Freitag, 11. Juni 2021

Mit dem Stammtisch reden

Frau Reschke von panorama wird von einem Pegiden aus BW beschimpft und besucht ihn, um seine Meinung zu erfahren. Sie hatte "gegendert", woraufhin er sie beleidigte.

Sie fragt ernsthaft, was das für eine Wut sei. Er läßt sich die Gelegenheit nicht entgehen und präzisiert: nicht Wut sei das, eher Verachtung, Haß. Daraufhin die üblichen Ausbrüche gegen Feminismus, öffentlichen Funk und Merkel.

Der Mann hat doch über 60 Jahre Zeit gehabt, seinen Haß zu befestigen. Wie kann man glauben, ein durch Berentung mit eventuell vorausgehender Nichtbeförderung entwichtigtes Streben nach Dominanz zu einer sachlichen Meinung, also Einsicht bringen zu können? Solche Selbstüberschätzung fand ich außer in belehrendem Journalismus besonders im moralisierenden Christentum.

Natürlich: Rente macht deutlich, wie unwichtig Du bist. Besonders deutlich in der "Sorge" der Aktiven, die mit der Einkommenskürzung einhergeht. Das nimmt man so hin, bevor das Schweigen kommt.

Der Pegide aber fühlt sich als Opfer. Er glaubt aus dem Anspruch auf Achtung für jede/n Bürger*in einen persönlichen Anspruch auf Privileg, Macht und Herrschaft ableiten zu dürfen. Wer den nicht respektiert, mache ihn, dessen Vorzug durch Herkunft, Geschlecht und ideologischen Glauben bewiesen sei zum Opfer von Unrecht. Dieses Unrecht hat unter Bürger*innen den Namen: freie Entscheidung, Gleichberechtigung, Zugehörigkeit,- also Republik.

Die entwichtigte Dominanz, die im Rentenalter besonders spürbar wird, entlädt sich durch Brüllen und Androhung von Gewalt im öffentlichen und gerne auch im anonymen Raum. Wo bleibt da Platz für den Glauben an die Möglichkeit einer fairen Diskussion der Argumente?

Das wusste schon Karl Kraus, daß es "gefährlicher ist, einen Kärrner zu kritisieren als einen Kaiser". 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen