Dienstag, 1. März 2016

Warum ist westliche Bildung Sünde?

Warum ist westliche Bildung Sünde?

Zum ersten Mal in diesem Jahr scheint die Sonne wie warm. Aus den noch kleinen Knospen scheint mir ein Duft von auf gehender Erde zu kommen. Eine angenehme Täuschung. Erinnerungen überwältigen alle Phantasie. Vor Kurzem erschien mir Erinnern wie eine fast tödliche, staubtrockene Berührung der Seele und Phantasie als Lebenselixier. Jetzt entfalten mindestens fünfzig Frühlinge ihre Freude in mir.

Warum ist westliche Bildung Sünde?

Okonkwo, die Hauptfigur in Chinua Achebes Romanrevolution zu Afrika, geht neben mir. Was wollen die? Das sind doch so wenig Afrikaner wie der weiße Commissionar (klingt nicht das üble Wort Missionar mit in der Bezeichnung eines Unterdrückungsinstruments?). Sie haben keine Wurzeln in der Erde unserer Vorfahren. Was verbindet ihre Herzen mit dem Geschehen der Zeiten?
Das sind doch haltlose Gestalten mit dämonischen Wünschen der Herrschaft und des Mordens. Auch sie reden von Frieden und zerstören, was zwischen Menschen ist und das Leben erst zu einem Wert macht.

So etwa würde er wohl reden, vorausgesetzt ich habe den Roman recht verstanden. Ich höre kein Kind durch die Gärten springen, kein Jauchzen und Lachen, kein verschwörerisches Flüstern und Kichern. Die Ideologie, die sich die Fortführung der westlichen Vorherrschaft in der Welt erhofft, wenn nur allen über stundenlanges Lernen lebenslange Uniformität des Denkens in leblosen Zusammenhängen antrainiert wird, ist nicht viel besser als die vom hirnlosen Dahindämmern in einer Herrschaft des Zwangs. Selbstdenken ist beiden Erwartungen zuwider. In diesen Welten gibt es keinen Frühling und mit singenden, springenden Kindern können sie so wenig anfangen wie mit weinenden.

Dieses westliche Denken ist allerdings ohne Wert, abgesehen von den Vorteilen aus hingebogenen Leistungsnachweisen für die Kinder ohnedies privilegierter Eliten. Aber das Denken von der Person aus, das zufällig im Westen zuerst zur Blüte gelangte und sich auch hier immerwährend wehren muss, ist Wert. In Religionen gibt es einen Beschützer des Werts der Person. Vernunft hat nichts dagegen, auch wenn sie in manchen Ausprägungen meint, dergleichen nicht zu brauchen. Ihr geht es mehr darum, eine möglichst von Herrschaft freie Selbstregierung der Person zu halten.

So frei gegenüber den Tabus der Religionen ist Vernunft allerdings nicht. Sie selbst hat auch große verschlossene Räume wie die Regionen Vertrauen, Liebe und Menschlichkeit. Eben dort, wo Glaube das einzige unter den ungenügenden Instrumenten ist, das einen - wackeligen - Halt gibt.

Natürlich ist Bildung nicht Sünde. Kein Gott braucht ein Klima der Verblödung. Aber auch Bildung kann ein Weg zur Verblödung sein. Pisa ist einer der bekannten Wegweiser.

Mein weiser Freund Richard Weber schickte seine Schüler bei solchem Wetter in die Gärten und bekam zum Dank von aufgeklärten Kollegen spöttische Kommentare. Bildung und Politik kommen kaum zusammen. Denn Bildung als Erwerb von Wissen betrieben ist Ausdruck der Befreiung der Person.

In diesen Gärten jubeln die Vögel ohne das Echo aus einem See von Kinderfreude.

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