Dienstag, 7. Februar 2023

Heiligtümer

Das Problem liegt weniger in den Verehrten, sondern in unserer Verehrung.

Nicht im verrückt gewordenen Nazi Hamsun, dem reuelosen Handke im Pilzgrund, sondern in unserer wahnhaften Suche nach etwas Großem in ihm, nein nach etwas Größerem überhaupt in einer anderen Person. 

Bist Du so wenig wert, so Nichts, dass Du Dich nicht mit X unterhalten kannst, ohne Dich an ihm/ihr hochzuranken?Du sollst keinen anderen Nobelpreisträger neben mir haben...  Der erste Wert ist die Erkenntnis des Eigenwerts. Dann schau Dich um nach anderen von Eigenwert. 

Ebenso schlecht dran ist, wer in Anderen überhaupt keinen Wert finden kann und deshalb zum Verehrer, zur Verehrerin seiner/ihrer selbst wird, Menschen verachtend. 

Eine Lehrerin wird zur Reichsmegäre, ein Mentor begegnet Dir plötzlich im Whitefit des Guru, ein Befreier der  Völker verblödet zum Nazi, der edle Anarchist landet nach einem Umweg durch das Paradies einer Erdhöhle auf dem Predigerstuhl der Erzpegide, die Therapeutin singt als Urmutter Gesänge der Skalden. Wird die Menschheit wieder Schimpansenrudel?

Nicht solange es Leute gibt wie Dich: Fragend, sensibel, doch auch vernünftig.

Auslöser dieser Gedanken: Ein Artikel von Anette Kanis über die Lehrerin X, die plötzlich wahnhaft zum Reichsbürgertum konvertiert. 
Wäre auch etwas gewesen, das in die sz passt.

Dazu: Romantik = Sprung aus der Entdeckung des Ich in den Wahn des Ich-Ich. Aus der Entdeckung der Welt in ihre Unterwerfung. Aus dem Lied ins Gebrüll, aus der Zeichnung der Person in die farbliche Vermischung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen