Dienstag, 12. März 2024

Glauben, eine Klärung 2024

 

Glauben

In Magdeburg war mal Mittelalter. Mit drohend zusammen gezogenen Brauen befahl mir der Pförtner: „Gott zum Gruße in Megedeburch!“ „Aha“ dachte ich, „Das Mittelalter“. So denkst Du wohl, wenn Du von mir das Wort „Gott“ hörst.  Ich reagierte jedenfalls in meinem atheistischen und agnostischen Zeiten so.

Dazu einige Gedanken. An philosophischer Systematik habe ich keine Freude mehr.

Nicht glauben, zeigt das die Nichtswürdigkeit, Minderwertigkeit der Existenz gegenüber meinem Leben? Ich sage nein: es ist ja mein Leben.

In einem Leben, das Wert hat, bist auch Du Wert.

Du glaubst nichts. Wenn Dein Tag kommt, sagst Du dann: "Siehste, da ist nichts!?" Ich sage vermutlich: "Es war trotz allem schön!"

Mein unfaires Privileg: Ich sitze auf dem Friedhof, nicht mehr an der Testosteronspritze.

Ich mache mir schon so manches Bildnis und Gleichnis von Leben, Energie, Kraft p.p. aber am liebsten nehme ich den alten Begriff Gott, Manitu, Jahwe, Feuer, Wind.

Du brauchst den Weihrauch eines Doktortitels, ich das Gefühl der Stimmigkeit.

*

Der Atheist Russel meint mit manchen Gläubigen: „... Ich finde jedoch, dass es zwei Punkte gibt, die für jeden, der sich einen Christen nennt, wesentlich sind. Der erste ist dogmatischer Natur - dass man nämlich an Gott und die Unsterblichkeit glauben muss. Wenn Sie an diese beiden Begriffe  nicht glauben, so können Sie sich streng genommen nicht einen Christen nennen.  „

In Wahrheit will Jesus nichts als daß ich die Nächsten liebe und irgendwie an Gott glaube. Ich mache mir kein Bild von Gott und glaube an einen Sinn, den ich Gott nenne.

Bertrand Russel:

Er widerlegt den "Beweis von der Ursache", was schon lange vor ihm geschehen war. Es geht nicht um die Ursache, aber doch um einen Grund des Lebens, eine Gewißheit zur Beschaffenheit der Existenz. Gott als Ursache der Existenz ist so haltlos wie der Urknall, vor dem ja auch etwas gewesen sein wird.

2.     Der Beweis über die Unabänderlichkeit der Naturgesetze führt zu Beweis 1 und fällt mit ihm.

3.     Der teleologische Gottesbeweis: Die ganze  Welt ist genau so beschaffen, dass wir darin leben können, und wenn sie nur ein wenig anders wäre, könnten wir darin nicht leben.

       Auch dieser "Beweis" wurde schon lange vor Russel in Frage gestellt. 

2. Der moralische Gottesbeweis: ohne Gott keine Moral und Gerechtigkeit. Ein alter Hut, von Schopenhauer vom Kopf der Statue genommen.    

     Er kommt noch zu allerlei Kritik am Charakter und Wissen des Jesus und an Taten der Kirchen.

   Nichts davon hat nur die geringste Kraft, das zu erschüttern, was ich mein Glauben, mein Spekulieren nennen würde.

Alles Beweisen ist das Zurückführen einer Gewissheit auf ein Gewisseres

(Schopenhauer).

Tut das Bertrand Russel? Inzwischen kommt er mir als Streber vor, der seinen Finger nicht vor dem Herrn Lehrer, sondern vor der Klasse streckt.

*

                                                                                                  "Was die Welt im Innersten zusammenhält"

Goethe?)

 

Was ich glaube.

 Zwischen Nihilisten und Ideologen des Glaubens.

*

Das Warum Glauben?  könnte mit Freude am Kiffen beantwortet werden, weil Gott bei manchen doch berauschender wirkt als Exotic Whip, (Lachgas), das da im Park liegen blieb.

Das Gleiche habe ich aber auch bei Fans der Relativitätstheorie und der Psychoanalyse nach Freud und bei solchen der Globuli bemerkt.

Und: man kann auch vom Glauben an nichts besoffen sein ((Dr. Allwiss, Nietzsche, Bakunin (im Gegensatz zu Kropotkin))

 

Von Ostereiern und KI

Der längst widerlegte Gottesbeweis könnte auf die Abweisung der Frage nach dem Ursprung zurückgeführt werden: war nun das Ei oder der Osterhase zuerst da? Der Urknall oder Gott?

Es bleibt ja die Frage nach dem Was! der beiden Zustände des einen Daseins, der einen Existenz,  der einen Welt.

Was fragst Du also nach dem Warum meines Glaubens statt nach dem Was? Oder nach dem Ob?

Ich schätze, daß Du nach etwas ganz anderem fragst. Nämlich nach dem, was ich verehre, und nach dem, wozu ich verehre, nach dem, wozu ich dieses Glauben nutze. Dann frage mich aber nicht nach meinem Gott, der, die oder das sich doch wohl von Deinem unterscheidet.

Ich verehre das, was zwischen mir und der Welt statt findet. Kommunikation, Liebe, Freundschaft. Das, was mir begegnet, wenn ich durch Welt und Wüste gehe. Das Antworten auf mein Ich. Was ist Existenz, wo sie nicht liebt oder sich nach Liebe sehnt, als ein tönendes Erz und eine klingende Schelle?

Wer nur in der Vorstellung lebt und die andere Seite des Lebens, Willen, Fühlen, Berührung nur misstrauisch beäugt, ist ihm oder ihr nicht KI der beste Gesprächspartner, die beste Gesprächspartnerin? Wie etwa den Gläubigen des Ron Hubbard?

Ich ziehe das Staunen über dieses einmalige Wunder von Bruchteilen einer Sekunde, in der Düsteres erfahren werden musste aber auch manches Glück war, dem immer gleichen lustlosen durch die zugemesse Zeit trotten vor.

Und wie ein Sektenbeauftragter mir einst sagte: Wer nichts glaubt, glaubt schließlich alles.

*

Und wenn Du nach diesen Worten immer noch glaubst -wissen kannst Du es nicht-, Gott und Weihrauch seien dasselbe, kann ich das nicht ändern. Und ich muss es auch nicht.

12.3.2024 Klaus Wachowski

Marc Aurel

Kann mir jemand überzeugend dartun, daß ich nicht richtig urteile oder verfahre, so will ich's mit Freuden anders machen. Suche ich ja nur die Wahrheit, sie, von der niemand je Schaden erlitten hat. Wohl aber erleidet derjenige Schaden, der auf seinem Irrtum und auf seiner Unwissenheit beharrt.

 Gedanken  Nr.21

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