Mittwoch, 29. Juli 2015

Literarische Spanner

Es reicht
Die literarische Pegida wird doch zu dreist.

Ein englischer Autor, angeblich berühmt, schreibt eine Story über die geilen Abenteuer eines kleinen Nazis mit der Frau eines KZlers. Wie bei Jünger, Heidegger und der Droste muss eine angeblich besonders sprachliche Sprache herhalten, um der Beschäftigung des erotisierten Rezensenten mit einem so widerwärtigen Thema moralisch Deckung zu bieten.

Aber es sind wirkliche Menschen unter Morden gestorben. Und das lustvolle Flanieren in Auschwitz kann mit keiner Freiheit für ein literarisches Leben vom hochgegelten Pappendeckel entschuldigt werden. Nicht vor anständigen Menschen, die den Blick abwenden müssen, wo die geile Neugier nach saftigen Worten für zwischen die Beine sucht.

Die vor Grausamkeit und Leid erfolgende Entblößung eines erigierten Ego mag wem auch immer das Winseln der Faszination entlocken. Dein "genial" verstehe ich schon nicht falsch, wenn ich von Bayreuth aus höre "supergeil", wohin eben solche Literatur gehört. Für die, die schreiben und lesen, weil Leben und Sterben etwas bedeuten und die Liebe unbegreiflich ist, bedeutet ein "Nein": nein.

Denn Kunst ist - soweit sie zu Mensch und Menschlichkeit gehört - vom Anfang her auch eine Frage der Haltung: Es ist ein Unterschied, ob das Abendlied des Matthias Claudius von dem verbrannten Herzen in der Baracke in sich hinein gesungen wird oder von einem interessierten Spanner ins Grauen gepfiffen.

Faxenmacher, mach Dich vom Grab!
Und vergiss nicht,  die Begeisterung mitzunehmen. .

29.7.15

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