Freitag, 13. Dezember 2019

Applaus vom Zen


Als Schwedens König Carl XVI. Gustaf die Auszeichnung überreichte, gab es aus dem Publikum höflichen Applaus und keine Pfiffe. Die Akademie hatte ihre Entscheidung für Handke im Vorfeld vehement verteidigt. Man müsse zwischen der Person und ihrem literarischen Werk unterscheiden, hatte sie erklärt.  (Stern)

Im katholischen Internat genoss er beste Noten, sprang auf den Zug der Jugend bei Suhrkamp und Gruppe 47 auf. Was sollte schief gehen? Früh schon am Trog musste er nur noch dicker werden, um im Verein mit anderen Wortballern den Zugang für 68er abzusperren. Sie machten ihm die Reklame, köderten Fans mit Weihrauch vom Goethe und spielten Revolution des Geistes gegen das Denken. Wer sonst sollte den Preis der fluktuierenden Cliquen bekommen?

Handke im Nobelsturm 

Die Stirn brauchte die stützende Hand nicht mehr. (Aus dem schmerzensreichen Chinesen)

Er lebt wie ein Einsiedler in der Nähe von Paris, verschwindet im Wald, taucht wieder auf und präsentiert einem Gast zuweilen ein paar Steinpilze -aus der neuen Naturreligion? wie der Besucher fragt-. Gemessenen Schritts, einem Heidegger ähnlich, ein strauchelndes Ich, das sich am geschenkten Ruhm hält. 

Der Verlag hat ordentlich Reklame gerührt, um seinem Pensionär noch eine öffentliche Abfindung zu ermöglichen, den Abtritt zu vergolden. Eine riesige Mistgabel zog ihre Furchen durch die Wasser der Ostsee. Wer klatschte da in die Hände? Welche Pfeifen stießen da keine Pfiffe aus? Die Wurstigkeit fand sich ein, wie erwartet da zu sein. Irgendwann will man doch selbst auch mal an die Reihe kommen. Stuhl 4 bläst ein bedeutendes Egal vom Zen in die Köttbullar vom Nietzsche für den Wortwurster. Jesus hätte wenigstens gerufen: „bereue!“ oder die Tische im Tempel des Ego umgestürzt. 

Der Dichter Peter Handke aber ist ein Phänomen. Ein Phänomen in bester Kleinqualität. 

Eine lukullische Begegnung mit dem braven René Scheu von der NZZ, der man auch nicht mehr viel zutrauen kann, beschreibt die Größe.

der Bub schaute mich mit grossen Augen an und antwortete auf meine Frage: "Ja, klar, Peter Handke." und er begleitete mich."Ich war noch nie da, ich habe mich noch nie hingetraut."

In der Weinhandlung La Cave Indépendante... "Ja, Peter Handke, er kauft hier ein - nur Weine aus dem Burgund."

Und selbst die Chinesin hier in der Nähe schwärmt von Ihnen. (Diese schicke kleine Frau mit Minirock?) 

Nur Reich – Ranicki wagt einen Hohn auf das Huhn, das graue Eier legt. „Jaa, der Handke! Frau Löffler! Was hat er denn wieder großes geschrieben, unser lieber Handke?!“

Bei dieser Gelegenheit wird klar, was den unglaublichen Ruhm eines Guru im Bimbach macht. Er ist das erotische Produkt der Sehnsucht nach einem Gefolgschaft ersehnenden Größenwahn.


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