Samstag, 21. November 2020

Tübinger Vergoldungen

Das Weihnachtsmärchen über Nürnberg 

Staatssekretär Prof. Dr. Dr. h.c. Franz Schlegelberger, 1876-1970 Rechtshistorische Reihe, Band 59, Arne Wulff
Das Nürnberger Juristen-Urteil von 1947 : historischer Zusammenhang und aktuelle Bezüge von Lore Maria Peschel-Gutzeit

Zu Macht und Geld die Ehre für den verurteilten Honoratioren hc.... 
Ein nach-eilender Ehrgeiz besorgt die Märtyrerkrone.

Dort aber wurde gemordet, gequält in Vertrauen auf und in Ausführung seiner Gesetze. Honoris causa… Der Biograph mehrfach:  „Er widmete sich auch Forschungen“. Einmal Meldung an Lammers: „Luftglass der Geheimen Staatspolizei zur Exekution überstellt“. (Wikipedia zu Franz S)

Wenn die Lüge zum Fundament eines Familienstolzes wird. Der Sohn des Frank war da  anders, leider die seltenere Haltung.

Aus der Tübinger Kameradschaft rechten Klüngels in die Karriere bei Hof und Hitler gesprungen, Profit ward Verdienst, wurden seine Taten und Mitwirkung an Taten im Nürnberger Juristenprozess als Kriegsverbrechen mit der Todesstrafe belegt, dann zu lebenslänglich erlassen. Schließlich wurde er vor Straf-Ende frei gelassen.

Nachdem ein Verdienstkreuz zur Wiederherstellung der Ehre nicht zu machen war,  besorgte ein junger Mann auf Karriere die Märtyrerkrone. Dissertation Arne Wulff: „Staatssekretär Prof. Dr. Dr. hc. Franz Schlegelberger 1876-1970, Rechtshistorische Reihe 59“. Ein unter Verdienstkreuzen begrabener Skandal.

In Lille wurden Widerstandskämpfer aufgrund seiner Gesetze auf Todeslisten gesetzt. Ein Humanist auch  mit Tübinger Abschluss, der seine Unterschrift unter das Töten setzte und davon unberührt seinen Ehrgeiz schon wieder Richtung Verdienstkreuz schob, setzte sich dann für Schlegelbergers Begnadigung ein.

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Was interessiert einen Niemand das Schachern um Ruhm und Reichtum in der VIP-Lounge?  Nun die VIP interessiert es nicht. Und wenn doch einmal, wird es in guter Tradition unter den Teppich gekehrt, damit die Nachkommen  nicht aus dem Nest ererbter Privilegien fallen.

Da ist es schon angezeigt, dass wenigstens der Niemand den Gemordeten, Gefolterten, in die Keller gesteckten Niemanden und VIPs seine Stimme leiht. Nicht für einen Dreck an Ehre unter Verehrten, sondern für die Wiederherstellung der Würde von Menschen. Umso schlimmer die Feinarbeit eines Geförderten an der Vergoldung einer Schuld. Umso schlimmer solch stilles Befördern. Fritz Bauer klage an! (Seine Klage wurde nicht angenommen).

„Einen Tag nach dem 3.Advent 1970, am frühen Morgen des 14. Dezember, verstarb Franz Schlegelberger im Alter von 94 Jahren. Am Abend zuvor war er noch im Kreise seiner Familie mit seinem Sohn Hartwig, dessen Ehefrau und der Enkelin Regine im Flensburger Stadttheater gewesen, um das Weihnachtsmärchen zu sehen. Er starb, wie er es sich gewünscht hatte, im Beisein seiner Schwiegertochter.“ Schlusswort des Biographen.

Hätte man das nicht den Ermordeten aus Lille und hundert anderen Orten gewünscht?

„Ein Ehrenmann“, meint auch Menno Aden, über die Enkelin verschwiegert 
(( „Ich widme diese Übersetzung -Puschkin- dem Andenken meiner Schwiegermutter, Luise Schlegelberger, Frau von Hartmut S, geb. Freiin v. Rotberg,“) stellte er die offiziellen Zahlen der im Holocaust ermordeten Juden in Frage. Wikipedia zu ehemaligem Afd-Aden)).

Auch ich stamme aus einem kleinen abgebrochenen VIP-Ding, in dem es wichtiger war, lügen zu bleiben als zu bereuen. Aber auch um mich geht es nicht. Sieh: es wurde gemordet. Schwester und Bruder Mensch. Wie kann ich ruhig leben, sterben? 

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Nach dem "kostenlosen Händedruck vom Führer" mußten die Schlegelbergers die Berliner Wohnung, die zwar keine Dienstwohnung war, aber dem Reich gehörte, verlassen.

„Franz Schlegelberger und seine Frau verzogen nach Lehnin/Mark, wo der Staatssekretär a.D. bereits 1917 ein Grundstück gekauft hatte. In der Hoffnung, später nach Süddeutschland zu ziehen, verschickte Schlegelberger Möbel, Bücher und andere schöne Erinnerungen aus der Berliner Wohnung nach Frankfurt/Main. Alle diese Sachen wurden kurz nach ihrer Ankunft in einem Speditionsspeicher durch einen Bombenangriff zerstört…“

So der brave Biograph.

Dazu das Tribunal:  

"Nach seinem Ausscheiden als geschäftsführender Justizminister am 20. August 1942 erhielt Schlegelberger einen Anerkennungsbrief Hitlers und hunderttausend Mark als Dotation. 

Später, im Jahre 1944, gewährte Hitler Schlegelberger das besondere Privileg, diese hunderttausend Mark zum Ankauf eines Gutes zu verwerten, das nach den damals geltenden Bestimmungen nur von einem landwirtschaftlichen Fachmann hätte gekauft werden können. Schlegelberger sagte, daB die hunderttausend Mark beim Zusammenbruch auf seinem Konto bei einer Berliner Bank hinterlegt waren."
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Von höchster Stelle gelobt, vom braven Biographen besonders hervorgehoben:
In der Weimarer Republik wie beim alten Kaiser:  

"Bemerkenswert an diesem Brief ist die Anrede Schlegelbergers mit >An den Herrn Abteilungsleiter im RIM, Herrn Geheimen Regierungsrat Professor Dr. Schlegelberger, Hochwohlgeboren - Mein lieber Herr Geheimrat!<. 

Deutlich läßt sich daraus die alte Verbundenheit zu Preußen und dem Kaiserreich entnehmen - die Amtsbezeichnungen der Republik scheinen bei beiden nicht auf groBe Beliebtheit gestoßen zu sein.“ 

Der Märtyrer

Die Pension wurde gestrichen und in einen Rentenanspruch umverhandelt. Beteiligt das Ministerium des Sohnes, der einst Oberstabsrichter am Marinekriegsamt Berlin war, -sieh an, auch in Tübingen studiert hatte - und als Ankläger an Todesurteilen wegen Wehrkraftzersetzung und Bagatelldelikten  mitgewirkt hatte (Wikipedia zu Hartwig Schlegelberger * 9. November 1913) 

Das große Vergessen der Ewigkeit wird all dies mitsamt der Wahrheit wegspülen. So lange noch etwas aus der Brandung des Tages ragt, soll das Licht es deutlich zeigen. 

Zum Biographen s. (Affäre) Arne Wulff in Wikipedia
Zum Wohlsprech, („ ein Ehrenmann“) s. auch Menno Aden AfD in Wikipedia, auch ein Tübinger aus dem Corps Frankonia wie Schwiegervater Hartwig S.





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