Dienstag, 5. Juni 2018

Skully

Er macht sich so allerlei kluge Gedanken zu seinen Bildern. Können stimmen oder nicht. Ich denke: Gedanken über das Malerische und über das Musikalische haben immer Recht (Karl Kraus), nur sehr wenig mit dem Ding zu tun, das sich hier zeigt. Die Farbe und der Ton drücken das Gefühl aus, nicht Erkenntnis. Mit der Form, nicht mit der Färbung kann man Gesehenes nacherzählen oder umlügen. Aber hier ist nicht die Rede von der Zeichnung.

Der Kritiker beschreibt, mehr: beschwärmt oder behasst einen Nebel des Gefühls. Er kann versuchen, es poetisch nachzufühlen, aber etwas Gescheites kommt dabei nicht heraus. Das wollen wir ja auch nicht. Oder willst Du tatsächlich die Formel eines Bildes, um danach ein eigenes zu malen? Oder um etwas über die Beschaffenheit jener anderen, fernen inneren Welt zu erkennen? Sorry, das geht nicht.

Skully hat hier also ein warmes, kaltes, dickes, klappriges Gefühl ausgedrückt. Und weiter? Ist Dir nun geholfen? Lass uns miteinander freuen.

Er legt Wert darauf, dass es sich bei seinen Bildern nicht, um Konstruktionen oder um ein unwillkürliches Zucken handelt, sondern um den Ausdruck seelischer Bewegung. Okay. Was hilft es Dir bei der Frage nach der Bedeutung für Dich und andere?

Die Besprechung eines Bildes wie eines Stücks Musik ist daher immer als eigenes, mehr oder weniger weit vom Gegenstand der Betrachtung entferntes Werk zu betrachten, zu genießen oder zu hassen. Viel Verstand ist da nicht zu erwarten. In der Welt des Traumes stimmt alles ineinander. Für den wachen Verstand ist dieses Feld vermint wie das, das es eventuell zu spiegeln versucht.

Mir gefallen die Stücke Skullys besser als das Ineinanderschmieren mancher romantischer Landschaftsmaler. Sie haben so etwas von Bach gegen Wagner, dessen Musikpampe besser für großes Brausen als für weite Gefühlshorizonte geeignet scheint. Man kann es lieben oder hassen.

-Und liegt dabei doch allein: Das Würgen eines Wagner verstehe ich als passenden Eindruck seines Rassenhasses. Wie aber ist es mit dem Würgen von Pink Floyd? Und was ich als Würgen empfinde, fühlt X, dem und der ich freundschaftlich verbunden bin als heilsames Bad im Lotusduft. So bleibt Lassen besser als Hassen.-

Aber dem Gedanken, so fern der Gefühle, daß er sich nur im Wort zu erkennen geben kann, ist auch dieses "Nachspüren" nebelhaftes Gelände. Er kann sagen: "Dieses Stück läßt mir Platz zum Denken" oder "Dieses Stück erstickt jeden klaren Gedanken." Und nicht viel mehr.

Also redet und denkt um Musik und Malerei herum: Wundervolles oder hassenswertes Pathos, erquickende oder leere Kühle. Es hat nichts bis wenig damit zu tun. Vielleicht aber ist es schön oder interessant an sich selbst.

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