Freitag, 20. Oktober 2023

Projekt Arno Schmidt, die Made im Weltuntergang

Gerne hätte ich das Projekt Arno Schmidt zum Erfolg gebracht: auch mein Vater hat mir gegenüber nie verraten, ob und ggfls was er sich zu Schulden kommen ließ. 

Nach 14 Tagen intensiver Recherche musste ich gegen das Tarnen und Täuschen des gehypten Literaten und Lügners aufgeben. Zu alt, die Bohrmaschiene angstfrei zu bedienen, fehlt mir auch die nötige Energie und zeitliche Möglichkeit zu tiefer gehenden historisch-kriminologischen Nachforschungen. Auch Reemtsma hat nichts dazu getan, folgende Nähe liegende Zusammenhänge aufzulösen:

1. Fälschung des Geburtsdatums bei der englischen Militärverwaltung. 

2. Schreibstubentätigkeit in Hageneau. Arbeitsfeld, Umfang der Tätigkeit als Dolmetscher, Verbindung zu Polizei und SD.

3. Schreibstubentätigkeit im Außenposten Øveraasjoen bei Molde, Norwegen. Unbekanntes Gebiet und Arbeitsumfang des Englisch sprechenden Verwaltungsmanns im Stockwerk über der Fernmeldeeinheit. Wöchentliche Meldungen nach Vestnes. ("Schreibstube" konfisziert von Norwegern, bei denen er zuvor gewöhnt hat.)

4. Vor Kriegsende Meldung zur Front. (Diese Möglichkeit nutzten vor allem gesuchte SS-Leute)

5. Bezug zum Lager der (rd. 50) russischen Kriegsgefangenen, die um nicht zu verhungern, beim Marsch in die Zwangsarbeit Frösche fingen und aßen. (Er war es nicht, der wegen verbotener Lebensmittelgabe beim Chef angezeigt wurde.)

Der Mann hatte sich schließlich im Jahr der Bücherverbrennung -wenn auch angeblich erfolglos -bei der SS gemeldet. Von 6 anderen Bewerbungen nichts Näheres.

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Weit kam ich selbst bei meinen Nachforschungen nicht. (Einzelne Ergebnisse vielleicht später.) Die Bestellung von Folianten aus dem Louvre bei seinem im besetzten Frankreich eingesetzten Freund (was macht die Restitution?), die Wurstigkeit im Briefwechsel zu den brennenden Unbarmherzigkeiten des NS-Staats, schließlich Heringsfässer aus Norwegen in Lauban noch rasch vor der Flucht lassen zumindest das Bild einer Made im Weltuntergang übrig.

Auch ich war von AS begeistert, stahl als erstes Buch meiner Pubertät die "Gelehrtenrepublik" in einem Laden in Neustadt/W. Aber ich las auch Perry Rhodan mit Begeisterung. Vielleicht, oder mit einer gewissen sicheren Vermutung, waren auch dort Leute aus der guten alten Zeit zugange. Aber sie wurden nicht in Ruhm gegipst. Die Masche der Schmidt-Literatur, abgeschaut beim Ulysses des James Joyce hielt nicht lange vor. Gedanken stößeln und die Spaghetti dann mit Sex würzen, langweilt auf Dauer. Es sei denn, man liebe das Surfen im Nebel. Ansonsten erinnert die Haltung des grinsenden Menschenverächters aus Bargfeld an den Koloniallebequ der Elementarteilchen neuerer Zeit, der hoffentlich eine neue 68er Jugend entsteht....

 



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