Glauben
In Magdeburg war mal Mittelalter. Mit drohend zusammen
gezogenen Brauen befahl mir der Pförtner: „Gott zum Gruße in Megedeburch!“ „Aha“
dachte ich, „Das Mittelalter“. So denkst Du wohl, wenn Du von mir das Wort
„Gott“ hörst. Ich reagierte jedenfalls
in meinem atheistischen und agnostischen Zeiten so.
Dazu einige Gedanken. An philosophischer Systematik
habe ich keine Freude mehr.
Nicht
glauben, zeigt das die Nichtswürdigkeit, Minderwertigkeit der Existenz
gegenüber meinem Leben? Ich sage nein: es ist ja mein Leben.
In einem
Leben, das Wert hat, bist auch Du Wert.
Du glaubst
nichts. Wenn Dein Tag kommt, sagst Du dann: "Siehste, da ist
nichts!?" Ich sage vermutlich: "Es war trotz allem schön!"
Mein
unfaires Privileg: Ich sitze auf dem Friedhof, nicht mehr an der
Testosteronspritze.
Ich mache
mir schon so manches Bildnis und Gleichnis von Leben, Energie, Kraft p.p. aber
am liebsten nehme ich den alten Begriff Gott, Manitu, Jahwe, Feuer, Wind.
Du brauchst
den Weihrauch eines Doktortitels, ich das Gefühl der Stimmigkeit.
*
Der Atheist
Russel meint mit manchen Gläubigen: „... Ich finde jedoch, dass es zwei Punkte
gibt, die für jeden, der sich einen Christen nennt, wesentlich sind. Der erste
ist dogmatischer Natur - dass man nämlich an Gott und die Unsterblichkeit
glauben muss. Wenn Sie an diese beiden Begriffe nicht glauben, so können
Sie sich streng genommen nicht einen Christen nennen. „
In Wahrheit
will Jesus nichts als daß ich die Nächsten liebe und irgendwie an Gott glaube.
Ich mache mir kein Bild von Gott und glaube an einen Sinn, den ich Gott nenne.
Bertrand
Russel:
Er
widerlegt den "Beweis von der Ursache", was schon lange vor ihm geschehen
war. Es geht nicht um die Ursache, aber doch um einen Grund des Lebens, eine
Gewißheit zur Beschaffenheit der Existenz. Gott als Ursache der Existenz ist so
haltlos wie der Urknall, vor dem ja auch etwas gewesen sein wird.
2.
Der
Beweis über die Unabänderlichkeit der Naturgesetze führt zu Beweis 1 und fällt
mit ihm.
3.
Der
teleologische Gottesbeweis: Die ganze Welt ist genau so beschaffen, dass
wir darin leben können, und wenn sie nur ein wenig anders wäre, könnten wir
darin nicht leben.
Auch dieser "Beweis" wurde schon lange vor Russel in Frage
gestellt.
2. Der
moralische Gottesbeweis: ohne Gott keine Moral und Gerechtigkeit. Ein alter
Hut, von Schopenhauer vom Kopf der Statue genommen.
Er kommt noch zu allerlei Kritik am
Charakter und Wissen des Jesus und an Taten der Kirchen.
Nichts davon hat nur die geringste
Kraft, das zu erschüttern, was ich mein Glauben, mein Spekulieren nennen würde.
Alles
Beweisen ist das Zurückführen einer Gewissheit auf ein Gewisseres
(Schopenhauer).
Tut das Bertrand Russel? Inzwischen kommt er mir als
Streber vor, der seinen Finger nicht vor dem Herrn Lehrer, sondern vor der
Klasse streckt.
*
"Was
die Welt im Innersten zusammenhält"
Goethe?)
Was ich glaube.
Zwischen Nihilisten und Ideologen des Glaubens.
*
Das Warum Glauben? könnte mit Freude am Kiffen beantwortet
werden, weil Gott bei manchen doch berauschender wirkt als Exotic Whip, (Lachgas),
das da im Park liegen blieb.
Das Gleiche habe ich aber auch bei Fans der
Relativitätstheorie und der Psychoanalyse nach Freud und bei solchen der Globuli
bemerkt.
Und: man kann auch vom Glauben an nichts besoffen sein
((Dr. Allwiss, Nietzsche, Bakunin (im Gegensatz zu Kropotkin))
Von Ostereiern und
KI
Der längst widerlegte Gottesbeweis könnte auf die Abweisung
der Frage nach dem Ursprung zurückgeführt werden: war nun das Ei oder der
Osterhase zuerst da? Der Urknall oder Gott?
Es bleibt ja die Frage nach dem Was! der beiden
Zustände des einen Daseins, der einen Existenz, der einen Welt.
Was fragst Du also nach dem Warum meines
Glaubens statt nach dem Was? Oder nach dem Ob?
Ich schätze, daß Du nach etwas ganz anderem fragst.
Nämlich nach dem, was ich verehre, und nach dem, wozu ich verehre, nach
dem, wozu ich dieses Glauben nutze. Dann frage mich aber nicht nach
meinem Gott, der, die oder das sich doch wohl von Deinem unterscheidet.
Ich verehre das, was zwischen mir und der Welt
statt findet. Kommunikation, Liebe, Freundschaft. Das, was mir begegnet, wenn
ich durch Welt und Wüste gehe. Das Antworten auf mein Ich. Was ist Existenz, wo
sie nicht liebt oder sich nach Liebe sehnt, als ein tönendes Erz und eine
klingende Schelle?
Wer nur in der Vorstellung lebt und die andere
Seite des Lebens, Willen, Fühlen, Berührung nur misstrauisch beäugt, ist ihm
oder ihr nicht KI der beste Gesprächspartner, die beste Gesprächspartnerin? Wie
etwa den Gläubigen des Ron Hubbard?
Ich ziehe das Staunen über dieses einmalige Wunder von
Bruchteilen einer Sekunde, in der Düsteres erfahren werden musste aber auch
manches Glück war, dem immer gleichen lustlosen durch die zugemesse Zeit
trotten vor.
Und wie ein Sektenbeauftragter mir einst sagte: Wer nichts
glaubt, glaubt schließlich alles.
*
Und wenn Du nach diesen Worten immer noch glaubst -wissen
kannst Du es nicht-, Gott und Weihrauch seien dasselbe, kann ich das nicht
ändern. Und ich muss es auch nicht.
12.3.2024 Klaus Wachowski
Marc Aurel
Kann mir jemand
überzeugend dartun, daß ich nicht richtig urteile oder verfahre, so will ich's
mit Freuden anders machen. Suche ich ja nur die Wahrheit, sie, von der niemand
je Schaden erlitten hat. Wohl aber erleidet derjenige Schaden, der auf seinem
Irrtum und auf seiner Unwissenheit beharrt.
Gedanken Nr.21