophie Magazin - Leserbriefe

Eine interessante Theorie:
Es gebe den Beweis von Gottes Existenz, die Philosophen hätten ihn nur noch nicht gefunden.
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Versuch einer Entgegnung nach Schopenhauer:

Woher weißt Du das? Dieser Glaube teilt das Schicksal des Glaubens an Gott und anderer Vermutungen: zur Begründung fehlt ihnen ein hinreichender - Grund.

Was ist Beweisen anderes als das Zurückführen eines Ungewissen auf ein Gewisseres als seinen Grund?

Die Philosophie hat vier Arten von Beweisgründen herausgefunden  (Schopenhauer: vierfache Wurzel vom zureichenden Grund pp).

Die behauptete Existenz Gottes hat nicht die unmittelbare Gewissheit der Existenz von Zeit (Aufeinanderfolgen) und Raum (Lage, rechts ist nicht links), noch die abgeleitete der Kausalität  (keine Ursache ohne Wirkung, keine Wirkung ohne Ursache, kein erstes A, kein letztes O).
Gott ist nicht notwendige logische Folge aus Begriffen, die von der Anschauung geprüft sind, und er folgt nicht notwendig wie eine Handlung aus einem Motiv.
Das Motiv für die Existenz Gottes kann nur im Menschen liegen (Angst oder Hass und Wunsch auf Hilfe; Dankbarkeit und Wunsch nach einem Gegenüber). Es beweist den Menschen, nicht Gott als existent.

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Die Gewissheit, dass es keine Möglichkeit gibt, Gott zu beweisen, kann allerdings nicht mit Grund als Beweis dazu herangezogen werden, dass das Was in allem, hinter allem, das "Ding an sich" ein Nichts ist bzw. nicht ist.

Gottesglaube und Nichtglaube sind letztlich beide nicht Wissen, d.h. eine Gewissheit, die auf festem Grund ruht. Wozu also den Streit der Köpfe durch Köpfen lösen? Du würdest alle vernichten und Dich selbst, bokuharam...

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Wo Dir nun Gott im eigenen Erleben erscheint, bedarf es keines Beweises und gibt es kein Widerlegen. Nur wem anderes oder nichts dergleichen erscheint, dem sagt kein Gott mit allem Recht der Vernunft nichts.

Glauben ist eben nicht eine Form von Wissen.

9.6.2016 Klaus Wachowski

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