Dienstag, 14. Dezember 2021

Von Hartlaub und Ethik

 

Felix Hartlaub und die Ethik

Aus volltext letzte Nummer 12 21

„Einen Namen gemacht hat er sich vor allem durch die plastischen und intensiven Schilderungen eines distanzierten Beobachters über den Alltag im Führerhauptquartier, die in ihrem knappen Stil bereits auf die Kahlschlagliteratur der Nachkriegszeit hindeuten.“

Zum Tagebuchschreiber Wasistschondabei Hartlaub. Eine vernünftige Soziologie sollte sich mit den Verbindungen der Nachkriegs- mit der Naziliteratur befassen, um Hilfen z.B. für die Wertung von Nachtaliban- mit Terrorliteratur anzubieten. Arno Schmidt wäre aufzuarbeiten, Günter Eich? Warum überlässt man das Feld der Wissenschaft vom Anstand Literaten, die doch nur im Lobschreib zum Ruhm gelangen.  Wie auch hier wieder versucht wird.  "Kahlschlagliteratur" - Vorbild beim Nazihistoriker?

Von Werten. Auch Ethik gehört dazu. Nicht im Sinne von „Nachhaltigkeit“, welches Bekenntnis in der neuen Koalition das der „Brüderlichkeit“ „erweitert“ hat, sondern im ursprünglichen Sinn von Gemeinschaft, Hinwendung, Verantwortlichkeit, Sympathie, eben Brüderlichkeit gegenüber dem Mitbewohner dieses Lebens.

Das, was eben im Gesang aus der Hecke klingt: Gewissen, daß innere Gesetz des Schwarms, der kategorische Imperativ. Das, was die Fanatiker von Tradition, Ideologie und die des Ego verachten, verlachen, bekämpfen.

Du brauchst keinen Gott. Auch nicht dazu, um fähig zu sein, die Welt und die Nächsten zu lieben. Aber, wo Dir die Nächsten nichts bedeuten, hast Du keinen.

Einen  kannte ich, der wurde wegen seiner tiefen Stimme Boss. Sonst hatte er nichts als Schweigen in wichtigen Fragen. Er handelte in der Gleichgültigkeit des Jobs gegen Menschen, die zu ihm kamen. Er hatte nie lange Probleme mit seinen Entscheidungen in ihren Folgen. Angesehen bei den Großen hatte er auch viele Lobredner bei den Kleinen, die selbst größer werden wollten. Sein Gewissen schien ihn nicht zu drücken.

So gibt es bei Literaten, die es oft durch gegenseitige und höhere Protektion, selten durch Begeisterung des Publikums in die Zeitung und ans Mikrophon geschafft haben, verbreitet das Bewusstsein, Ethik sei ein Käfig, der die künstlerische Freiheit einschränke. eine ganz besonders wertvolle Freiheit von den Freiheiten der Person. Ja, moralische Vorwürfe werden der Folter gleichgestellt.

Besonders seit Nietzsche der wohl unter den Regeln seines Vaters und dem Ansehen Schopenhauers gerade bei seiner geliebten Lou litt und so etwas ganz Neues, die Freiheit von Anstand in den Mittelpunkt seines Denkens stellte und mit Weihrauch vom Wagner vernebelte.

Stolz auf und Ruf nach dieser Sorte Freiheit, das ist häufig in Deutschland und Österreich festzustellen, wo man sich ja öfter von Nazi-Anhaftungen und angetragenem schlechtem Gewissen reinigen musste. Der Nobelpreis hat sich mit Gründen der Kunst, die höher stehe als alle Vernunft, von der Verantwortung für die Preisverleihung an einen Milosevic-Vergolder loszubegründen versucht.

Die Ethik hat in der Literatur den schlechtesten Stand. Auch in der Familie und in der Freundschaft gibt es starke Wichtigkeiten, die gegen den Anstand gegenüber den Menschen vorgebracht werden. In den herrschenden wie in denen, die aus der Benachteiligung ins Licht wollen: „Familie zuerst“ oder mit Freunden „Pferde stehlen“. Korruption als Wert. Bei Impfgegnern und lachenden Coronaspreadern soll es inzwischen eine „Familienbewegung“ geben und auch die Hassfreunde von Rechts schüren die Angst vor den öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen.

Es gibt aber auch die Ethik. Sie sagt bei der Stoa, im Christentum und mit Sicherheit in zig anderen philosophischen und religiösen Quellen: Du bist neben dem eigenen Wohl auch für das der Anderen verantwortlich. Das sagt Dir Dein Gewissen, wenn Du zuhörst, und es klingt aus jeder Vogelhecke.

Bleibe dabei, Marc Aurel sagt es schon: Anstand ist, was in Deinen letzten Tagen soviel zählt, wie es schon immer zählte. Was sind da Preisungen und Einträge im Guinness Buch der verschwiegenen Anhaftungen?

Klaus Wachowski 14.12.2021

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