Montag, 2. März 2020

Republik III, Caesar meint, sie sei ein Nichts.

Warum über die Republik reden? Sie liegt krank und keiner weiß, ob sie sich vom Krönungsvirus erholt.

Ungeheures Geschwätz über die Unfähigkeit der Politiker verdeckt die Unlust des Schwätzers, sich für die Sache Aller einzusetzen, die Hoffnung auf persönlichen Vorteil und die Wut auf das unverschämte Glück der Nachbarn. 

Beziehung, Privileg, List von oben, Gewalt von unten und umgekehrt. Die Erosion nimmt zu, der Populismus hat seine Orks schon gesammelt. Das Kabarett macht seine Witze dazu. 

Brot und Spiele in Rom, Hartz und Hartz TV heute. Der Reichtum kauft sich Einfluß und Herrschaft, die Armut weiß nicht wohin mit ihrem angstbedingten Haß. Es gibt noch Anstand, ja Menschlichkeit. Aber es wird weniger. 

Also, was jetzt? 
Reden wir. 

Ich bin für Republik. Ich möchte nicht nur gefragt, sondern auch beachtet werden. 

Familienwerte habe ich ausreichend kennen gelernt. Schön, aber sie vertreten nicht mich. Und Freunde gab es, die mich gegen die Menschen benutzen wollten. Das politische Gespräch, das Handeln und Verhandeln zwischen Ich und Du, das ist meine Welt als Bürger. Ich möchte nicht als Volk angerufen und eingepeitscht werden. 

Alla Hopp

In mehreren Stadien wird der Mäzen Hopp plötzlich von brutalen Fangruppen angebrüllt. Sie vereinigen sich mit Rassisten zum Exzess der Gewaltandrohung.

Der Bodensatz der Gesellschaft findet sich bereit, dem nächsten Führer gemeinen Dienst zu leisten. Sie haben sich einen in der Gemeinschaft schwelenden Ärger zu eigen gemacht, um aus der Opferrolle das moralische Recht auf Brutalität abzuleiten. 

Der Ärger hat seinen Grund: die Gemeinde Hoffenheim mit 3000 Einwohnern könnte sich die Bezahlung von Bundesliga -Spielern nie leisten, wäre nach einem Spiel Konkurs. 

Der Sinn von Fußballspielen, Wettkämpfe zwischen regionalen Clubs auszutragen, geht auf den Stolz eigener örtliche Kraft und Geschicklichkeit. Damit werden die örtlichen Fans gehalten und die der konkurrierenden Orte herausgefordert. Es versteht sich von selbst, dass dieser Stolz der Gruppe, der Nachbarschaft verletzt wird, wenn das große Geld, Kraft und Mut ersetzen durch Zukauf von ortsfremden Kräften und technischer Unterstützung. 
Warum wird nicht der Kanzler von Gazprom in Schalke niedergeschrien? So lange die Mittel so genannter Sponsoren in etwa der Wirtschaftskraft einer Fußballgemeinde entsprechen, ist der Fan noch zufrieden, da das Gleichgewicht zwischen den Kräften der Gekauften und der Größe der Gemeinde ungefähr stimmt. Der Fan sagt sich: "Das ist unser Verein. Von uns bezahlt." Stimmt natürlich längst nicht mehr, hält aber den Verstand ruhig. Hopp hätte nie ein Mobbing-Problem, wenn er -wie andere- in eine größere Stadt in seiner Nähe, hier etwa Mannheim, investiert hätte.

Wird aber das Kräftemessen zwischen München und Dortmund, Hamburg und Kaiserslautern durch einen mit Millionärsgeld aufgeblasenen Klickerverein gestört, der zu 96% einer Privatperson gehört, erhebt sich die Empörung des Sports mit einigem Recht aus dem "Wir" gegen das "Ich".

Kein konkurrierender Vereinsvorstand wird stark genug sein, die Wut seiner Fans über die Ohnmacht gegen den Einfluß des großen Geldes zu unterdrücken. 

Es ist nicht in Ordnung, eine Person, die ihr Privileg als Recht nutzt, niederzumachen. Man könnte ja bei etwas Mut die Möglichkeiten zu Privilegien beschneiden, um über Vereinsgeld mitzubestimmen. Höhere Steuern wären ein Weg.

Der Vernichter und Insolvenzer der römischen Republik Cäsar raubte Völker aus, um Fechter einzukaufen. So konnte er beim Volk durch Spiele gute Stimmung für seine Herrschaft machen und hatte gleichzeitig ordentlich Security, um das Parlament zu bedrohen. Der Senat wehrte sich, indem er die erlaubte Zahl der Spiele begrenzte.

Unsere Cäsaren haben nicht geringere Möglichkeiten. Sie können sich Einfluß durch Meinungskauf in Zeitungen, Instituten und Fernsehen, bald wohl auch im Netz kaufen. Und wer oder was hindert den Versuch, Politiker zu besseren Freunden zu machen? 

Der Populist nutzt wie der Hetzer im Stadion den Ärger, um mit der Wut der Überhörten Haß auf "das System", auf die Republik zu machen. Er geht ins Parlament, um es zu sprengen und seine Alleinherrschaft vorzubereiten. Ganz wie die „Popularen“ zum Ende von Roms Republik. 

Für anständige Bürgerin und Bürger bleibt nichts als Wachsamkeit. Hätte Cäsar nicht viele gekaufte und gleichgültige Bürger hinter sich gehabt, die plötzlich -aber nicht aus dem Nichts heraus- "Imperator, Imperator!" schrien, die römische Republik hätte überlebt.

2.3.20 Klaus Wachowski 

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