Von
Wächtern und Warnern
Lassen wir
das Modell vom Schwarm beiseite, sprechen wir von der menschlichen
Gesellschaft.
Jede/r hat von allem etwas in sich, will Führer sein, einer guten Sache folgen, seine Wahrheit verkünden, einfach in und für Gemeinschaft nur anständig leben und für den Fortbestand irgendwie zu sorgen. Es nimmt wohl bei den meisten den größten Teil des Lebens in Anspruch zu erlernen, was einem am meisten liegt, ob man am passenden Platz in der passenden Haltung lebt und wohin es einen eigentlich treibt.
Beim Scheitern als Leiter eines Prüfungsamts, man hatte mich erfolgreich kalt
gestellt und die Verantwortlichen hielten sich vornehm in ihrer Kritik
zurück, erst da, am Ende meiner aktiven Zeit, erkannte ich, dass meine
eigentliche Neigung und Fähigkeit eben im kritischen Beobachten, Beurteilen und Einordnen von allgemeinen Umständen bestand, dass eben das, was selbst
ich als störend beim Handeln und Planen fühlte, das Beste an meinen Fähigkeiten
- auch für die Gesellschaft-war. Ob und wem wozu es genügte? Vielleicht X oder
Y? Wer will es wirklich wissen?
Wie kommt
man an solchen Platz? Etwas treibt einen dahin, man wird aber auch aus dem gemütlichen
Bereich des Nichtfragens verdrängt, ist lästig. Umgekehrt kenne ich keinen Führer,
keine Führerin, die ich so verehrte, daß ich ihnen folgen oder nacheifern möchte,
dass Folgen selbst ist mir ohnehin verhasst und „nur so“ leben mit Freuden, Sorgen,Liebe
und Schmerz macht mich nervös.
So gehöre ich
schon immer zu den lästigen Rufern, Hineinschwätzern, Unterbrechern, Kritikern,
die so oft falsch liegen und als hysterisch herüberkommen, manchmal aber auch erstaunliche
neue und tiefe Erkenntnisse finden. Leuten, die vom irren Breivig bis zum weisen
Sokrates oder Schopenhauer, vom wendigen Sloterdijk zur verlässlichen Hannah Arendt
reichen, im Politischen vom eiskalten Schreibtisch-Inquisitoren über hirnlose Wutellen
und verbohrten Intellektuellen bis zum hellsichtigen Cato. In welches Lager (which
side are You on?) ich wollte und wohin ich gekommen bin (unbetreutes Nachdenken?),
diese Frage zu beantworten habe ich wohl nicht mehr Lust noch Energie.
All „meine Leute“
vom Stamm der Neugier, der Aufmerksamkeit aber auch der Rufer und Überempfindlichkeit,
all die Hypochonder von Elfenbeinturm und Guck-in-die-Luft, eine Menge von blökenden
Narzißten, Gurus aber auch von obdachloser Weisheit und Einsamkeit. Auch sie „gehören
dazu“, wie das Bekenntnis der Republik verkündet.
Sie haben ihre
Funktion, versuchen den Sinn des Lebens oder ihre fantastischen Vorstellungen davon,
der Gesellschaft in den Weg oder voraus zu werfen, um den Horizont zu erhellen oder
in der Nacht ihre Irrlichter leben zu lassen. Das Richtige vom Falschen zu trennen
obliegt Deiner eigenen Vernuft und Unvernunft. Willst Du der Republik nicht schaden,
wende das erstere an, ansonsten renne jedem nach, der die Menschen ins Unglück
stürzt, um allein zu herrschen. Vertrauen ist gut, wenn der Verstand wachsam bleibt.
Wichtig tun ist fast immer die Vorstufe zur Herrschaft. Sie wendet zwei Mittel an,
um das Recht aus der Absprache der Bürger zu brechen: Gewalt und Lüge. Das letztere
hat das amerikanische Volk gerade nochmal so abgewendet.
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