Angesichts
der Vorstellung des Buches "Streulicht" von Deniz Ohne in der
volltext 4/2020 durch einen Uwe Schütte aus Birmingham, der im Ende auf eine
Interpretation von Bildungschancen als Klassensache mit mir bekannten Tönen der
Düsternis, der Vorbestimmtheit und der Sozialkäfigsexistenz hinausgeht, kommt
mir der Gedanke, daß nicht nur das Sein das Bewusstsein bestimmt, sondern auch
das Dasein, nämlich der eigene Wille und die Vernunft, die Handeln
selbstbestimmt ermöglichen. Mag auch Umfeld, Erziehung und Herkunft noch so
viele innere Schranken setzen.
Intellektuelles
Leben geht nicht ohne Kommunikation. Die praktische Möglichkeit dazu ist in den
unterschiedlichen Klassen allerdings unterschiedlich verteilt.
In
den zur eintönigen Arbeit bis zur Erschöpfung verdammen Klassen gehört
Kommunikation nicht zum Standard. Das siechen erschöpft sich zumeist in
Anweisung und Ausführung. Eigenes Denken stört, wo es nicht praktischen Zwecken
dient.
In
der herrschenden Klasse des Kapitals wird das Hauptaugenmerk auf die Sicherung
und Mehrung von Einfluß uns Herrschaft der Familie gelegt. Abweichendes
intellektuelles Interesse wird geduldet und angeschrieben.
Sich
mit sich selbst und der Welt beschäftigen ist in der zwischen der Angst vor
Abstieg und der Sehnsucht nach Aufrücken schwankenden Mittelschicht am
leichtesten. Denk ich mal.
Also
Widerstand von Familie und Umfeld gegen den Ausstieg aus dem praktischen ins
Intellektuelle scheint überall gegeben.
Warum
interessiert man sich besonders für die Erschwernisse
im Milieu der Arbeiter?
Die
in der Oberschicht sind langweilig, die der Mittelklasse sind auch nicht
dramatisch genug, es sei, es kommen andere Gruppenkonflikte hinzu. Der Aufstieg
aus der Welt der Arbeiterklasse ist mir mehr Hoffnung und Angst verbunden.
Die
Republik und ihre Philosophie mit allem, was an Kultur daran hängt, sind auf
die Kommunikation und besonders auf die der Intellektuellen angewiesen. Kein
Klassen- und kein Rassenkampf ändern etwas an der schwer auszuhaltenden
Herrschaft über die Person...
Aber
man und frau möchte doch auch etwas über die Blumen auf den Felde oder die Lust
und Wehmut des Herzens, über seine phantastischen Reisen der Sehnsucht
schreiben!
Die
Besprechung von Streulicht hat eine ideologische Färbung, die ich aus meiner
früheren Zeit kenne, verstehe und teilweise teile. Aber man sollte nach dem
berechtigten Zerfall der ideologischen Zwangswirtschaften nicht mehr vergessen,
daß all die so schönen und Reinheit glänzenden Tapeten in den Lagern und Seelen
ein Entscheidendes außer Acht lassen, was die Revolution zur Republik führte:
Sehnsucht, Wut und Wille, das eigene Schicksal selbst zu bestimmen-in der
Kommunikation mit anderen. Und da gehören denn all die unterschiedlichen
Klassen,Nationen und Rassen dazu. Und ihre Intellektuellen in der Diskussion.
Zwischen
H und N, es ist ein herrlicher Frühlingssonntag kommt mir ein Arbeiter
entgegen. Ohne den Roboter - Blick, den Du ihm unterstellst. Was unterscheidet
unsere Sehnsucht und Einsamkeit? Weniger als die Ideologie uns träumen läßt,
die ich in meinen früheren Jahren so vehement vertrat.
P.S.:
vom Klassenstandpunkt aus betrachtet: wie kann eine Frau, ein Mann aus der
DDR-Nachfolge von der Klasse in die Clique aufsteigen?
Dies
schreibe ich im betreuten Wohnen. D.h. außerhalb des Vip, unbelastet vom Ruhm aus
begehrten Trögen oder Heiligenschriften der Verehrungskultur. Nun zum alten weißen
Mann geworden enthalte ich mich jeder Empfehlung außer der: mach Deine eigenen Fehler
doch selbst, auch wenn es nach einer Wiederholung der unseren aussieht, aber unsere
bitte ohne Zwang und Mobbing.
28.3.
2021 Klaus Wachowski
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